Mindestens 23 Tote
Massengrab in Zwettl aus NS-Zeit gefunden

Historiker stießen auf ein Massengrab in Moidrams 20. Im Bild vor Ort: Die Stadtarchivare Elisabeth und Friedel Moll, Brigitte Rigele, Direktorin des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Emmerich Temper, Marius Weigl-Burnautzki, Wilfried Brocks, Bürgermeister Franz Mold,  Ewald Edelmaier und  Silvia Moser (v.l.). | Foto: Stadtgemeinde Zwettl
  • Historiker stießen auf ein Massengrab in Moidrams 20. Im Bild vor Ort: Die Stadtarchivare Elisabeth und Friedel Moll, Brigitte Rigele, Direktorin des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Emmerich Temper, Marius Weigl-Burnautzki, Wilfried Brocks, Bürgermeister Franz Mold, Ewald Edelmaier und Silvia Moser (v.l.).
  • Foto: Stadtgemeinde Zwettl
  • hochgeladen von Bernhard Schabauer

MOIDRAMS. Nach Hinweisen von Zeitzeugen stieß ein Forschungsteam auf Unterlagen, die ein Massengrab in Moidrams belegen. Mindestens 23 Personen wurden 1945 dort erschossen und begraben.
Eine aufregende Entdeckung machte ein Forschungsteam des Zwettler Stadtarchives: Die Historikerinnen und Historiker wiesen ein Massengrab in Moidrams nach. Dort wurden in den letzten Kriegswochen des Zweiten Weltkriegs vorwiegend Wehrmachtsdeserteure erschossen und begraben.
Ein Hinweis zu dem Massengrab kam von Zeitzeugen, die am Ende der 1940er Jahre Kinder waren. Einer von ihnen ist der Zwettler Wilfried Brocks, der damals immer wieder Gerede über die Erschießungen aufgeschnappt hat. Eine Forschungsgruppe unter Dr. Stefan Eminger des Niederösterreichischen Landesarchiv, welche im Auftrag der Stadt Zwettl die Zeitgeschichte der Stadt erforscht, recherchierte und stieß dabei auf spannende Unterlagen des Zwettler Stadtamtes sowie des Volksgerichts, die vom Wiener Stadt- und Landesarchiv bereitgestellt wurden.

Zeitungsartikel wies in richtige Richtung

„Im September 1946 vermeldeten Zeitungen, dass bei den Brühläckern bei Zwettl ein Massengrab mit 26 Leichen gefunden worden war. Diese Kurzmeldungen zeigten wohl in die richtige Richtung, jedoch war etwas mehr dahinter“, erklärt Historiker Dr. Marius Weigl-Burnautzki. Eine gezeichnete Karte in den Unterlagen führte die Forscher schließlich auf die richtige Fährte und enthüllte das Massengrab auf dem Grundstück in Moidrams 20. „Die Liegenschaftseigentümer hatten mit dem Grab und den Erschießungen selbst natürlich nichts zu tun“, betont Weigl-Burnautzki bei einem Besuch vor Ort am 10. Oktober.
23 Tote sind in den Unterlagen namentlich vermerkt, unter ihnen drei Waldviertler. Die Gräber selbst sind übrigens leer, die getöteten Menschen wurden Ende der 40er Jahre exhumiert und auf unterschiedlichen Friedhöfen begraben.

Ermittlungen verliefen im Sand

Die Entdeckung legt einen Blick frei auf die blutigen, letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs: Ein sogenanntes fliegendes Standgericht führte die Erschießungen in Zwettl durch. Das Standgericht war im Bezirksgerichtsgebäude untergebracht. Von dort aus wurden die Verurteilten von einer Militärstreife zum Hinrichtungsort gebracht. Ab August 1946 führten die zuständigen Behörden Ermittlungen gegen die Angehörigen des fliegenden Standgerichts durch. Sie verliefen aber im Sand, da jede Person, die eine Angabe hätte machen können, sich nicht an Einzelheiten erinnert haben wollte.
„Nun kann der ungefähre Ort dieses Verbrechens rekonstruiert werden und weiter über das Schicksal der Ermordeten geforscht werden“, freuen sich Weigl- Burnautzki und Stadtarchivarin Elisabeth Moll. Der historische Fund des Massengrabes wird auch am 21. Oktober um 19 Uhr bei einem Vortrag unter dem Titel „Kriege, Krisen, Neubeginn – Eine Stadt sucht ihren Platz. Zwettl im 20. und 21. Jh.“ im Zwettler Sparkassensaal erwähnt werden.

Bürgermeister leistete Widerstand

Die gefundenen Unterlagen legen übrigens noch einen weiteren Aspekt der Zwettler Zeitgeschichte frei: Es gab Widerstand in Zwettl, ein Deserteur wurde von Apotheker Mag. Josef Schüller während der Kriegswirren versteckt und gerettet. Schüller war kein Unbekannter, ganz im Gegenteil: Von 1929 bis 1933 war er Zwettler Bürgermeister. Nach Kriegsende ernannten ihn die sowjetischen Besatzer im Mai 1945 übergangsweise erneut zum Ortschef.

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