Rund um den Höllerhansl

Die Initiatoren von DL Aktiv mit dem Vortragenden Bernd Mader und dem "Höllerhansl". | Foto: DL Aktiv
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STAINZ. Bei wunderbarem Herbstwetter konnte die Präsidentin von DL-Aktiv, Ruth Siegel, fast einhundert Interessierte im Gasthof Höllerhansl, in Rachling bei Stainz, zu einem spannenden Volkskundevortrag willkommen heißen. Die freundlichen Wirtsleute, Familie Ganster, hatten bereits die Räumlichkeiten des Museums vorbereitet und der knisternde Holzofen verbreitete eine heimelige Atmosphäre. Der Apotheker und Volkskundler Mag. Dr. Bernd Mader berichtete humorvoll und kompetent über das Leben und Wirken des Naturheilers Johann Reinbacher, weit über die Grenzen der Weststeiermark bekannt als „Höllerhansl“.
Interessant waren in diesem Zusammenhang auch die Erzählungen von Frau Inge Bräulich, einer Nachfahrin dieses außergewöhnlichen „Bauerndoktors“. Sie betonte in der anschließenden Diskussion über die Abgeschiedenheit der bäuerlichen Gehöfte, verbunden mit der über Generationen weitergegebenen Kenntnis über die Heilwirkung von Kräutern und Hausrezepten, welche zur Bekanntheit ihres Vorfahren beitrug.

Johann Reinbacher war ein gläubiger Katholik, „Ehrenkapuziner“ und er erhielt sogar von Papst Pius XI den Apostolischen Segen und Ablass. Sicherlich gab ihm sein Glaube die Kraft, den Ansturm der bei ihm Heilung Suchenden zu bewältigen; denn in den Jahren seines höchsten Ruhmes kamen bis zu 800 Menschen zu seiner „Ordination“ nach Rachling. Meist angereist mit dem „Flascherzug“ nach Stainz und zu Fuß weiter, steil bergan, brachten sie ihren Urin zur Diagnoseschau. Reinbacher verschrieb Teemischungen und gab gute Ratschläge – sicherlich war, selbst als Plazeboeffekt, solch ein Ansprechpartner wichtig, gab es doch damals keine flächendeckende medizinische Versorgung, wie sie heute selbstverständlich ist. Treffsicher war allerdings folgende makabre Diagnose nach Betrachtung einer Harnprobe: „Fia den konn i nix geben; bist hoam kommst, is der scho gstorbn,“ – den Bauern packte das Grauen und er machte sich auf den Heimweg, doch unterwegs schon ereilte ihn der Tod. (Aus dem Buch von Dr. Mader: „Der Höllerhansl“)  

Diese Veranstaltung hat wieder gezeigt, wie Obfrau Ruth Siegel anschließend resümierte, dass es ganz wichtig ist, die Vergangenheit unserer Heimat zu kennen; denn nur wer weiß woher er kommt, weiß wer er ist. Die Erinnerung an Johann Reinbacher jedenfalls lebt auch heute noch – Traditionen müssen gepflegt werden.

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