Jahrhundertflut jährt sich zum 20. Mal
So erlebten Zwettler die Hochwasser-Katastrophe 2002
Neben einer Sonderausstellung erinnern sich auch drei bekannte Zwettler an die Geschehnisse vor 20 Jahren.
ZWETTL. Das fatale Hochwasser von 2002 ist nun 20 Jahre her. Deswegen eröffnet am 16. August 2022, um 19:30 Uhr, im Stadtamt Zwettl eine Ausstellung darüber. Diese Ausstellung kann bis Ende September, während der Öffnungszeiten des Stadtamtes besucht werden. Im Erdgeschoss des Stadtamtes werden teils aus Hubschraubern aufgenommene Fotos, Zahlen und Fakten zum Hochwasser sowie Filmaufnahmen präsentiert. Augenzeugen schildern in vertonten Interviews zwei Jahrzehnte später vom katastrophalen Hochwasser, von heiklen Rettungsaktionen und dem großen Aufräumen danach. Außerdem werden Gegenstände von damals, darunter Sandsäcke und alte, verschlammte Werkzeugkisten, ausgestellt.
Während des Jahrhunderthochwassers traten der Kamp und die Zwettl großteils über die Ufer heraus und überschwemmten ganze Teile der Stadt Zwettl. Die Wassermassen erreichten die Untere Landstraße und setzten ein Autohaus, Cafés und Restaurants unter Wasser. Auch das Stadtamt und die darin befindlichen Unterlagen waren stark betroffen. "Die Akten waren alle durchnässt, alle die unter einem Meter waren... die sind ruckzuck ins Waldland gekommen und dort einige Tage getrocknet worden", erzählt Oswin Kammerer, Baudirektor im Stadtamt Zwettl.
Laut Zeitzeugen stand das Wasser bis zu 1,5 Meter hoch zu den Briefkästen, die am Haus angebracht waren.
Rekord: 158 Millimeter Regen
Die Einsatzkräfte wurden stark gefordert und konnten gegen die Wassermassen nichts ausrichten. Die Menschenrettung stand an erster Stelle. Die Aufräumarbeiten nach der Katastrophe waren immens. "Die Hilfsbereitschaft war Gott sei Dank sehr groß, große Solidarität setzte nach den Ereignissen ein", so der damalige Bürgermeister von Zwettl, Franz Pruckner.
Es gab viele Ausbauten und Erneuerungen entlang des Kamps, es wurde zum Beispiel der Verbau Richtung Stift Zwettl erhöht und ausgebaut.
Die höchsten Niederschläge waren zwischen 6. und 8. August 2002 bis zu 158 Millimeter pro Tag, das ist der höchste jemals gemessene Niederschlagswert pro Tag für Zwettl.
Am Mittwoch, den 7. August 2002, waren alle Feuerwehren des Bezirks mit ungefähr 1200 Feuerwehrmitgliedern im Einsatz. Zwettl war das Haupteinsatzgebiet, in den Abendstunden waren die Wassermassen so hoch, dass eine Durchfahrt unmöglich war. "Es war ein Rettungsauto irgendwo von Richtung Großglobnitz unterwegs mit einer schwangeren Frau und das hat dann unten vorm Bauhof nicht mehr durch Wasser durchfahren können", erzählt Gerwalt Brandstötter, der damalige Bezirksfeuerwehrkommandant. "Ich hab keine Möglichkeit mehr gesehen nach Hause zu kommen. Ich bin dann weit hinauf gefahren, entlang des Wasser. Hab versucht über eine Brücke zu kommen, war aber nicht möglich", erinnert sich auch Pruckner.
Aufgaben die in den Nachtstunden ausgeführt wurden, waren Sicherungsmaßnahmen und die Räumung von Häusern. Während des Tages wurden Sandsäcke gefüllt und Barrieren errichtet.
In den Nachtstunden wurden im gesamten Stadtgebiet Strom und Gas abgestellt. Um Mitternacht war der höchste Pegelstand erreicht. In den frühen Morgenstunden trafen dann die Katastrophenhilfsdienste der NÖ Feuerwehren aus Hollabrunn und Lilienfeld ein. Um ca. 5 Uhr in der Früh stürzte auch die Thurnbergbrücke bei Wegscheid ein. Zu dieser Zeit war es den Feuerwehren dann möglich mit den Aufräumungsarbeiten zu beginnen. "Die Feuerwehrkräfte haben sich immer noch auf die Personenrettung konzentriert, beziehungsweise dort wo es schon möglich war auf das Auspumpen", so Brandstötter.
Die Gerungserstraße drohte abzurutschen und die darin befindlichen Gasleitungen drohten zu platzen, daher wurde sie auf ca. 200 Meter gesperrt.
20 Millionen Euro Schaden
Im Laufe des Tages war es wieder möglich den Strom einzuschalten. Ein anderes Problem, das später auftrat, waren Verunreinigungen des Wasser. Während der Überschwemmung sind viele Öltanks geplatzt oder umgekippt und dieses Öl verunreinigte das Wasser, deshalb mussten ungefähr 400 000 Liter verunreinigtes Wasser abgepumpt und entsorgt werden.
Die Folgen dieses Hochwassers waren enorm, es gab 605 Schadensmeldungen und kommissionelle Aufnahmen. "Bis alles wieder wirklich auf Stand war, das hat in Wirklichkeit Jahre gedauert", sagt Kammerer.
Zwei Drittel der Meldungen betrafen Wohn- , Wirtschafts-, und Betriebsgebäude. Das restliche Drittel bezog sich auf Land-, und Forstwirtschaft, Teiche, Autos und Uferschäden. Es gab 552 Geschädigte mit insgesamt 20 Millionen Euro Schaden.
.„Die an den infrastrukturellen Einrichtungen der Gemeinde entstandenen Schäden wurden von Sachverständigen im Jahr 2002 auf insgesamt rund 6,2 Millionen Euro geschätzt. Kurzfristig kam es aufgrund des Hochwassers natürlich zu großen finanziellen Aufwendungen. Mittlerweile sind allerdings keine finanziellen Belastungen mehr zu spüren, die direkt auf die Hochwasserkatastrophe zurückgehen“, erklärt Vizebürgermeisterin und Finanzstadträtin der ÖVP, Andrea Wiesmüller.
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