Trendforscher sieht aus Waldviertel Wüstengebiet werden
Eine Lanze für den motorisierten Individualverkehr im Waldviertel bricht der bekannte Trendforscher Andreas Reiter vom Wiener ZTB Zukunftsbüro. In einem Interview mit der "Wiener Zeitung" rät er davon ab, den Ausbau des öffentlichen Verkehrs in abgelegenen Regionen, wie dem Waldviertel, voranzutreiben. "Den Linienverkehr bis ins letzte Dorf aufrechtzuerhalten, macht wenig Sinn und ist zudem unwirtschaftlich", sagt Reiter.
Seiner Ansicht nach müsse man vielmehr in Regionen, die bereits vom Aussterben bedroht sind, auf den Individualverkehr setzen. Langfristig sieht der Trendforscher allerdings für alle peripheren Landstriche in Österreich schwarz. Nach Prognosen von Demografen sei es blanke Gewissheit, dass strukturschwache Regionen, wie Unterkärnten, das Mur- und Mürztal in der Steiermark, das Südburgenland oder das Waldviertel, "Wüstengebiete" werden. "Der Trend, vom Land zu den Arbeitsplätzen in die Ballungsräume zu ziehen, ist unaufhaltsam", malt Reiter ein düsteres Szenario.
Josef Wallenberger von der Regionalberatung teilt diese Ansichten nur zum Teil. "Hier hat sich wohl jemand nicht die Mühe gemacht und Daten bzw. Trends nachgeforscht, sondern überholte Bilder zum Waldviertel strapaziert", stellt Wallenberger klar.
Mittlerweile ziehen jährlich rund 4.000 Personen ins Waldviertel zu. 2012 waren es 4.250 Zuzüge.
"Ja, die Geburtenbilanz ist - wie in den meisten Regionen Österreichs und Europas negativ. Jedoch ist die Wanderungsbilanz für die Region Waldviertel positiv", erklärt Wallenberger.
In Sachen Linienverkehr gibt der Regionalberater dem Trendforscher recht: "Der Linienverkehr sollte für wichtige Ziele und Knotenpunkte optimiert werden. Auch der Individualverkehr wird im Waldviertel wie in anderen Regionen mit einer dispersen Siedlungssturktur wichtig bleiben. Entscheidend ist dabei die Nutzung und Nutzbarmachung von ökologischen Antriebssystemen wie E-Mobilität oder Car Sharing."
Wallenberger sieht dennoch keine "Wüstung" sondern die Alterung. "Es wird spannend, wie sich das Waldviertel auf eine immer älter werdende Gesellschaft einstellt. Übrigens eine Entwicklung die weite Teile Österreichs zeitverzögert erfasst.
Dies führt dazu dass uns in den nächsten Jahren viele Menschen im erwerbsfähigen Alter fehlen und deshalb der Wettbewerb um Arbeitskräfte steigt", prophezeit Wallenberger.
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