Spitzer Dach: Gut ausgebildete Mitarbeiter als Trumpf
Wie Paul und Georg Spitzer ihren Traditionsbetrieb fit für die nächste Generation machen.
Kaum ein Wirtschaftssektor ist so hart umkämpft wie die Baubranche. Es kommt nicht von ungefähr, dass mit unschöner Regelmäßigkeit Betriebe ums Überleben kämpfen müssen, Mitarbeiter mit einem Schlag ihren Job los sind oder Häuslbauer plötzlich vor einem Scherbenhaufen stehen. Eine der wohltuenden Ausnahmen ist aber die Spitzer Gruppe mit ihrem Herzstück Spitzer Dach. Die Brüder Paul und Georg Spitzer erzählen im Business Lunch im „Nullneun“, warum sie auch nach über 125 Jahren noch immer erfolgreich sind, weshalb sie so hohen Wert auf eine gute Ausbildung legen und wie sie die Situation mit den Billiganbietern aus dem Ausland einschätzen.
WOCHE: Sie haben gerade erst die staatliche Auszeichnung als Ausbildungsbetrieb verliehen bekommen, warum liegt Ihnen dieses Thema so am Herzen?
Paul Spitzer: Es ist leider so, dass die Berufsschulausbildung den Gegebenheiten am Markt massiv nachhängt. Einen großen Teil unseres Geschäfts machen Flachdächer aus – dieses Thema wird aber in den Berufsschulen nur stiefmütterlich behandelt. Und dazu kommt, dass qualifizierte Arbeitskräfte am Markt quasi nicht vorhanden sind.
Man kann also sagen, dass Sie aus der Not eine Tugend gemacht haben …
Georg Spitzer: Ja, leider ist das Berufsbild des Dachdeckers und Spenglers gefühlt irgendwann im 19. Jahrhundert geschrieben worden. Hinzu kommt, dass sich speziell unser Betrieb in Graz viel schwerer tut, geeignete Lehrlinge zu finden, als unsere Dachdeckereien im ländlicheren Bereich. Darum ist uns das Ausbildungsthema so wichtig – wir haben momentan insgesamt 35 Lehrlinge beschäftigt.
Wie behutsam muss und darf man in einem Traditionsbetrieb wie dem Ihren grundsätzlich mit Innovationen umgehen?
Georg Spitzer: Diese Frage stellen wir uns jeden Tag. Es drückt natürlich die Last von vier Generationen auf unsere Schultern – auf der anderen Seite wäre es in der heutigen Zeit aus dem Stand aber auch fast nicht möglich, so eine Bedeutung zu erlangen. Unser Markt ändert sich ja ständig – man muss da immer genau reinhören und natürlich die Mitarbeiter auch entsprechend nachqualifizieren.
Was sind jetzt die Herausforderungen in Ihrer Branche?
Paul Spitzer: Wie mein Bruder schon gesagt hat, der Markt ist in einem ständigen Wandel. Der große Trend sind jetzt eben die Flachdächer. Dazu hat das Dach eine immer größere Nutzfunktion bekommen – von der Begrünung bis zur Photovoltaik – darum haben wir dafür auch mit der Spitzer Energietechnik ein eigenes Unternehmen gegründet. Es ist einfach wichtig, den Kunden ein umfangreiches Paket ohne viele Schnittstellen anzubieten.
Wie beurteilen Sie das Drängen von immer mehr Firmen aus dem meist billigeren EU-Ausland nach Österreich?
Georg Spitzer: Das ist natürlich ein Riesen-thema – dort wird mit ganz anderen Kosten, auf Basis ganz anderer Richtlinien, operiert. Hier herrscht also einfach keine Waffengleichheit.
Gibt es eigentlich Reibungspunkte in Ihrer täglichen Zusammenarbeit?
Paul Spitzer: Wir arbeiten Tür an Tür – und unsere Büros sind auch gleich groß (lacht). Also in den letzten zehn Jahren sind wir uns nie in den Haaren gelegen.
Spitzer GmbH
Gegründet durch Hans Spitzer 1896.
Mitarbeiter: 125 in Graz – 270 in der gesamten Spitzer-Gruppe.
Standorte: Graz, Traiskirchen, Laibach, Marburg
Umsatz: 40 Millionen Euro/Jahr (28 Millionen in Österreich)
Steckbriefe:
Name: Paul Spitzer
Geboren: 16. November 1967 in Graz
Hat am Bischöflichen Gymnasium maturiert und anschließend in Graz BWL studiert.
Ist verheiratet und Vater von vier Töchtern und einem Sohn.
In seiner Freizeit geht er am liebsten Laufen („meist gleich bei uns in Petersbergen“) oder geht Radfahren und im Winter Skifahren.
Den Urlaub verbringt er am liebsten „irgendwo im Süden“.
Name: Georg Spitzer
Geboren: 12. Jänner 1969 in Graz
Hat ebenfalls am Bischöflichen Gymnasium maturiert und in Graz Jus studiert.
Ist verheiratet und Vater von vier Söhnen und einer Tochter.
In seiner Freizeit betreibt er „jeglichen Ausdauersport“ oder schaut einem seiner Söhne beim Kicken zu.
Seinen Urlaub verbringt er am liebsten in Oberkärnten oder Italien.
Einen Überblick über unsere Serie Business Lunch erhalten Sie hier.
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