Nach Vorwürfen
Wiener Starkoch Filippou will Missstände aufarbeiten

Filippou bereibt seit knapp zwölf Jahren das gleichnamige Lokal auf der Dominikanerbastei in Wien. (Archiv) | Foto: Merkur Versicherung
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Laut einem Online-Bericht gibt es einige Vorwürfe gegen den Starkoch Konstantin Filippou. Ehemalige Mitarbeiter berichten von Billigware, die als Luxus-Gerichte angeboten werden, aber auch von schlechten Arbeitsbedingungen. Filippou äußerte sich zu den Vorwürfen, dementierte einige und gab an, die Missstände "mit vollem Einsatz" aufzuheben.

WIEN. Der gebürtige Grazer Konstantin Filippou ist einer der bekanntesten Köche des Landes. Er lernte bei den ganz Großen der Branche, etwa bei Gordon Ramsay in London oder bei Heinz Reitbauer im „Steirereck“. 2016 wurde er Koch des Jahres und sein Lokal in der Dominikanerbastei 17 (1. Bezirk) bekam zuletzt erneut zwei „Michelin“-Sterne (siehe unten).

Doch eine Recherche der „Wiener Zeitung“ berichtet über schwere Vorwürfe gegen den Koch. Die Rede sei von Billigware, die als Luxus-Gerichte verkauft werden, aber auch schlechten Arbeitsbedingungen, Beschimpfungen, Gerichte-Zubereitung im Keller sowie nicht korrekt ausgezahlten Überstunden.

Konstantin Filippou (l.) sprach von gezielter „Vernaderung“, die er bereits einem Anwalt übergeben habe. (Archiv) | Foto: Andreas Pölzl
  • Konstantin Filippou (l.) sprach von gezielter „Vernaderung“, die er bereits einem Anwalt übergeben habe. (Archiv)
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360 Euro werden für neun Gänge in Filippous Lokal verlangt. In mehreren Interviews schwärmte er von der Qualität seiner Zutaten, doch laut dem Online-Bericht soll der Schein trügen. Die Rede sei von „norwegischen Jakobsmuscheln“, die eigentlich günstigere Ware aus Japan gewesen sei. Das Gericht wurde, nachdem der Koch mit den Vorwürfen ehemaliger Mitarbeiter konfrontiert wurde, von der Menü-Karte gestrichen.

"Aufhebung der Missstände mit vollem Einsatz"

Der Starkoch räumte ein, manchmal andere „qualitativ genauso hochwertige“ Produkte zu verwenden, falls die gewünschte Ware nicht lieferbar sei. Er bedauere, dass das Personal die Gäste dazu nicht informiert habe. Auch bei den Belon-Austern soll es sich um nicht so seltene Gillardeau-Austern gehandelt haben. Ebenso berichten ehemalige Mitarbeiter über angebliche Langostinos („Kaisergranaten“, hummerähnliche Krebse), die aus Kroatien stammen. „Sie waren herkömmliche Massenware, tiefgekühlter Durchschnitt“ aus den Niederlanden und Dänemark, berichtet ein Informant.

Der gebürtige Grazer Konstantin Filippou ist einer der bekanntesten Köche des Landes. | Foto: Andreas Pölzl
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Filippou bestätigte gegenüber der „Wiener Zeitung“, derzeit schockgefrorene Langostinos zu verwenden, vor einem Jahr hätte er tatsächlich die kroatischen Kaisergranaten im Sortiment gehabt. Es passierten „Missstände, an deren Aufhebung wir mit vollem Einsatz arbeiten“, heißt es im Statement gegenüber dem „Standard“. „Es kann immer sein, dass eine Zutat aktuell nur aus anderer Quelle verfügbar ist. Aber auch schockgefrorene Ware ist top.“

18-Stunden-Tage und 200 Überstunden im Monat

Doch nicht nur die angeblichen Luxus-Gerichte seien ein Problem. Ehemalige Mitarbeiter berichten über 18-Stunden-Tage, Beschimpfungen, Angst, Burn-outs und enormen Druck. Ausdrücke wie „Arschloch“ oder „Fi** dich!“ seien „Standard“, wird jemand zitiert. Der Grazer bestätigt, die genannten Ausdrücke verwendet zu haben. Diese Aussagen seien „zu meinem großen Bedauern in einem Stressmoment sicher passiert“, jedoch kann er eine gewollte Beleidigung ausschließen.

Der Starkoch räumte ein, manchmal andere „qualitativ genauso hochwertige“ Produkte zu verwenden, falls die gewünschte Ware nicht lieferbar sei. Er bedauere, dass das Personal die Gäste dazu nicht informiert habe. (Archiv) | Foto: Johannes Reiterits
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Die langen Arbeitszeiten – ein Mitarbeiter berichtet in einem Monat mehr als 200 Überstunden gehabt zu haben – dementiert Filippou. Auch gegenüber dem „Standard“ behauptet er „genau zu wissen, woher das kommt“. Er sprach von gezielter „Vernaderung“, die er bereits einem Anwalt übergeben habe.

"Wir betreiben keinen Etikettenschwindel"

Auf Instagram veröffentlichte Filippou ein Statement: Vor „einigen Wochen“ habe man mit Journalistinnen und Journalisten zwei Stunden über die Vorwürfe gesprochen. „Wir haben alle uns gestellten Fragen offen beantwortet und vieles er- und aufgeklärt. Es sind nach diesem Gespräch keine Fragen offen geblieben“. Wo es Änderungsbedarf oder Fehler gab, habe man diese erledigt bzw. berichtigt oder seien diese "noch in Bearbeitung, mit dem Ziel, diese rasch auszubessern“. Produkte, die nicht korrekt auf der Website aktualisiert wurden, seien korrigiert, jedoch wurde dies in der Berichterstattung nicht berücksichtigt: „Wir betreiben etwa keinen Etikettenschwindel, wir verwenden auch keine Fake-Zutaten“.

Laut dem Online-Bericht wurde das Restaurant „Konstantin Filippou“ seitens der Arbeitsinspektion vor fünf Jahren kontrolliert. Es wurden „Verletzungen von ArbeitnehmerInnenschutzvorschriften festgestellt“, die Mängel wurden „umgehend“ behoben. Aufgrund von Amtsverschwiegenheit konnte man nicht preisgeben, welche Mängel damit gemeint waren.

Filippou betreibt seit knapp zwölf Jahren das gleichnamige Lokal auf der Dominikanerbastei in Wien (drei Hauben). 2015 eröffnete er das Lokal „Bistro O boufés“, das dritte Lokal unter dem Namen „Mama Konstantina“ eröffnete er im 19. Bezirk.

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