Slow Travel in Italien
Wie man entschleunigt und bewusst seinen Urlaub erlebt
Immer mehr Menschen wollen im Urlaub entschleunigen und Land und Leute bewusst und mit allen Sinnen entdecken und erleben. Italien hat dafür eine große Palette an Möglichkeiten.
Der Trend reicht vom nachhaltigen Reisen bis hin zum green und slow tourism, einem Aufenthalt in Einklang mit Natur und Menschen, um das Ursprüngliche und Authentische kennen zu lernen. 25 Nationalparks und etliche regionale Naturschutzgebiete garantieren Naturerlebnisse abseits der Touristenpfade, bei denen man die lokale Tier- und Pflanzenwelt kennenlernen sowie Wander- und Radausflüge machen kann.
Die Meeresschutzparks wiederum sorgen für geschützte Zonen an der Küste und um die Inseln, um die Unterwasserwelt zu schützen. Für hohe Umweltstandards und ausgezeichnete Wasserqualität steht das europäische Gütesiegel der „Blauen Flagge“, das zuletzt an 458 italienische Strände und Badestellen verliehen wurde.
Mittelalterlicher Charme im italienischen Hinterland
Entschleunigung pur verspricht eine Reise ins italienische Hinterland. Hier entdeckt man mittelalterliche Dörfer mit viel Charme – sogenannte Borghi – und unberührte Landschaft. Von Nord- bis Süditalien gibt es rund 1.000 Borghi, die meist um eine Burg herum entstanden sind und bis heute ihren ursprünglichen Charakter erhalten haben. Beispielsweise in Alberobello, die Stadt der Trulli in Apulien, in Cività di Bagnoregio in der Region Lazio, das auf einem Felssporn aus Tuffstein liegt und nur über eine schmale Fußgängerbrücke erreichbar ist, oder in Castelmezzano, hoch oben in den Lukanischen Dolomiten der süditalienischen Region Basilikata.
Hier ticken die Uhren noch langsamer und Traditionen sind genauso lebendig wie die authentische Küche mit lokalen Produkten. Gäste wohnen in liebevoll restaurierten Mühlen, kleinen Schlössern oder Klöstern. Aus manch verlassenem Dorf wurde ein „Albergo diffuso“, ein „verstreutes Hotel“. Fällt die Auswahl schwer, kann man sich beispielsweise an der „Bandiera Arancione“, einem Qualitätssiegel, orientieren oder sich an den Verband der schönsten Dörfer Italiens – „I Borghi più belli d’Italia“ – wenden.
Von Pilgerwegen bis hin zu Schlemmerrouten
Den Slow Modus einlegen, die Gegend erkunden, die Landschaft genießen – das kann man von den Alpen bis zum Ätna auf zahlreichen Wanderwegen. Großer Beliebtheit erfreuen sich dabei Pilgerrouten wie der Franziskusweg oder die Frankenstraße, auf denen Jahrhunderte lang nach Rom gepilgert wurde. Schlägt das Urlauber*innenherz mehr für das Literarische, dann ist der Cammino di Dante zu empfehlen.
Er verbindet jene Orte, an denen der italienische Dichter lebte. Ob Wander- oder Pilgerreise, es ist immer auch eine Reise des Genusses. Zahlreiche Schlemmerrouten und Weinstraßen wie die Strada del Vino e dell’Olio an der ligurischen Küste oder die Proseccostraße durch die sanften Hügel Venetiens laden zur stimmungsvollen Einkehr ein.
"Sagra" - das italienische Erntedankfest
Eine Vielzahl an regionalen und lokalen Spezialitäten lassen sich bei einer „Sagra“, einem kulinarischen Volksfest, verkosten. In der Erntezeit im Herbst finden die Feste zu Ehren einer lokalen Spezialität statt: Pilze, Trüffel, Schinken, Käse, Wein, Kastanien – die Anzahl der Köstlichkeiten ist nicht enden wollend. Ein einzigartiges Erlebnis ist es, mit einem historischen Zug durch eine Region zu fahren und dabei bei der einen oder anderen „Sagra“ Halt zu machen. Ein besonders beliebtes Beispiel ist etwa eine Fahrt mit der Dampflok des „Treno Natura“, dem Naturzug, zur „Festa dell´olio novo“, dem Fest des neuen Olivenöls in der Toskana.
Dieses eindrucksvolle Erlebnis ist nur eines von vielen, wenn es um langsames Reisen mit dem Zug im Urlaubsland Italien geht. Die Stiftung der italienischen Eisenbahnen, die Fondazione Ferrovie dello Stato, betreibt zehn touristische Strecken mit einer Länge von insgesamt 600 Kilometern. Viele der Züge werden von einer Dampflok gezogen und immer geht es durch eine malerische Landschaft, die durch die Entschleunigung besonders nachhaltig wirkt.
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