Pleite in Wien
Euram Bank häufte mindestens 353 Millionen Euro Schulden an

- Die Abwicklung der Euram Bank wird viele enttäuschte Investoren zurücklassen, so viel scheint schon einmal festzustehen.
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Es ist wohl eine der größten Bankenpleiten in der jüngsten österreichischen Geschichte. Bereits bekannt war, dass die Euram Bank geschlossen werden soll. Jetzt steht auch der Schuldenberg fest: 353,7 Millionen Euro wurden anerkannt. Dabei wären noch 192 Millionen Euro mehr gefordert worden. Der Löwenanteil dieser Forderungen kommt von Kunden der Bank.
WIEN. Diese Bankenpleite wird wohl in die jüngere Geschichte eingehen. Bereits seit Dezember ist klar, dass die Euram Bank mit Sitz am Schottenring abgewickelt und damit geschlossen werden soll. Niemand geringerer als die Finanzmarktaufsicht (FMA) brachte damals den entsprechenden Insolvenzantrag beim Handelsgericht ein.
Der Grund: "gravierende Mängel" des Instituts im Bereich der Geldwäscheprävention und Terrorismusfinanzierung. Hinzu kamen große Ungereimtheiten, was die Sicherheiten von vergebenen Krediten angeht. Zu lasch war den Hütern des österreichischen Finanzmarkts die Vergabepraxis bei Krediten in den Geschäftsjahren zuvor. MeinBezirk berichtete:
Damals war noch unklar, was die Schließung für die Gläubiger – zum großen Teil sind hier die Kundinnen und Kunden der Euram gemeint – bedeutet. Bis dato konnten die Forderungen beim Handelsgericht angemeldet werden. Darunter fallen etwa Spareinlagen, die man bei der Euram noch aufrecht hatte. Am Donnerstag melden dann sowohl der Kreditschutzverband 1870 (KSV 1870) als auch der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) den Stand der Meldungen.
Hunderte Millionen in der Schwebe
Konkret haben 432 Gläubiger ihre Forderungen angemeldet. Der Insolvenzverwalter hat aus diesen Einmeldungen gesamt 353,7 Millionen Euro als zu Recht bestehend anerkannt. Der Schuldenberg hätte dabei noch wesentlich höher anwachsen können. Denn ursprünglich wurden von den Betroffenen gesamt 546,5 Millionen gemeldet. Man betont jedoch, dass die Prüfung der angemeldeten Beträge noch nicht gänzlich abgeschlossen sei. Bedeutet: Es kann durchaus sein, dass der Mindest-Schuldenberg von 353,7 Millionen Euro weiter anwächst.

- Im Dezember zog die Finanzmarktaufsicht (FMA) die Reißleine rund um die Geldgeschäfte der Euram Bank.
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Ein Blick auf die jüngsten Bankenpleiten veranschaulicht die Dimension dieser Beträge. So wurden bei der Pleite der Commerzialbank Mattersburg 812 Millionen Euro an Verbindlichkeiten im Oktober 2020 angemeldet. Bei der Pleite der Anglo Ausrian AAB AG im selben Jahr, die einst als Meinl Bank bekannt wurde, wurden 422,6 Millionen Euro angemeldet. Die Euram-Pleite mit ihren 546,5 Millionen und immerhin 353,7 Millionen Euro anerkannten Verbindlichkeiten reiht sich also bei diesen Großinsolvenzen aus dem Finanzsektor ein.
Komplizierte Abwicklung
Abwicklungen von Geldinstituten sind im Insolvenzrecht eine höchst komplexe Sache und dauern mitunter Jahre an. Denn zahlreiche Sonderbestimmungen betreffen die Bankhäuser. So gibt es da etwa die Einlagensicherung für Kleinanleger. Wer sein Vermögen auf ein Sparbuch, ein Sparkonto oder einfach nur auf ein Girokonto gibt, der soll bis zu einem Maximalbetrag von 100.000 Euro auch dieses Kapital gesichert wissen. Bei der Rückzahlung der Verbindlichkeiten im Falle einer Bankenpleite wird diese Einlagensicherung auch allen anderen Schulden vorgereiht.

- Kleinere Spareinlagen bis 100.000 Euro fallen unter die sogenannte Einlagensicherung und sind damit besonders gesichert. Bei der Euram Bank fällt darunter jedoch nur ein kleiner Teil des gesamten Anlagevolumens.
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Rund 41,9 Millionen Euro, welche in diese Einlagensicherung fallen, wurden hierbei aus dem großen Schuldenberg anerkannt. Generell kann man zu dem Ganzen laut KSV1870 und dem AKV sagen: Aus den gesamt eingebrachten 546,5 Millionen Euro Forderungen stammt der allergrößte Teil von Anlegern. Sie brachten zusammen einen Topf von 370 Millionen Euro ein.
Jetzt muss der Insolvenzverwalter auf Sonderbestimmungen des Bankensanierungs- und Abwicklungsgesetzes (BaSAG) Rücksicht nehmen. Dabei werden die Gläubiger in verschiedene Klassen eingeteilt und die Verbindlichkeiten nach einer gewissen Reihe abgewickelt: "Das bedeutet, dass an erster Stelle die Einlagensicherung steht. In weiterer Folge haben die Sparer mit ihren nichteinlagengesicherten Sparguthaben Anspruch auf eine Quotenzahlung. Erst dann folgen die weiteren Gläubiger", so Jürgen Gebauer vom KSV 1870.
Größere Ausfälle
Laut Gebauer sieht es derzeit zwar aus, als könnte die Einlagensicherung vollständig bedient werden. Damit werden zumindest die Kleinanleger auf ihre maximal 100.000 Euro an Kapital hoffen können. Für Investoren mit höheren Beträgen sieht es da schon schlechter aus: "Aus heutiger Sicht erscheint es sehr wahrscheinlich, dass zumindest die Forderung der Einlagensicherung zur Gänze bedient werden kann, wohingegen bereits Einlagengläubiger der zweiten Klasse womöglich nur mehr eine anteilige Befriedigung erlangen werden."

- Bankenpleiten sind komplexe Vorgänge. Einiges an Arbeit kommt auf die Abwickler zu.
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Zweifellos dürften zahlreiche Großkunden von der Pleite dadurch betroffen sein. Denn die 1999 gegründete Euram Bank war eine international tätige Privatbank mit Schwerpunkt auf Europa, Russland, den Nahen Osten und Zentralasien. Ihr Kerngeschäft umfasste insbesondere Private Banking, Immobilienfinanzierung und Asset-Management.
Eine abschließende Quotenprognose sei jedoch zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht möglich und bleibt die Entwicklung des Insolvenzverfahrens abzuwarten. So oder so: Aufgrund der Komplexität des Insolvenzverfahrens rechnet man beim KSV1870 aus heutiger Sicht damit, dass die Abwicklung des Schuldnerunternehmens noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird: "Wir gehen daher von einer längeren Dauer des Verfahrens aus."
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