Verzweiflung in Taxibranche
Rote Wirtschaftsfraktion kritisiert Stadt Wien

- Ab 1. Jänner 2025 werden auf Wiens Straßen nur Taxis mit CO₂-freien Antrieben zugelassen. Dies erntet nun Kritik von Unternehmern der Branche. (Archiv)
- Foto: Wien Energie/Christian Hofer
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Die E-Mobilitätsoffensive der Stadt Wien wirbelt Zweifel in der Taxibranche auf. Unternehmende kritisieren fehlende Infrastruktur, Kosten, sowie unrealistische Pläne, heißt es vom sozialdemokratischen Wirtschaftsverband Wien - und kritisiert damit die SPÖ Wien selbst.
Artikel aktualisiert am 17. Dezember, 14.50 Uhr
WIEN. Für 2025 plant die Stadt Wien eine Elektromobilitätsoffensive, die alle Bereiche und Erscheinungsbilder der Elektromobilität der Stadt umfasst. Der Fokus der Strategie liegt primär auf Maßnahmen zur Elektrifizierung von Fahrzeugflotten und dem Ausbau der notwendigen Ladeinfrastruktur. Gerade Flotten, Fuhrparks von Unternehmen oder Taxis liegen hier im Vordergrund. Ab 2025 dürfen daher laut der Wiener Landesbetriebsordnung nur noch emissionsfreie Fahrzeuge zugelassen werden.
Diese Strategie führt nun zur Verzweiflung in der Taxibranche, wie der "Sozialdemokratische Wirtschaftsverband Wien" (SWV Wien) in einer Aussendung schreibt. Interessant daran ist, dass der SWV die sozialdemokratische Fraktion in der Wirtschaftskammer Wien und der Wirtschaftsflügel der SPÖ Wien ist. Mit der Kritik an die Stadt Wien wird somit gegen die Parteigenossinnen und -genossen der Stadtregierung gewettert.
Kritisiert werden etwa "fehlende Infrastruktur, unerschwingliche Kosten und unrealistische Pläne". "Dieser Plan führt nicht in die Zukunft, sondern in die Sackgasse“, warnt Marko Fischer, Präsident des SWV Wien.
Nur etwa 1.000 Ladepunkte öffentlich
Die Umstellung der Wiener Taxiflotte auf emissionsfreie Fahrzeuge ab 2025 bereitete massive Probleme in der Branche. „Ohne ausreichend Ladeinfrastruktur und bezahlbare Elektroautos ist dieser Plan ein unausgereiftes Experiment auf Kosten der Unternehmer:innen“, so Fischer. Laut dem SWV seien demnach von rund 2.700 Ladepunkten in Wien nur etwa 1.000 öffentlich zugänglich. „In der Praxis würde das für mich bedeuten, dass ich wertvolle Zeit damit verbringen muss, nach freien Ladestationen zu suchen und dann noch zu hoffen, dass diese nicht schon besetzt sind", kritisiert der Wiener Taxiunternehmer, Serhat Sen.

- „In der Praxis würde das für mich bedeuten, dass ich wertvolle Zeit damit verbringen muss, nach freien Ladestationen zu suchen und dann noch zu hoffen, dass diese nicht schon besetzt sind", kritisiert Wiener Taxiunternehmer Serhat Sen. (Symbolfoto)
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Überdies gebe es Kritik an den Ladezeiten. Bei einem Ladepunkt mit elf Kilowatt benötigten diese rund sechs Stunden. „Viele Kolleg:innen sind Ein-Personen-Unternehmer:innen, die nicht die Möglichkeit haben, eigene Ladeinfrastruktur zu kaufen. Ob sie ihre Fahrzeuge laden und damit den Betrieb aufrechterhalten können, wird zur reinsten Glücks-Lotterie“, erläutert Katarina Pokorny, Vorsitzende der Sparte Transport und Verkehr im SWV Wien. Dadurch, dass Wien als einziges Bundesland diese Regelung umsetzte, bringe dies die Wiener Taxibranche in einen massiven Wettbewerbsnachteil, kritisiert der SWV Wien.
Stufenmodell als Gegenvorschlag
Über die Kritik hinaus präsentierte der SWV Wien jedoch auch ein Gegenmodell in Form eines Stufenplans, der "Klimaschutz und wirtschaftliche Realität" vereint. So soll es nach ihnen bis 2025 eine schrittweise Senkung der CO₂-Grenzwerte und bis 2030 die vollständige Umstellung auf emissionsfreie Fahrzeuge geben. Der schrittweise Übergang soll den Taxi-Unternehmen die Umstellung in machbare Etappen ermöglichen

- „Damit wird ein wichtiger Schritt für das Klima geleistet, ohne die wirtschaftliche Basis der Unternehmen in Gefahr zu bringen oder sie aus Wien zu verdrängen“, so Marko Fischer.
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„Damit wird ein wichtiger Schritt für das Klima geleistet, ohne die wirtschaftliche Basis der Unternehmen in Gefahr zu bringen oder sie aus Wien zu verdrängen“, so Fischer. Der Präsident des SWV Wien appelliert "an alle Verantwortlichen, endlich zu handeln". Falls die Stadt Wien nicht umdenke, werden nicht nur die Klimaziele, sondern auch hunderte Existenzen riskiert, so Fischer.
"Kennen die Bedenken"
Kurz nach Bekanntwerden dieser Kritik aus den SWV-Reihen meldet sich auch das Büro des zuständigen Wirtschaftsstadtrats Peter Hanke (SPÖ) zu Wort. Man versichert gegenüber MeinBezirk: "Wir kennen die Bedenken der Branche bezüglich der Ladeinfrastruktur, können aber versichern, dass es aktuell ausreichend E-Ladestellen in Wien gibt und die Wien Energie dieses Netz auch laufend ausbaut".
Aktuell gebe es alleine mehr als 250 Schnellladepunkte in Wien bei 220 angemeldeten E-Taxis. "Generell beobachten wir die steigende Anzahl an E-Taxis und werden die E-Ladeinfrastruktur auch in Zukunft entsprechend erweitern, mit einem Fokus auf Schnellladestationen". Es wäre jedoch nicht so, dass es von heute auf morgen einen enormen Anstieg an E-Fahrzeugen in dieser Transportbranche geben würde, "da ja auch über den 1. Jänner 2025 hinaus bereits angeschaffte Verbrenner im Dienst bleiben können".

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Am Verbrenner-Aus bei Neuzulassungen wolle man nicht mehr rütteln, versichert man. Denn es gab genügend Einbindung mit den Interessengruppen von Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer Wien bei diesem Vorhaben. Und der Schritt sei "per se nicht Neues, sondern wurde bereits 2023 in der Landesbetriebsordnung verankert. Seit 2019 ist schon bekannt, dass es mit 1. Jänner 2025 zu dieser schrittweisen Umstellung kommen wird".
Daher wurde auch eine umfangreiche E-Taxi-Förderung in Zusammenarbeit mit der WKW ins Leben gerufen, die die Anschaffung bzw. den Betrieb von E-Taxis zusätzlich zur Bundesförderung erleichtert, erklärt man. "Emissionsfreier Verkehr ist ein wichtiger Baustein der Mobilitäts- und Klimawende und Taxis spielen dabei eine wichtige Rolle", hält man fest.
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