Zwei Rollen – ein Leben

„Es gibt Handlunsbedarf in Graz“: Tuntenball-Mutti Miss Alexandra Desmond im Interview. | Foto: KK
  • „Es gibt Handlunsbedarf in Graz“: Tuntenball-Mutti Miss Alexandra Desmond im Interview.
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  • hochgeladen von Elisabeth Eder

Wer ist Miss Alexandra Desmond?
Ich bin eine Kunstfigur. Eine sehr freundliche, ältere Dame oder Tante, wenn man so will, die sich liebevoll um ihre Familie und ihre Freunde kümmert, nachmittags im Garten Rosen züchtet und alljährlich den Tuntenball moderiert.

Wie entstand die Kunstfigur?
Mich, also Miss Desmond, gibt es seit rund zehn Jahren und seit bereits sieben Jahren moderiere ich nun den Tuntenball. Die Figur entstand, weil es unbedingt notwendig war, jemanden zu schaffen, der den Menschen die Angst vor dem Fremden nimmt. Ich bin eine Kunstfigur ohne überzogen oder bedrohlich auf die Menschen wirken zu wollen.

Wieso fühlen sich viele von Homo-, Bi-, oder Transsexuellen bedroht?
Das ist, glaube ich, eine der Urängste. Manche Menschen fühlen sich eben bedroht, wenn sie etwas nicht kennen. Meine Aufgabe ist es, diese Angst zu beseitigen und zu zeigen wie die Menschen dahinter wirklich sind.

Am 16. Mai geht wieder der Life-Ball über die Bühe. Welche Rolle spielen der Life-Ball in Wien und der Tuntenball in Graz?
Eine sehr große Rolle. Der Tuntenball ist wie die „kleine Schwester“ des Life-Balls. Ich persönlich kann heuer in Wien leider nicht dabei sein, aber solche Veranstaltungen sind ein Muss, um Bewegung in eine so festgefahrene Denkweise zu bringen.

Wie festgefahren oder tolerant sind da die Grazer? Gibt es noch Handlungsbedarf?

Natürlich gibt es noch Handlungsbedarf – auch in Graz. Aber ich muss zugeben, man spürt trotz einiger Gegenbewegungen, dass es sich immer mehr zum Positiven wendet. Hauptgrund dafür ist mit Sicherheit Conchita Wurst.

Welche Bedeutung spielt Conchita Wurst in Ihrem Leben?
Ich kenne Conchita persönlich und bin überaus stolz und erstaunt, wie sie dem ganzen Druck, der nun auf ihr lastet, standhält. Außerdem ging das alles ja unglaublich schnell. Ich bewundere sie wirklich.

Haben auch Sie mit einem solchen Druck zu kämpfen?
Ich würde sagen er ist geringer als bei Conchita. Aber ja – auch ich muss regelmäßig als Zielscheibe für wüste, abartige Beschmipfungen herhalten und habe mit Diskriminierung zu kämpfen. Das ist leider keine Seltenheit und nicht immer leicht.

Wie gehen Sie damit um?

Ich versuche, diesem Denken entgegenzuwirken. Es gibt noch so viel Aufklärungsbedarf. Kein Mensch ist perfekt, erst recht nicht ich – Miss Desmond, wenn ich beim Tuntenball auf der Bühne stehe. Aber gerade die kleinen Fehler, die Ecken und Kanten machen den Menschen erst sympathisch. Auch unserer Gesellschaft muss das klar werden. Nur weil jemand aus der Norm fällt ist er nicht weniger wertvoll – im Gegenteil.

Zum Thema Gleichberechtigung. Haben es Frauen schwerer als Männer?
Ja. Hier gibt es noch sehr viel Handlungsbedarf und Luft nach oben. „Wir haben den Frauen nur erlaubt, sich wie Männer zu verhalten“, das ist eines meiner wenigen Lieblingszitate von Alice Schwarzer. Frauen dürfen nicht Frauen sein, sondern müssen sich immer an die Männerwelt anpassen. Die Männerwelt setzt den Maßstab – das ist das Problem denke ich.

Mit welchen Frauenproblemen hat Miss Desmond zu kämpfen?
Stöckelschuhe. Und der ganze Wahnsinn ums Make-up und die Frisur. Ich brauche oft stundenlang, um für meine Auftritte zum Beispiel beim Tuntenball fertig zu sein. Meine Kostümierungen sind nämlich immer historisch angehaucht. Das bedeutet: Sehr viel Aufwand für meinen großartigen und geduldigen Stylisten René Melcher.

STECKBRIEF
- geboren am 28. Februar in Graz
- verheiratet
- Moderatorin des Grazer Tuntenballs, Schauspielerin
- Nähere Infos zu Miss Alexandra Desmond auf
www.facebook.com

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