Persönliche Erinnerungen
28. Dezember - Tag der unschuldigen Kinder

"Frisch und Gsund schlagen" am Tag der unschuldigen Kinder.  | Foto: meinbezirk

Heute möchte ich euch von meiner Kindheit erzählen.

Natürlich hat es mit diesem besonderen Tag zu tun - dem Tag der unschuldigen Kinder - und einem Brauch, der uns Kindern immer sehr viel Spaß beschert hat. Dazu muss ich wohl auch gleich mal erwähnen, dass ich ursprünglich aus Kärnten komme und dieser Brauch nicht überall in Österreich bekannt ist.

Tradition

Seit ich denken kann, habe ich an diesem Brauch teilgenommen. Schon Tage davor war ich richtig aufgeregt und machte mit meinen Freundinnen Treffpunkte aus wann wir wo gemeinsam starten würden. Oft haben wir auch gleich alle zusammen tags davor bei einer Freundin übernachtet, sodass wir möglichst zeitig losgehen konnten. Man muss nämlich wissen: Man darf nur von sechs Uhr früh bis zwölf Uhr mittags um die Häuser ziehen. Mit hat man einen Beutel, eine (gesegnete) Rute und ein kleines Sprüchlein für die Erwachsenen.

Eingepackt in einem Skianzug und bepackt mit Rute und Beutel ging es gegen sieben Uhr morgens raus in die Kälte und den Schnee - ja! Damals gab's ja sogar noch kniehohen Schnee!
In kleinen Gruppen spazierten wir so weit wir eben gekommen sind und klingelten an jeder Haustür, die unseren Weg kreuzte. Wenn jemand zu Hause war, wurden wir ins Haus eingeladen und dann war jeder von uns an der Reihe seinen vorbereiteten Spruch aufzusagen. Ein Spruch war immer:

"Schipp, schapp, schipp, schapp
long leb'n, g'sund bleib'n
in Himmel kummen und
a schenes neies Joa"

Und jetzt kommt für die Leute, die den Brauch nicht kennen, das schräge daran: Währenddessen hauten wir den Erwachsenen mit der Rute auf den Hintern. So wünschten wir den Erwachsenen eben Glück und Gesundheit fürs kommende Jahr - und belohnt wurden wir dafür auch noch! Oft durften wir uns noch bei einem Tee in den Häusern aufwärmen und plauderten mit den Älteren oder spielten mit den Haustieren. Bevor es weiter ging, bekamen wir dann Süßigkeiten, Obst oder ein bisschen Geld. Natürlich war es unvermeidlich, dass man auf dem Weg durch das Dorf anderen Kindern begegnete. Es gab eine kurze Unterhaltung oder - noch viel besser - eine Schneeballschlacht und verbrachte so einen wesentlichen Teil der Zeit damit, im schneebedeckten Feld herumzukullern, Schneeburgen zu bauen und andere Kinder vom Weitergehen abzuhalten.
Gegen Mittag gingen wir dann alle mit einem gut gefüllten Beutel völlig durchnässt, gschafft, aber überglücklich und zufrieden wieder nach Hause. Bei einer heißen Suppe erzählten wir von unseren Abenteuern am Vormittag und stürtzten uns dann auf die Süßigkeiten, die wir bekommen hatten.

Dinge, an die man sich gerne erinnert

Um die 20 Jahre ist das nun schon alles her und noch immer erinnere ich mich sehr gerne an diesen Tag zurück. Im Nachhinein erinnere ich mich an Dinge, die ich damals noch gar nicht so richtig begreifen konnte. Wie zum Beispiel, dass die älteren Nachbarn, die alleine ein großes Haus bewohnten, sich irrsinnig gefreut haben, dass so ein lebensfroher Kinderhaufen ein bisschen Zeit mit ihnen verbracht und sich ihre Geschichten angehört hat. Es war nicht, dass man mit Geld oder Süßigkeiten beschenkt wurde. Nein. Viel mehr ist es diese Erkenntnis und sind es die vielen lustigen Schneeballschlachten und ganz speziell der viele Schnee in den man mit Anlauf reinhüpfen konnte, die mir noch immer ein Grinsen entlocken, wenn ich daran zurückdenke.

Die Zeiten ändern sich...

Mittlerweile ist dieser Brauch in meinem Heimatort schon fast ausgestorben. Es kommen nur noch ganz wenige Kinder am 28. Dezember zum Glück-wünschen vorbei - es gibt aber auch kaum noch Kinder in unserem Ort. Auch wenn ich sonst nicht ein Mensch bin, der zwingend alle Bräuche weiterführen muss - um diesen tut es mir schon etwas leid. Aber die Zeiten ändern sich. Anstatt dass ich diesem Brauch nachtrauere, bin ich froh, dass ich es erleben durfte und darüber erzählen kann. Und wer weiß, vielleicht werden mich in Zukunft Kinder dann genauso entsetzt beim Erzählen dieser Erinnerung ansehen, wie sie es heute schon tun, wenn ich ihnen sage, dass ich meine Kindheit ohne Handy und Internet überstanden habe.

Mehr zum Thema:
* Schläge sollen Gesundheit bringen

Heute ist auch: * Tag des Kartenspielens

Übrigens! Heute feiert unter anderem der Friedensnobelpreisträger Liu Xiabo Geburtstag!

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