Ein Debütant mit 54: Graz persönlich mit Josef Hader
Neo-Regisseur Josef Hader über die "Wilde Maus", die Liebe zur Großstadt und Graz-Erfahrungen bei Nacht.
"Ein bissl verschiebt sich unser Gespräch nach hinten, ich hoffe, das ist OK." Eine Verspätung, die man einem Josef Hader natürlich nachsieht. Verspätet hat der 54-Jährige, der zu den bekanntesten und beliebtesten Kabarettisten des Landes gehört, jetzt auch sein Regiedebüt gefeiert. Ab 17. Februar läuft der Streifen "Wilde Maus" in den österreichischen Kinos an.
"In meinem Alter hast du normal nicht mehr die Möglichkeit, in irgendeinem Bereich ein Anfänger zu sein. Das war ungewohnt", sagt der gebürtige Oberösterreicher über seine Premiere auf der "anderen Seite" des Filmsets.
Debüt-Ängste
Schon länger spielte Hader mit dem Gedanken, ein Original-Drehbuch zu verfassen. "Während dem Schreiben habe ich mir dann gedacht, dass ich über die Materie eigentlich am besten Bescheid weiß. Warum also sollte ich dann nicht gleich selbst den Regisseur spielen?"
Hader spielt im neuen Film also, in Anlehnung an eine seiner Kabarett-Produktionen, Hader, obwohl: "Ich habe länger überlegt, ob ich selbst die Hauptrolle übernehmen soll. Vor dem ersten Drehtag war schon ein wenig Angst dabei. Es war so intensiv, drei Tage haben sich wie drei Wochen angefühlt. Es hat im Endeffekt aber irrsinnig viel Spaß gemacht."
Einfach eingespart
Dazu beigetragen haben nicht zuletzt seine Schauspielerkollegen. "Es ist gut, wenn man beim Schreiben schon ungefähr im Kopf hat, wer dann welche Rolle spielen soll. Ich bin überglücklich, dass ich die Leute bekommen habe, die ich wollte." So brillieren die Grazerin Pia Hierzegger als Haders Partnerin (jetzt auch offiziell im "echten" Leben), Georg Friedrich als ehemaliger Mitschüler sowie Jörg Hartmann als Vorgesetzter.
Haders Affinität zu klassischer Musik gab schließlich auch den Ausschlag für die Hauptfigur Georg, der als berühmt wie berüchtigter Musikkritiker bei einer Wiener Zeitung aus heiterem Himmel aufgrund von Einsparungsmaßnahmen gekündigt wird.
Wien im Fokus
"Es ist eine ganz profane Handlung: Ein angesehener Journalist verliert seinen Job, dann sinnt er auf Rache. Durch Zufall trifft er im Wiener Prater einen ehemaligen Schulfreund, gemeinsam restaurieren sie die ‚Wilde Maus‘, eine in die Jahre gekommene Achterbahn", umreißt der Mühlviertler die Handlung, während er im Café Weitzer genüsslich einen doppelten Espresso trinkt.
So wie der Film durch zahlreiche Wendungen den Zuschauer überrascht, so wichtig war es dem Neo-Regisseur, Wien sehr kontrastreich darzustellen. "Auf der einen Seite das ,normale‘ Wien, auf der anderen Seite der Prater und sein Milieu, dieser Gegensatz kommt, glaube ich, ganz gut rüber. Wir kommen auch ohne komponierte Filmmusik aus, jeder Schauplatz hat seine eigene Tonmischung."
Die Sporgasse bei Nacht
Die Mischung macht auch das Leben von Hader, der im Jahr 1982 sein erstes Kabarettprogramm geschrieben hat, aus. "Für mich ist das totaler Luxus, sowohl Kabarett als auch Filme zu machen." Mit einem Lächeln erinnert sich Hader dabei an die "Brenner"-Verfilmung "Das ewige Leben" zurück, gedreht vor zwei Jahren in Graz. "Der Unterschied zu Wien ist, dass sich hier alle freuen, wenn du drehst. Ich bin in der Sporgasse um zwei Uhr nachts mit dem Moped gefahren, sogar da haben die Leute aus dem Fenster gewinkt. Mach das einmal in Wien ..."
Und dennoch liebt er die Stadt an der Donau über alles. "Ich bin am Bauernhof aufgewachsen und wollte immer nach Wien. Zu jenen Städtern, die sich im Alter ein Haus am Land kaufen, werde ich sicher nie gehören!"
Steckbrief
Geboren am 14. Februar 1962 in Waldhausen im Strudengau.
Hader hat zwei Söhne und ist aktuell mit Schauspielkollegin Pia Hierzegger liiert.
1982 erstes Soloprogramm.
Seit 2011 mit dem neu konzipierten Programm "Hader spielt Hader" unterwegs.
Filme: u.a. Der Knochenmann, Das ewige Leben, Aufschneider.
WOCHE-Wordrap
An Graz gefällt mir ... das Szene-Leben. Es gibt eine Jazz-, Theater- und auch Kabarettszene.
Wenn ich nicht arbeite, ... liege ich blöd herum oder lese.
Italien ... taugt mir seit einem Ferialjob bei Radio Adria.
C. Hofer
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.