Traumatherapie / Psychologie
Was sind Traumafolgestörungen?
Ob ein Mensch belastende Ereignisse traumatisch verarbeitet, hängt stark von seinen genetischen und psychologischen Dispositionen und sozialen Ressourcen ab. Die subjektive Reaktion auf ein belastendes Ereignis ist ein wichtiger Maßstab in der modernen Therapie von Traumafolgestörungen.
Psychische Traumafolgen entstehen somit durch das Zusammenspiel von:
- Extrembelastungen (etwa körperliche, psychische, sexuelle Gewalt)
- subjektivem Erleben
- und der persönlichen Vulnerabilität.
Ein Trauma ist ein Ereignis, welches ich als bedrohlich, überwältigend und unfassbar erlebe. Es liegt außerhalb der menschlichen Erfahrung. Es kommt zu einer massiven Erschütterung meiner subjektiven Welt und alle meine Bewältigungs- und Copingmechanismen versagen. Als Schutzreaktionen bleiben nur noch Totstellreflex, Dissoziation und innere Fragmentierung. Das Entsetzen ist die Grundlage eines jeden Traumas und ich bleibe im Entsetzen stehen.
Allerdings führt nicht jedes Trauma zu einer Traumafolgestörung. Zudem gibt es andere Komorbiditäten wie Konversionsstörungen, Somatisierungsstörungen und Persönlichkeitsstörungen.
Eigentlich ist es falsch von „Traumatherapie“ zu sprechen, weil ein Trauma ein belastendes Ereignis ist, das in der Vergangenheit liegt. Dieses Trauma lässt sich nicht behandeln. Allerdings lassen sich die Folgen von Traumatisierungen, d.h. die Traumafolgestörungen, therapieren.
Traumatherapie richtet sich somit nicht auf die Vergangenheit, sondern auf die Gegenwart, denn traumatisierte Menschen leiden heute im Alltag an den Traumafolgestörungen. Daher muss eine Traumatherapie auch konfrontativ die Traumafolgesymptome und die traumatischen Erinnerungen bearbeiten. Es geht um jene Symptome, unter denen die Patient*innen im Alltag leiden, etwa Rückzug, sich aufdrängende Erinnerungen, starke Gefühlsschwankungen, Alpträume und zwischenmenschliche Konflikte.
Das Aufarbeiten der Vergangenheit macht somit keinen Sinn und hilft traumatisierten Menschen nicht. Hilfreich ist es aber, gegenwärtige Erinnerungen an vergangene traumatisierende Ereignisse zu behandeln.
In der modernen Traumatherapie geht es darum, körperliche, psychische und emotionale Traumaerinnerungen und fragmentierte Wahrnehmungsbruchstücke zu einer vollständigen Erinnerung zusammenzufügen und in die Biographie zu integrieren. Dies bewirkt, dass die überflutenden und überfordernden Erinnerungen Vergangenheit werden können. Dadurch lassen sich viele Traumasymptome mildern oder ganz aufheben. Das Erlebte bekommt im Leben seine Zeit, seinen Platz und seine Ordnung. Zudem bezeugt ein neutraler Außenstehender (der Therapeut/die Therapeutin), dass erlittene Unrecht am traumatisierten Menschen.
Traumafolgestörungen können heute mit folgenden Methoden gut behandelt werden:
- Skillstraining und Emotionsregulation
- Ressourcenaktivierung (innerer Ort, innere Helfer)
- Hypnotherapie und Hypnose
- Imaginationsverfahren
- der narrativen Traumatherapie
- BASK
- der Psychodynamischen Imaginativen Traumatherapie
- EMDR
- der Ego-State-Therapie
- der Schematherapie
In der Regel arbeiten Traumatherapeut*innen integrativ mit allen Ansätzen, ganz abgestimmt auf die Bedürfnisse ihrer Patient*innen.
Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision
(Logotherapie und Existenzanalyse)
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