Europaforum im Stift Zwettl
ZWETTL. Am 25. und 26. April fand im Festsaal des Stiftes Zwettl das Europaforum „Chancen und Herausforderungen für die Europäische Union“ statt. Höhepunkt des Programms war die Podiumsdiskussion zum Thema „Zukunftsfaktor Bildung“ mit Vertretern der österreichischen Parteien für die Europawahl Ende Mai. Dr. Klaus Körner, aus der Europäischen Kommission im Bildungsbereich, startete mit einem interessanten Impulsvortrag. Dabei wurde vor allem klar, dass die Bildung der Zukunft flexibel gestaltet werden muss, denn keiner weiß welche Berufsbilder in 10 oder 20 Jahren gefragt sind. Ansätze gibt es dafür viele – plädieren doch die einen für eine stärkere Spezialisierung und bessere Fachkenntnis, und andere für ein Gesamtkonzept bis mindestens zum Alter von 18 Jahren. Dr. Körner betonte, dass Bildung die Gesellschaft kreiert und rekreiert, das heißt Ausdruck der Gesellschaftsform von morgen ist. Um im schnellen Motor der Globalisierung nicht unterzugehen, werden neue Fachkompetenzen immer wichtiger – wie soziale und digitale, aber auch Fächer wie Unternehmertum. Das Bildungssystem in Finnland ist hier Vorbild, denn hier werden nur die bestqualifiziertesten Studenten zum Lehrer ausgebildet. Der Lehrplan wird nur in groben Zügen vorgegeben und in den Schulen eigenständig an die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt – das bringt Flexibilität und Individualität. Zum Abschluss des Impulsvortrags betonte Dr. Körner, dass Lernen nie endet, und die Zukunft von den Arbeitskräften eine ständige Anpassung an moderne Trends verlangt. Eine zweite, dritte oder vierte Ausbildung im Laufe des Lebens wird sicher bald keine Ausnahme mehr bleiben.
Durch die Podiumsdiskussion führte dann der Moderator Martin Kugler, Chefredakteur von Universum. Von den Parteien war Thomas Schobesberger von den Grünen, Lukas Mandl von der ÖVP, Christian Schuh von der SPÖ und Helmut Hofer-Gruber von den NEOS anwesend. Die Wirtschaft vertrat Birgit Trojan vom Wirtschaftsforum Waldviertel und Karl-Heinz Wanker von der Wirtschaftskammer Österreich. Die anschließende Diskussion machte klar, dass zwar jede Partei eine eigene Meinung zum Thema Bildung besitzt, das aber kein Patentrezept darstellt, ist doch die Wirtschaft eher unzufrieden mit der derzeitigen Ausbildungssituation der Arbeitskräfte. So betonte die ÖVP, dass mehr praktische Facharbeit in die Bildung fließen müsste und die SPÖ, dass eine gut ausgestattete Gesamtschule alle Bedürfnisse der Zukunft der Bildung abdeckt, aber dass beide Parteien das Bildungssystem in Österreich mehr als 50 Jahre prägten, wurde dabei ausgespart. Die Grünen möchten einen Bachelor generale, der als Einstieg ins Studium alle Studenten auf das gleiche Level stellt, um so schneller auf Veränderungen reagieren zu können. Mehr Geld für Bildung und mehr Kompetenzen der einzelnen Länder fordern die NEOS. Die Wirtschaft blieb davon unbeeindruckt – denn die Zentralmatura unterbinde jegliche Individualität, die von Firmen doch so gebraucht wird, so Birgit Trojan. Karl-Heinz Wanker warnte noch eindrücklich vor der Ahnungslosigkeit in der politischen Bildung – eine Fach Europakunde wäre wichtiger, mehr denn je.
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