WOCHE-Serie: Wahre Werte, Teil 3 - Respekt

Respekt muss sein! Aber auch Spaß darf in den Unterrichtsstunden von Klaus Groier nicht fehlen. | Foto: geopho.com
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  • Respekt muss sein! Aber auch Spaß darf in den Unterrichtsstunden von Klaus Groier nicht fehlen.
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Die WOCHE hat sich auf die Spur jener Werte gemacht, die unsere Gesellschaft prägen – oder zumindest prägen sollten. In dieser Ausgabe setzen wir uns mit dem Thema "Respekt" auseinander.
Und Klaus Groier, Lehrer an der Handelsakademie (HAK) in der Münzgrabenstraße, stellt einen ganz einfachen Satz an den Beginn des Gesprächs. Einfach und doch würde man sich ihn derzeit in vielen politischen und gesellschaftlichen Debatten wünschen: "So wie man in den Wald hineinruft, so kommt es auch zurück." Genau das versucht er im Unterricht zu leben: "So viel Respekt, wie ich meinen Schülern entgegenbringe, so viel darf ich mir von ihnen auch erwarten." Das darf man sich in der Praxis wie vorstellen? "Na ja, wenn man einen Schüler vor der ganzen Klasse wie eine Niete darstehen lässt, wird er sich natürlich auch zur Wehr setzen.
Deshalb verwendet Groier auch jedes Jahr die ersten Unterrichtsstunden darauf, mit den Schülern den Umgang miteinander zu besprechen: "Ich versteh vieles, ich vertrag vieles, das sag ich ihnen auch – aber alles mit Maß und Ziel." Was sind seine Anforderungen? "Höflich bleiben, nicht ins Wort fallen, zuhören, Stärken und Schwächen des anderen zu respektieren. Und den Schulkollegen zu helfen – das nicht zu tun, ist respektlos."

Das gute alte Klassenbuch

Klingt gut, hat aber schon früher nicht (immer) funktioniert. Immerhin steht man täglich vor einem ganzen Haufen pubertierender Jugendlichen, die ganz genau wissen wollen, wie weit sie gehen können. "Richtig", schmunzelt Groier. Und deshalb achtet er darauf, dass Fehlverhalten auch Konsequenzen hat. Ganz gezielt eingesetzt erfüllt die gute alte Klassenbucheintragung immer noch ihren Zweck, vor allem weil man sich dann relativ bald beim Direktor wiedersieht. "Das ist auch eine Vorbereitung aufs Berufsleben – in unserem Fall ist der Lehrer der Chef."
Viel weiter reichen die Konsequenzen aber auch nicht, weiß Groier. "Mit Notendruck und dem Verbreiten von Angst erreicht man da nicht mehr viel." Und genau darin sieht er 35-jährige Pädagoge schon einen Wandel: "Früher hat man Respekt mit Autorität gleichgesetzt. Heute geht es um Vertrauen, das man sich bei den Schülern erwerben muss." Haben's männliche Lehrer da leichter? "Ja, vielleicht ist es eine Spur einfacher, für die Jugendlichen der Reibebaum zu sein." Vor allem dann – und das spricht er ganz offen an –, wenn es um Burschen aus anderen Kulturen geht, ist der Umgang mit weiblichen Lehrkräften immer wieder problematisch."

Zu wenig Zeit der Eltern

In Sachen Respekt sieht er aber noch eine kritische Komponente, unabhängig von der Herkunft: "Immer mehr Kinder wissen leider nicht, wo die Grenzen sind, das war zu meiner Schulzeit schon anders." Worauf führ er das zurück? "Ich denke, dass zuhause zu wenig Zeit und zu wenig Beschäftigung mit den Kindern möglich ist. Respekt ist etwas, das man vorgelebt bekommt." Der Begriff von der "guten Kinderstube" habe immer noch seine Bedeutung. "Wenn man das nicht mitbekommt, dann wird einem Respekt beigebracht, das ist definitiv der schwierigere Weg."
Und welche Werte sind Klaus Groier abseits der Schule wichtig? "Meine Familie, meine Frau und meine drei Töchter." Da kann man nur sagen: Respekt, Herr Lehrer!

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