Gottfried Würcher - von den Farben seiner Lieder und den Melodien seiner Bilder

Gottfried Würcher bei einem Auftritt | Foto: Kevin Geissler
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Mit charmantem Lächeln begegnet der bekannte Leadsänger des Nockalm Quintetts seinem Publikum unkompliziert und offen: so kennen ihn viele. Doch er ist auch als Solist erfolgreich und begeistert viele Menschen mit seinen Bildern.
In einem spannenden Gespräch vor seinem schwungvollen Auftritt in der Diskothek "Mamamia" in Fürstenfeld gewährte mir der vielseitige Künstler Gottfried Würcher einen kleinen Einblick in seine Gedanken und Ideen.

"Es gibt für alles ein erstes Mal", heisst eines deiner Lieder. Wann war denn dein "erstes Mal" - in der Musik?

Mein erster Auftritt war in der "Zauberflöte" im Stadttheater in Klagenfurt. Als Bub von 10 Jahren war ich einer der drei Knaben, die von der Wolke herunterkommen.
Für uns war es damals lustig, im Stadttheater aufzutreten, aber so richtig toll war es, von daheim in Radenthein in die Hauptstadt zu fahren. Für uns war das damals eine Weltreise. Wir wurden in einem VW-Bus abgeholt und dann ging es los!
Aber wir haben damals auch den Ernst des Singens kennengelernt: wir mussten alle drei Stimmen und ein dickes Textbuch lernen, weil wir auch die Textpassagen vor unserem Auftritt können mussten, um im richtigen Moment aufzutreten. Das hat man uns über den Sommer vier Monate lang eingetrichtert.
Auch in "Tosca" haben wir gesungen! Da durften wir frech sein, als wir singend dem Pfarrer nachliefen.

Und in der Malerei?

Gemalt habe ich vor ca. 30 Jahren schon, aber seit etwa zehn Jahren male ich bewusst. Ein guter Freund, der selbst malt und von dem ich viel gelernt habe - Dieter Schwanter, besser bekannt als "Dietlinde" vom Feistritzer Fasching - , hat mir Mut gemacht, es zu probieren.
Auf mein erstes Bild bin ich ganz besonders stolz und es hängt noch heute in meinem Büro. Es ist ein Bild, das ich nach einem Werk von Christiane Middendorf nachgemalt habe. Es steht am Beginn von meinen Bildern, die in der Folge eigenständig entstanden sind.

In dem Lied "Mein Bruder ist ein Maler" erzählt Udo Jürgens davon, wie er als Sänger seinen Bruder, den Maler, um vieles beneidet und umgekehrt. Wie geht es es dir mit den "beiden Künstlern in dir"?

Udo war ein hervorragender, charismatischer Sänger, jemand, der viel erreicht hat, jemand, den ich sehr schätze. Und sein Bruder ist wirklich ein ausgebildeter Maler: das unterscheidet mich schon von seinem Bruder.
Ich würde mich selbst nicht als Maler bezeichnen. Das Malen bereitet mir Freude und ich habe viel Spaß daran. Es ist für mich sehr beruhigend und schön, wenn ich merke, dass mir ein Bild gelungen ist. Im Atelier bin ich ganz allein und finde Ruhe. Dabei höre ich gerne Musik - ganz breit gefächert. Und so würde ich mich einfach als jemanden bezeichnen, der viel Freude am Bildermalen hat.
Als Sänger bezeichne ich mich aber sehr wohl: aus dem einstigen Hobby durfte ich einen Beruf machen und das finde ich sehr schön. Dafür habe ich auch eine mehrjährige Stimmausbildung absolviert. Die Musik und das Nockalm Quintett werden für mich einfach immer an erster Stelle stehen und die Malerei ist ein schöner Ausgleich zu Stress und Berufsalltag. Es freut mich dennoch, wenn meine Bilder den Leuten gefallen und wenn sie darüber diskutieren.

Wo findest du Inspiration für deine Bilder?

Das ist ganz verschieden. Seitdem ich male, sehe ich viele Dinge ganz anders, z.B. Farben. Oft hole ich mir Inspiration in der Natur.
Wenn ich Porträts mache oder gegenständlich male, dann fertige ich vorher Zeichnungen an. Man braucht dabei viel Übung und Geduld, um dorthin zu kommen, wo man sein möchte.
Das abstrakte Malen ist für mich ein bisschen wie Zauberei. Einmal malte ich einen Pinselstrich ganz wild - und jeder sah dann darin, dass ein männliches Wesen eine Stiege hinunterging. Das könnte ich nicht bewusst malen, so etwas kommt einfach aus mir. Dabei entstehen faszinierende und unerwartete Dinge.

Welche Maler schätzt du persönlich besonders?

Ich schätze den Maler VOKA sehr, den ich auch persönlich kenne. Seine Bilder finde ich großartig. Er ist dennoch nicht überheblich, sondern "Mensch geblieben". Das gefällt mir bei jemandem, der etwas erreicht hat, denn Erfolge schwächen oft den Charakter und die Bodenhaftung und das ist traurig.
Wenn ich mir die Bilder der großen Maler von früher anschaue, bin ich fasziniert, was sie damals mit wenig Möglichkeiten an Farben und Leinwänden geschaffen haben.

Welches Material verwendest du?

Ich male mit Acryl auf Leinwand, weil die Acrylfarben schneller trocknen als Ölfarben, auch wenn diese in den Farben oft noch kräftiger sind.

Ist Schnelligkeit denn ein Thema in deinem Leben?

Oh ja, Schnelligkeit ist ein Thema! Ich bin jedes Jahr ein paar Gokart-Rennen gefahren, aber vor kurzem habe ich mein Gokart meinem Sohn geschenkt. Ich muss mir nichts mehr beweisen und nicht mehr mit 180-190 km/h in die Kurven "hineinkleschen".
Obwohl es schon spannend ist, bei Rennen mit bis zu 300 km/h beispielsweise in der Formel 3 auf dem Hockenheimring zu fahren - das hat mir auch Spaß gemacht. Und am Formel 1-Simulator daheim werde ich wieder zum kleinen Buben.
Aber beim Malen ist Schnelligkeit kein Thema, dabei habe ich keinen Stress und keinen Druck.
Oder bei der Steirischen, auf der ich seit fünf Jahren übe. Da muss ich die Lieder auch langsam lernen, aber sauber spielen. Manchmal fehlt mir ein wenig die Geduld...

Findest du überhaupt Zeit zum Malen?

Es ist für mich vernünftiger zu malen, als z.B. ständig vor dem Fernseher zu sitzen und sich irgendwelche Filme anzusehen.
Nur Dokumentationen schaue ich mir gerne im Fernsehen an. Ich bin u.a. politisch interessiert und möchte gewisse Dinge in den Medien verfolgen, um auf dem Laufenden zu bleiben und darüber diskutieren zu können.

Du hast einen Stier gemalt: wie ist dieses Bild entstanden?

Ich habe einige Tierbilder gemalt: vor einiger Zeit einen schwarzen Panther mit grünlichen Augen.
Dann habe ich einen Tiger gemalt, aber das ist ein sehr netter Tiger und keiner, der Angst verbreitet.
Bei dem Stier bekommt man aber schon ein wenig Angst! Aber nicht nur der Stier selbst ist mir wichtig, sondern auch die Umgebung. Mich hat an diesem Bild das nicht ganz Alltägliche fasziniert.
Ab und zu ein bisschen frech sein finde ich gut! Auch so ein Lied wie "Zieh dich an und geh" ist ja frech und das mag ich.
Zeilen wie "Du warst der geilste Fehler meines Lebens" oder "Gott vergibt die Sünden, ich kann es nicht" sind für mich außergewöhnlich und nicht alltäglich.

Wie entstehen deine Lieder?

Oft sitze ich zu Hause und spiele so für mich Gitarre in meinem Büro. Dazu singe ich in einem Kauderwelsch, einer Art Pseudo-Englisch, das niemand versteht und auch niemand verstehen soll, denn so können diese musikalischen Ideen gut als Vorlage für meine Texter dienen.

Und wie gehst du an ein Bild heran?

Bevor ich ein Bild male, kommen die Farben auf den Tisch, die ich für ein Bild auswähle und verwenden möchte. Oft grundiere ich mit Weiß, dann fließt es in die anderen Farben ein und so ergibt sich ein schönes Farbenspiel.
Manche Farben gefallen mir besonders gut, z.B. finde ich die erdigen Farben sehr warm und wunderschön.

Du hast auch ein Bild gemalt, auf dem der Mond zu erkennen ist. Was kannst du über dieses Bild sagen?

Angedacht habe ich hier "Mond und Erde". Das schöne Nachtblau links zeigt den Mond in einer Nacht, die leicht neblig-blau und von Sternen erfüllt ist. Der Mond ist ab und zu in einen länglichen Feuerball gehüllt. Als ich das gesehen habe, hat es mich so fasziniert, dass ich es hier festhalten wollte. Die Erde ist in den hellen Farben nur angedeutet.
Dieses Bild ist im Moment in einer Ausstellung in Klagenfurt zu sehen, kommt dann aber zu einer Dame in die Steiermark, die so davon geschwärmt hat.

Gibt es Spielraum bei der Interpretation deiner Bilder?

Ja, das ist ja das Schöne an der abstrakten Malerei, dass jeder etwas anderes sehen und man sich dann wunderbar darüber unterhalten kann.
Einmal aber ist mir etwas Lustiges mit einem gegenständlich gemalten Bild passiert! Ich habe einen Düsenjet gemalt und gezeigt, wie er aufsteigt, wie man seine geballte Kraft sieht, den Feuerball... Alles sah sehr wuchtig, wild und gefährlich aus.
Bei der Ausstellung meinte dann eine Dame zu mir: "Der Hai gefällt mir richtig gut!"
"Der Hai?"
Ich hatte ja auf keinem Bild einen Hai gemalt, das wäre mir aufgefallen... Dann stellte sich heraus, dass sie den Düsenjet als Hai sah. Zu meiner Beruhigung erkannten aber alle anderen, die ich fragte, den Düsenjet.

Treten dein Sohn und deine Enkelin in deine Fußstapfen?

Auf meinen Sohn bin ich sehr stolz: er hat Koch gelernt und kocht ganz hervorragend. Und alles rund ums Auto fasziniert ihn. Das kann ich ja überhaupt nicht verstehen, woher er das hat! Nein, im Ernst: er war ja immer dabei, wenn es bei mir um Autos ging. Seine Einstellungen zum Leben und zu seiner Familie gefallen mir sehr gut. Er ist ein richtiger Vifzack und sehr verantwortungsbewusst.
Meine Enkelin ist viereinhalb Jahre alt, sie ist eine ganz Liebe! Seit einem Jahr spielt sie mit dem iPad und zeigt dem Opa dann, wie sie ihre Puppen anzieht. Natürlich wickelt sie ihre beiden Opas um den Finger. Aber wenn sie mich so anschaut: wie soll ich da nein sagen? Das geht nicht!!

Es hat in deinem Leben viele Erfolge, aber auch traurige und schwierige Zeiten gegeben. Wie bist du damit umgegangen?

Ich bin im Leben immer wieder aufgestanden wie ein "Stehaufmandl" und stehe noch immer mit beiden Füßen auf dem Boden.
Oft habe ich da gar nicht zu viel über alles nachgedacht und die Alltagsdinge weiter erledigt. Ich habe Familienmitglieder und Freunde durch den Tod verloren. Besonders damals, als ein ganz enger Freund völlig unerwartet mit nur 61 Jahren gestorben ist, bin ich in die Knie gegangen. Aber ich war auch in diesen schwierigen Zeiten immer unterwegs und wollte meine Jungs vom Nockalm Quintett nicht im Stich lassen. Wenn ich traurig sein will, kann ich das überall...
Viele gute Freunde sind schon gegangen. Das ist leider ein Teil des Lebens und man muss lernen, das zu akzeptieren.
Jeder hat Angst vor dem Tod, keiner will sterben.
"I glaub', jetzt wird's langsam aus!" sagte einmal ein 93-jähriger Mann beim Sterben. Er hatte ein nicht immer leichtes, aber erfülltes Leben hinter sich. "Jetzt werd' i müadig", sagte er und schlief ganz ruhig ein. Wenn ich einen Wunsch hätte: so einen seligen, ruhigen Abgang würde ich mir eines Tages wünschen.

Ein erfülltes Leben: was bedeutet Glück für dich?

Das ist eine schwierige Frage... Das größte Glück für mich ist, wenn ich in der Früh aufstehen darf, einen gesunden Appetit habe, sporteln kann. Glück ist für mich, Freunde zu haben, die für mich da sind und für die auch ich da bin. Aber Glück ist auch, ein paar Feinde und Neider zu haben. Ohne sie wäre es ja langweilig! Und sie zeigen einem, dass man etwas erreicht hat.
Glück ist für mich auch, nach den vielen langen Autofahrten, die mein Beruf mit sich bringt, gut nach Hause zu kommen, "einfach daheim" zu sein und im eigenen Bett zu schlafen.
Ich fahre gerne fort, aber noch lieber heim. Das ist Glück!

Welche Pläne gibt es für die nächste Zeit?

Am 28.Juli 2017 erscheint die neue CD des Nockalm Quintetts, etwa einen Monat vorher wird die erste Single daraus zu hören sein. Es wird eine geile CD mit tollen Liedern! Einige davon sind gesangstechnisch eine Herausforderung für mich - aber ich liebe Herausforderungen: bei der Arbeit und im Leben.

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