Zeit für zehn Minuten

Mit Tee und sanfter Hintergrundmusik leitet Uschi Theissl entspannt, aber tatkräfitg das LOGO-Büro in Graz. | Foto: prontolux
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WOCHE: Wie kamen Sie zum LOGO-Jugendmanagement?
Uschi Theissl: Ich war immer ehrenamtlich in der Jugendarbeit tätig, in der Katholischen Jungschar aktiv und neben meinem Biologiestudium habe ich Jugendcamps betreut. Zu meiner Zeit war es schwer, einen Lehrjob zu bekommen, deswegen hab ich eine Zusatzqualifikation gemacht – „Management für Frauen“ – und mich bei LOGO beworben.

Nun sind Sie seit knapp 20 Jahren dabei und seit 2008 Geschäftsführerin.
Genau. Doch am Anfang bin ich aus allen Wolken gefallen. Ich war beim Bewerbungsgespräch so brav angezogen: Blaue Jeans und weiße Bluse. Und dann saß ich da einer illustren Runde von Partyhemden- und Latzhosen-tragenden, bunte Bänder im Haar habenden Männern gegenüber und dachte „auweh“. Ich war sehr entspannt, weil ich nicht geglaubt habe, noch einmal eingeladen zu werden, aber das wurde ich.

Dann selbst mit Latzhose?
Nicht ganz (lacht). Ich ging zu einer meiner besten Freundinnen und sagte, ich brauch etwas Alternatives. Es wurde dann ein handgestrickter, knielanger, violetter Strickpullover. Und ich habe den Job bekommen.

Sie meinten, dass sie beim Vorstellungsgespräch nur Männern gegenübersaßen. Hatten Sie jemals das Gefühl, sich als Frau beruflich stärker beweisen zu müssen?
Im Sozialbereich ist es etwas umgekehrt. Wir suchen immer wieder händeringend nach Männern, aber früher war das Gefälle stark da. Die Führungsebene war meist männlich dominiert. Inzwischen ist das Bild anders und gut 50 Prozent der Geschäftsführungen im Jugendbereich sind weiblich besetzt.

Was würden Sie jungen Frauen raten, die zu Ihnen kommen?
Mittlerweile bin ich nicht mehr in der Beratung tätig, aber mir ist es wichtig, den jungen Damen und meinen Kolleginnen das Selbstvertrauen und „Sich-zutrauen“ mitzugeben. Als mein Vorgänger mir die Geschäftsführung angeboten hat, war mein erster Reflex auch sehr „klassisch weiblich“ – ich war mir nicht sicher, ob ich es mir zutraue. Männer trauen sich schneller etwas zu, Frauen sind viel zu selbstkritisch. Als LOGO-Geschäftsführerin habe ich viele Führungspositionen an Frauen vergeben und sie leisten alle ganz hervorragende Arbeit.

Welche ist die größte Herausforderung in der Jugendarbeit?
Die Mehrsprachigkeit, soll heißen, „die“ Jugend gibt es nicht. Eine 16-jährige AHS-Schülerin hat wenig gemeinsam mit einer 20-jährigen Fachkraft, das sind unterschiedliche Lebenswelten. Außerdem definieren sich heute Zwölfjährige als Jugendliche, 30-Jährige aber auch. Sich immer auf das aktuelle Gegenüber einzustellen, ist das Schwere.

Für die Vereinbarkeit von Job und Familie gilt das wahrscheinlich ähnlich. Wie ist Ihnen der Spagat gelungen?
Mein Sohn wird jetzt 14, meine Tochter 12. Ich habe die Geschäftsführung übernommen, als meine Kinder ganz klein waren. Mir hat die Arbeit gefehlt, weil sie mir immer großen Spaß gemacht hat und sehr abwechlsungsreich ist. In der Jugendarbeit muss alles möglichst schnell und in Echtzeit gehen und man weiß am Morgen nicht, was der Tag so bringt. Aber wenn ich an damals zurückdenke – kleine Kinder daheim und ein neuer Job – dann bekomm ich das Gefühl: Immer zehn Minuten zu spät und immer schweißgebadet (lacht). In der Kinderkrippe war das Licht aus und die Sessel raufgestellt und meine Kinder standen mit vorwurfsvollem Blick vor mir.

Wie stehen Ihre Kinder heute zur erfolgreichen Mama?
Meine Kinder nehmen mir nichts übel, sie lieben meinen Job.

WOCHE-WORDRAP
Mein erster Gedanke in der Früh ... gilt dem Frühstück.
Als Filmheld wäre ich ... Captain James D. Kirk, immer unterwegs auf der Suche nach neuem Leben im Weltraum.
Das Schönste daran, eine Frau zu sein ... ist die Möglichkeit, Kinder zu bekommen.
Einen Tag als Mann würde ich ... mich unbehaglich fühlen.

Steckbrief:
-geboren am 9. 6. 1968 im süoststeirischen Pertlstein.
- Biologiestudium in Graz
- zwei Kinder: Lena und Lorenz
- seit 1996 bei LOGO, seit acht Jahren Geschäftsführerin
- bevorzugt „Uschi“ („Ursula sagt höchstens meine Mutter“)

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