Kulturpakt: Konkretisierung
Die Stadt Gleisdorf hat sich während der nun endenden EU-LEADER-Periode auf ein anspruchsvolles kulturpolitisches Experiment eingelassen. Das mündet in die Absage an ein Gießkannenprinzip im Bereich der Förderungen.
Dieses Prinzip „Für jeden ein bißl was“ erscheint den Zuständigen im Rathaus zu beliebig und wenig zielführend, auch wenn es als sehr populärer Modus gelten muß. Statt dessen wird heute bei der Nutzung öffentlicher Gelder offen von Leistungsaustausch gesprochen, von Themenstellungen und Aufgabenverteilungen zwischen öffentlichen und privaten Kräften.
Dahinter steckt eine Überlegung, die vom LEADER-Kulturprojekt „Kunst Ost“ in die kommunale Praxis eingeführt wurde: Der Schritt vom Subventionsempfänger zum Kooperatinspartner verlangt von allen Beteiligten eine neue Deutung ihrer Rollen.
Das betrifft nicht nur Kulturschaffende, sondern auch die Kräfte in Politik und Verwaltung, die sich dabei umorientieren. Das aktuelle Praxismodell, in dem nun bisherige Arbeitsergebnisse überprüft und neue Optionen erarbeitet werden, heißt „Kulturpakt Gleisdorf“.
Es bietet einen speziellen Vorteil für die Kreativen. Sie können in sehr viel höherem Maße mitbestimmen und mitgestalten, was vor Ort geschieht, als das in antiquierten Modi geht, wo die Kulturpolitik hierarchisch geregelt ist.
In diesem Modell loten Politik, Verwaltung, Wirtschaft und kulturelle Basis aus, welche Übereinkünfte sich finden lassen, um gemeinsam Projekte zu realisieren, an deren Umsetzung man in Augenhöhe miteinander arbeitet.
Das verlangt sehr viel mehr persönliche Eigenverantwortung von allen Beteiligten, bedeutet aber auch, daß jemand das Kollektiv nicht übersteuert, bloß weil er oder sie gerade am längeren Hebel sitzt.
Das bedeutet ferner, miteinander herauszufinden, wie sich Ehrenamt und Hauptamt gemeinsam zur Wirkung bringen lassen, also bezahlte und unbezahlte Arbeit für das selbe Projekt. (Ein heikles Thema!)
Seitens der Stadt Gleisdorf sind zwei Delegierte fix mit diesem Pakt befaßt. City-Manager Gerwald Hierzi und Kulturbüro-Mitarbeiterin Katharina Scheidl beringen diesen Teil der Kommune in den Kulturpakt ein und sind gerade dabei, ihren Aufgabenbereich innerhalb des Projektes aktuell zu entwerfen.
Von der Politik her konnten bisher Kulturreferent Alois Reisenhofer und Gemeinderat Karl Bauer bei Arbeitstreffen angesprochen werden. Kunst- und Kulturschaffende sind ihrerseits gefordert, ihre Rollen und Anteile im Kulturpakt zu entwickeln.
Dazu gibt es unter anderem permanent öffentlich zugängliche Plenartreffen im großen Sitzungssaal der Stadt Gleisdorf. Die sind nicht bloß an Interessierte der Kleinregion Gleisdorf adressiert, sondern generell offen. Das nächste findet am Montag, dem 2. Dezember 2013, vormittags statt.
+) Anmeldungen nimmt Katharina Scheidl vom Gleisdorfer Kulturbüro entgegen: [link]
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