Kein Kasperltheater – ein perfekter Tag mit Nikolaus Habjan

Donnerstag und Freitag abends ist Nikolaus Habjan mit "Das Missverständnis" am Schauspielhaus zu sehen. | Foto: geopho.com
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  • Donnerstag und Freitag abends ist Nikolaus Habjan mit "Das Missverständnis" am Schauspielhaus zu sehen.
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Nikolaus Habjans Aufgabe ist es, unsichtbar zu sein – eine Aufgabe, die der Grazer seit einigen Jahren ziemlich erfolgreich erledigt: zum Beispiel am Wiener Burgtheater oder am Deutschen Theater in Berlin. Er ist aber kein Bühnentechniker oder Souffleur, der sich einfach hinter Requisiten oder im Bühnengraben verstecken kann: Nikolaus Habjan ist Puppenspieler und seinen Job macht er erst dann richtig gut, wenn er 90 Minuten für alle sichtbar auf der Bühne steht und trotzdem niemand merkt, dass er da ist.

Missverständnis
Und auch ein Tag in seiner Heimatstadt ist für Habjan nicht perfekt, ohne am Abend im Schauspielhaus zu "verschwinden" – zum Beispiel im Stück "Das Missverständnis" von Albert Camus, mit dem er gerade auf der Probebühne zu sehen ist. "Ich tue nie so als ob und ich werde mich nie beim Puppenspielen verstecken oder bauchreden – das Publikum sieht immer, wie es wirklich ist", erklärt er. "Aber wenn ich es richtig mache, blenden mich die Zuschauer nach ein paar Minuten aus und sehen nur noch die Puppe."
Der Tag in der Heimat beginnt für Habjan aber schon ein paar Stunden früher und ohne dabei unsichtbar sein zu müssen: Mit Freunden wird im "Trailer" in der Sporgasse gebruncht.

Ernste Themen
Danach geht es für einen Spaziergang Richtung Uhrturm: "Wenn ich könnte, würde ich den Schloßberg nach Wien mitnehmen", erzählt der Grazer, der seit 2007 in der Hauptstadt wohnt – vor allem, weil er dort früh die Möglichkeit hatte, seiner Leidenschaft nachzugehen: "Viele haben gedacht, dass Puppenspiel Kasperltheater ist, aber am Schubert Theater in Wien konnte ich versuchen, Puppentheater mit ernsten Themen für Erwachsene zu etablieren."
Und das ist ihm gelungen, denn inzwischen konnte Nikolaus Habjan seine Stücke nicht nur auf den wichtigsten Bühnen im In- und Ausland zeigen, im Jahr 2012 erhielt er mit dem "Nestroy" für "F. Zawrel – erbbiologisch und sozial minderwertig" sogar den wichtigsten Theaterpreis des Landes.

Puppenwerkstatt
Der 27-Jährige ist also erfolgsbedingt viel unterwegs, nach Graz kommt er aber immer noch besonders gerne – und selbst, wenn das nicht so wäre, bliebe ihm nichts anderes übrig: Habjans altes Kinderzimmer ist inzwischen zu einem Atelier umfunktioniert, in dem er alle seine Puppen baut. "Es kann schon ein paar Monate dauern, bis ich eine Puppe fertig ist – da bin ich sehr genau." Kein Wunder also, dass die Puppenwerkstatt auch an seinem perfekten Tag in Graz nicht fehlen darf.

Applaus
Nach einem Essen in der "Herzl Weinstube" ist dann das Schauspielhaus die nächste Station. "Auf der Bühne zu stehen ist toll – nur beim Applaus fühle ich mich kurz unwohl, wenn nach zwei Stunden plötzlich nicht mehr die Puppe im Mittelpunkt steht, sondern ich", erzählt Habjan, um lachend hinzuzufügen: "Aber jetzt bitte nicht mit dem Klatschen aufhören!"

Zur Person

Geboren am 24. September 1987
Matura am BRG Carneri
Studium der Musiktheaterregie von 2006 bis 2010 in Wien
Nestroy-Preis 2012 für das Stück "F. Zawrel – erbbiologisch und sozial minderwertig"
Am Schauspielhaus Graz mit "Das Missverständnis" zu sehen
Info:www.nikolaushabjan.com

Donnerstag und Freitag abends ist Nikolaus Habjan mit "Das Missverständnis" am Schauspielhaus zu sehen. | Foto: geopho.com
Beim Einkaufen in der Innenstadt besorgt Habjan das Material zum Puppenbauen in seinem alten Kinderzimmer. | Foto: geopho.com
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