Oh Gott, Karel!
Jetzt kommt Bewegung rein! Im Zweistundentakt fährt jetzt von Mürzzuschlag ein RailJet direkt nach Prag. Aber in die Nachbargemeinde Spital am Semmering hat man nur einen Regionalzug um 3:38, um 6:08 und um 13:37. Am Wochenende gibt es gar nur zwei Frühverbindungen!
Vor drei Jahren wurde der Regionalbahnverkehr auf der steirischen Seite des Semmerings total ausgedünnt. Brauchbare Busverbindungen gibt es fast nur zu Schulzeiten. Touristen und Bewohner der Region sind im hohen Maße aufs Auto angewiesen. Und es trifft alle Generationen!
Als SeniorInnenvertreter nahm ich wenige Monate nach diesem Kahlschlag an einem sogenannten Netzwerktreffen in der BH Leoben teil. Eingeladen hatte eine damals für Generationenfragen zuständige Landesrätin, die mittlerweile wieder ins Parlament gewechselt ist. Zur Veranstaltung kam auch eine in der Jugendarbeit beschäftigte junge Mutter mit Baby. Sie wohne in Spital am Semmering und habe große Probleme, eine Kinderbetreuung zu finden, wusste sie zu berichten. Die Landesrätin wunderte sich. In Mürzzuschlag gebe es doch sehr viele Tagesmütter. Wir mussten die Landesrätin aufklären, dass man ohne Verkehrsverbindungen die Kinder schwer zu den Tagesmüttern bringen kann. Mittlerweile lebt und arbeitet die junge Frau in Berlin.
Ähnliche Beispiele ließen sich aus der Region viele erzählen. Einmal um die ganze Welt zu reisen, ist natürlich reizvoller. Warum eigentlich präsentiert sich Tourismuswerbung so oft als Einbahn?
Ich könnte mir einen ÖBB-Werbespot vorstellen, wo Karel Gott am Bahnhof Mürzzuschlag aus dem RailJet steigt. Mit einem Liedlein auf den Lippen und einem Paar Schi auf den Schultern. Ich begrüße ihn am Bahnsteig: „Sie können ruhig Erwin sagen!“ Und ich informiere ihn, in wie vielen Stunden er den nächsten Anschlusszug hat oder den Anschlussbus ins Schigebiet Stuhleck, in der Nachbargemeinde Spital am Semmering.
Wann kommt Bewegung rein – in den öffentlichen Personennahverkehr?
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