Kardinal Schönborn über den Krieg
"Es ist himmelschreiend, unfassbar"
Kardinal Christoph Schönborn war heute in der ORF-Pressestunde zu Gast. Dabei wurde vor allem über den Krieg in der Ukraine, die Situation von Flüchtlingen und die Corona-Pademie gesprochen.
WIEN. Angesichts der anhaltenden Gräuel im Ukraine-Krieg zeigte sich der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn entsetzt. "Es ist himmelschreiend, einfach unfassbar", betonte Schönborn in der ORF-Pressestunde. Es handle sich dabei um einen Aggressionskrieg, der ganz klar vom russischen Präsidenten Putin ausgelöst wurde.
Und hier setzte Kardinal Schönborn auch Kritik an. "Meine Frage ist warum man 2014 bei der Annexion der Krim nicht schon deutlicher reagiert hat?" Dabei hab es sich schließlich schon um einen Akt der Aggressivität gehandelt. Der Protest der freien Welt sei damals nicht weit genug gegangen und habe Putin nicht ausreichend abgeschreckt, bemängelt Schönborn. Nun müsse sei die zentrale Frage, was kann diesen Menschen und seine Pläne aufhalten könne.
Hier sei nun vorerst in erster Linie der militärische Widerstand im Fokus. Christoph Schönborn erklärte, es wäre froh, wenn er einen Weg wüsste, der über die militärische Lösung hinausgehen würde. Die christliche Lehre sehe im Falle der Ukraine aber einen klaren Fall von Notwehr: "Es ist tragisch, wenn Waffen geliefert werden müssen um die Aggression zu stoppen und zu beenden." Allerdings sei er nicht kompetent genug eine Alternative aufzuzeigen, würde aber jede Lösung begrüßen, die den Frieden bringen würde.
Bezüglich der Entscheidung über den Neutralitätsstatus von Österreich, merkt Schönborn an, dass dies nicht in seine Autorität fallen würde. Allerdings betonte er, dass es in diesem Fall niemals eine moralische Neutralität geben dürfe: "Es darf keine Neutralität gegenüber der Not sein. Es ist richtig, dass Österreich an der Seite jener steht, die die Aggression verurteilen und versuchen ihr Einhalt zu gebieten." Die Ukraine brauche die Unterstützung der freien Welt.
"Lieber Gott lass Hirn regnen"
Im weiteren Verlauf sprach Kardinal Schönborn schließlich noch über die Flüchtlingsthematik: "Jeder Mensch der auf der Flucht ist, ist als Mensch zu betrachten. Die Situation 2015 war eine andere als zuvor." Zuvor sei etwa auch ein humanitärer Korridor in Syrien geschaffen. Die Menschen wurde in Österreich gerne aufgenommen. Die Situation 2015 habe hier dann zu einer Zäsur geführt. Nun aber kommen aus der Ukraine vor allem Mütter mit Kindern, das sei wiederum eine andere Situation. Von einer Unterscheidung zwischen "guten und schlechten Flüchtlingen" hält Schönborn nichts: "Man soll Menschen nicht bewerten. Keiner verlässt freiwillig seine Heimat."
Als weiterer großer Themenblock wurde noch das Thema Corona-Pandemie aufgegriffen. Schönborn bedauert hier vor allem die entstandene Spaltung, auch hinsichtlich der Impfthematik. Diese Spaltung würde auch quer durch Familien gehen, auch in seiner eigenen. Das habe sicherlich auch damit zu tun, dass das Thema emotionalisiert werde. Es bräuchte hier mehr Maß und Vernunft, so Schönborn. Er denke sich oft "Lieber Gott lass Hirn regnen". Allerdings sei es oft sehr schwer zu unterscheiden, welchen Nachrichten man trauen könne, insbesondere im Internet. Verschwörungstheorien würden ein Weltbild voller Bedrohung und Verschwörung bauen. Dem sei es leider sehr schwer beizukommen. "Es ist mühsam", so der Kardinal abschließend.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.