"Disneyland hat uns sehr geholfen"
Im WOCHE-Interview erzählt der Präsident des steirischen Burgenvereins vom "G'spür für altes Gemäuer" und inwiefern die Verkitschung der Ritterzeit dem Verein hilft.
Was ist der Hintergedanke des steirischen Burgenvereins?
Dietrich Herzog, Präsident des steirischen Burgenvereins: Begründet wurde die Idee des Vereins vom damaligen Bundesminister Udo Illig, selbst Steirer, der nach dem Zweiten Weltkrieg, nachdem der größte Hunger vorbei war, folgende Worte prägte: 'Das Notwendige versteht sich von selbst, das Unnotwendige schafft bleibende Werte' oder einfach formuliert 'um die Kartoffeln kümmern sich schließlich alle, die Burgen und Schlösser gehören gerettet'. Und damit hatte er nicht Unrecht, denn vieles Alte wurde damals einfach abgerissen wie beispielsweise Teile der Grazer Burg oder die Säulenhalle der Grazer Oper."
Was macht der Verein heute?
Es sind hauptsächlich administrative Tätigkeiten, die Verwaltung von Fördergeldern. Außerdem sind wir der Dachverband für alle örtlichen Burgenvereine. Daneben veranstalten wir Burgenfahrten, das heißt Ausflüge zu bekannten und weniger bekannten Burgen und Schlössern. Historische Vereine haben es halt immer schwer. Auch wenn man sagen muss, dass uns die Verkitschung des Rittertums mit all dem Glanz und Gloria sehr geholfen hat. Dank Disneyland und Eurodisney erleben auch die echten Burgen und Schlösser einen Aufschwung."
Vermitteln Sie auch Schlösser für den Eigenerwerb?
Ja durchaus, ab und zu gibt es da Anfragen. Allerdings haben die meisten Interessenten keine Ahnung, was da auf sie zukommt. Der Traum von eigenen Schloss platzt dann ganz schnell bei den ersten Kalkulationen für die Renovierung und Instandhaltung. Ein Beispiel ist das Schloss Weissenegg in Mellach. Das hat mit den Besitzern, die es in mühevoller Eigenregie revitalisieren, zu einem 'Happy End' gefunden."
Und der Burgenverein hat sich ja selbst auch eines Schlosses angenommen...
"Ja, seit 1966 gehört uns das Schloss Alt-Kainach in Bärnbach, das so eigentlich vor dem Abriss bewahrt werden konnte. Bis dahin waren dort Wohnungen für die Mitarbeiter der Graz-Köflacher Eisenbahn und der Bergbaugesellschaft eingerichtet. Alles war in sehr schlechtem Zustand. Mit vereinten Kräften von Bundesdenkmalamt, GKB und Burgenverein konnte ein Abriss verhindert werden und seitdem kümmern wir uns um das Renaissanceschloss...sogar mit eigenem Kastellan, der im Schloss wohnt und Veranstaltungen wie Hochzeiten betreut. Großer Dank gilt hier auch der Gemeinde Bärnbach, die uns tatkräftig unterstützt."
Es gehört jedenfalls eine ordentliche Portion Liebe und Enthusiasmus dazu, wenn man sich so eines alten Gemäuers annimmt. Das bestätigt auch der "Burgen-Präsident: "Die alten Gebäude erzählen alle eine Geschichte. Die Ausstrahlung spürt man oder nicht. Wer dieses Gefühl nicht hat, ist fehl am Platz."
Hier gibt es noch mehr Infos zum steirischen Burgenverein und noch weitere Geschichten zu steirischen Burgen und Schlössern.
Bildmaterial von steirischen Schlössern und Burgen gibt es unter konstantin.jordis@tmo.at oder direkt bei der Fotografin Barbara Kramer-Drauberg unter der Telefonnummer 0650/316 1889.
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