Sammeln und jagen
„Vull oarg. Genau so a Häferl hot mei Oma a g’hobt. Schau amol!“ Ist klar, worum es hier geht? In Gleisdorf hat die Stunde der Jäger und Sammler geschlagen.
Leider kühlte der Regen das Engagement auf Anbieterseite ab. Und da ich vor allem auf gedruckte Altwaren aus bin, war zu erwarten: Die Nässe läßt das Angebot auf den Tischen schrumpfen, weil sich niemand seine Ware ruinieren möchte.
Dafür ist der Besuch des Flohmarktes ein Gang der Geselligkeit, bei dem ich meist Menschen treffe, denen ich sonst kaum über den Weg laufe. Naturgemäß endet mein erster Schwung schon wenige Schritte vor der Haustür, weil Mayr’s Tee & Design stets für ein Grüppchen inspirierter Menschen sorgt, an denen ich genauso wenig vorbei komme wie am dargebotenen Kaffee.
Sei es daß ich mit Ferdinand Fleck ein paar Takte plaudern kann; der Mann weiß noch, wie man im legendären BMW 700 ein Autorennen zu Ende fährt, auch wenn die Bremshydraulik ausgefallen ist. Sei es daß ich nach langer Pause Werner Musil wieder treffe, der für seinen Konzern Flagge zeigt und vor Jahren einen der traurigsten Job (im Auge der „Puchianer“) umzusetzen hatte. Zwischen 2000 und 2003 ging die Produktion der legendären „Pinzgauer“ von Magna Steyr (in Nachfolge der Steyr-Daimler-Puch AG) zu einem britischen Konzern auf die Insel.
Ich traf den Handwerker und Sammler Bernhard Lagler, der historische Fahrzeuge in Gang hält und sich hier nach interessanten Emailleschildern umsah. Mein eigener Beutezug blieb beim Konzernthema. Steyr-Daimler-Puch hat die Volksmotorisierung Österreichs geprägt und hat die historische Kuriosität hervorgebracht, daß in Österreich seinerzeit – als einzigem Land der Welt – eine Weile mehr Motorräder als Autos angemeldet waren.
Man hatte mir für meine zwei „Oldtimerhäferln“ einen guten Preis gemacht, ich mußte aber erst das Regenwasser ausleeren. Der Traktor ist ein Steyr 180. Diese klassischen Zweizylinder-Stupsnasen können Sie da und dort noch heute in unserer Region bei kleinen Arbeiten sehen.
Das Auto, unser „Puchschammerl“, ist österreichische Folklore, wenngleich es nie in so knallend blauer Lackierung ausgeliefert wurde. Auch die Jahreszahlen sind pure Phantasie, denn der Traktor (1944) kam erst 1947 auf den Markt. Und das Pucherl (1959) rollte ab 1957 auf unseren Straßen.
Macht nix! Das Beutemachen zählt, denn nach Jahren in freier Wildbahn zu entdecken, was jeder Stutzer sofort via Internet ordern kann, macht einen wesentlichen Teil der Flohmarktgänge aus.
Auf dem Heimweg noch ein Gratis-Eis von WOCHE Gleisdorf-Geschäftsstellenleiter Otto Sapper und eine journalistische Fachsimpelei mit Redaktionsleiterin Daniela Kuckenberger… Ich sollte mich nun für eine Tratschkolumne qualifiziert haben. Aber, hamma net!
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