Auf der Suche nach den Haltepunkten
Mit einem Wallfahrerweg sollen die Orte St. Erhard, Pernegg und Frauenberg spirituell belebt werden.
Was mach' ma? Diese Frage steht am Anfang jedes Bürgerbeteiligungsprozesses. 2014 wurde in der Breitenau ein solcher Beteiligungsprozess zusammen mit der Landentwicklung Steiermark – als Projektbegleiterin wurde die Perneggerin Johanna Reinbrecht entsandt – gestartet. Nach einer Ideensammlung wurde schnell klar, dass die Breitenauer eine "Belebung der Wallfahrt" gut finden. 2015 begannen die Breitenauer mit der Projektentwicklung, zusammen mit Pernegg, Frauenberg und Heilbrunn bei Naintsch.
Die St. Erhardkirche in der Breitenau, "Klein Mariazell" in Pernegg, Maria Rehkogel am Frauenberg und Mariä Heimsuchung in Heilbrunn: "Diese ehrwürdigen Sakralbauten verbindet man eindeutig mit Wallfahrt, die seit Jahrhunderten Pilger in die Region locken und in den letzten Jahrzehnten teilweise wieder in Vergessenheit gerieten", erklärt Johanne Reinbrecht die Hintergründe.
Bei der Projektpräsentation im Gasthaus Hofbauer in der Breitenau wurden die Projektziele aufgezeigt: Ein Wanderweg (36 km) und ein Radweg (110 km) sollen als Pilgerwege ausgewiesen werden. Dazu müssen keine neuen Wege geschaffen werden, sondern es können bestehende Wege adaptiert werden. Dazu soll es begleitend eine Wallfahrerbroschüre geben. Ganz intensiv wird bereits an einem Sagenbuch gearbeitet. 40 Sagen aus Breitenau, Pernegg und Frauenberg hat man schon zusammengetragen. Im Herbst soll das Sagenbuch präsentiert werden.
"Das erste Drittel des Projekt-Weges haben wir geschafft. Jetzt hoffen wir noch auf eine EU-Unterstützung, basierend auf einem zwischenstaatlichen Interreg-Kulturprojekt", so Johanna Reinbrecht.
Im Gasthaus Hofbauer referierte Universitätsprofessor Leopold Neuhold auf seine unnachahmlich vergnügliche Art und Weise über den Mythos Wallfahrt: "Alles rund um uns ist im Wandel. Die Gesellschaft ist geprägt von Orientierungslosigkeit. Entschleunigung und Haltepunkte sind gefragt. Die Wallfahrt dient zum Verlangsamen. Der Mensch geht von sich weg, um zu sich zu kommen."
Der Bürgerbeteiligungsprozess wird auch von den Bürgermeistern Alexander Lehofer und Eva Schmidinger mitgetragen. Weiters mit dabei ist der Tourismusverein Breitenau und der Tourismusverband Almenland.
Bürgerbeteiligung muss man lernen
– mein Kommentar dazu
Bürgerbeteiligungsprozesse, so wie jetzt in der Breitenau, haben ein ganz wesentliches Ziel: Sie sollen die Dorfgemeinschaft stärken und Gesellschaftsgruppen, die auseinander zu driften drohen, zusammenführen. Es braucht wieder mehr Eigeninitiative, die Bürger sollen und dürfen nicht alles auf die Kommune abschieben.
Bürgerbeteiligung muss man lernen. Da ist kein Schalter in der Gemeinde umzulegen, und plötzlich sind alle auf Bürgerbeteiligung gepolt. Vor allem die Bürger müssen lernen, sich wieder in einer Gemeinde zu engagieren. Dazu brauchen sie ein wichtiges Werkzeug: Vertrauen! Die Bürger brauchen das Gefühl, dass ihre Ideen und Konzepte auch ernst genommen werden. Bürgerbeteiligung ist ein langer Weg und endet nicht nach der Ideenfindung und nach der Konzepterstellung. Der lange Atem dazu ist den Breitenauern, Perneggern und Frauenbergern zu wünschen.
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