Wenn der Genuss zur Sucht wird
Suchtberaterin Christiane Kollienz-Marin erklärt, was man gegen eine Alkoholsucht tun kann.
WOLFSBERG. Bis einschließlich 21. März findet die "Österreichische Dialogwoche Alkohol" statt. Ziel dieser Woche ist es, mit den Menschen in Kontakt zu treten und sie für dieses Thema zu sensibilisieren. Auch im Lavanttal gibt es dazu einige Informationsveranstaltungen (siehe Info-Box links). Christiane Kollienz-Marin, Stellenleiterin der Suchtberatungsstelle Wolfsberg, erklärt, wie man eine Sucht erkennt.
Schleichende Entwicklung
Die Alkoholsucht ist eine seelische Erkrankung, die Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten betreffe. "Alkohol entspannt, hebt die Stimmung und enthemmt. Die Gefahr, zu viel zu trinken, ist daher groß", so Kollienz-Marin. In vielen Fällen trete die Alkoholsucht nicht alleine, sondern in Begleitung einer anderen Störung, wie zum Beispiel einer Depression, auf. "Eine Alkoholabhängigkeit entwickelt sich schleichend. Oft bemerkt der Betroffene sie erst spät."
Viele Begleiterkrankungen
Die Caritas-Suchtberatung arbeitet bei der Diagnose der Alkoholabhängigkeit mit einer international anerkannten Klassifikation. "Wenn drei der sechs Kriterien innerhalb von zwölf Monaten erfüllt worden sind, kann man davon ausgehen, dass der Betroffene alkoholkrank ist" (Kriterien siehe Info-Box links). Da Alkohol ein Zellgift ist und Körperorgane und Nervenzellen stark schädigt, ist der Alkoholkonsum verantwortlich für mehr als 60 verschiedene Krankheiten. "Nach dem Tabakkonsum und Bluthochdruck stellt der Konsum von Alkohol das dritthöchste Risiko für Krankheit und Tod dar", merkt die Suchtberaterin an.
Nachsorge ist wichtig
"Ziel ist es, mit der betreffenden Person an der Krankheitseinsicht zu arbeiten und sie in der Bereitschaft zur Abstinenz zu bestärken." Es sei wichtig, die Ursache und Persönlichkeitsfaktoren, die zur Sucht geführt haben, zu finden und diese mit dem Betroffenen aufzuarbeiten. "Wenn es erforderlich ist, werden ambulante oder stationäre Behandlungsmöglichkeiten vermittelt", so Kollienz-Marin. Auch die Nachsorge, nach Abschluss einer stationären Behandlung, spiele eine wichtige Rolle.
Begleitend zur Seite stehen
"Jeder, der mit einem alkoholkranken Menschen in Verbindung steht, wird von dessen Krankheit beeinflusst. Die unmittelbaren Folgen treffen seine Familie, die Menschen, die sein Leben mit ihm teilen." Wichtig sei die persönliche Erkenntnis der Angehörigen, dass dem Betroffenen von ihnen nicht geholfen werden kann. "Der Betroffene kann sein Problem nur allein lösen. Als Angehöriger kann man ihn allenfalls dabei begleiten."
Mit Rückfällen rechnen
Einige der Suchtkranken werden während der Behandlung rückfällig und greifen wieder zum Alkohol. "Das ist nicht das Ende aller Bemühungen." Rückfälle gebe es, wenn trotz guten Vorsätzen der Wille des Betroffenen nicht ausreiche. "Es gehört zum Heilungsprozess einer Sucht, zu lernen, diese Rückfälle nicht zu verleugnen."
ZUR SACHE:
Kriterien für Diagnose:
Es besteht ein starker Wunsch oder Zwang Alkohol zu trinken.
Der Betroffene besitzt eine verminderte Kontrollfähigkeit über die Menge seines Alkoholkonsums.
Körperliche Entzugserscheinungen bei Beendigung oder Verminderung des Konsums.
Nachweis einer Toleranzbildung. Steigerung der Trinkmenge, um einen vergleichbaren Effekt zu erreichen.
Vernachlässigung anderer Aktivitäten zugunsten des Alkoholkonsums.
Anhaltender Alkoholkonsum trotz des Nachweises und Wissens um eindeutig schädliche Folgen.
Veranstaltungen:
17. Mai, 18. Mai und 19. Mai: "Alkohol – Wie viel ist zu viel?", ganztägig in der Caritas-Beratungsstelle Wolfsberg
18. Mai ab 9 Uhr im LKH Wolfsberg
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