„Was denkbar ist, ist auch machbar“

Paralympics-Olympiasieger Pepo Puch war nach seiner tollen Dressurperformance in Rio die Freude anzusehen. | Foto: GEPA pictures/ Christopher Kelemen
  • Paralympics-Olympiasieger Pepo Puch war nach seiner tollen Dressurperformance in Rio die Freude anzusehen.
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MURTAL. PC-Präsident Sir Philip Craven erklärte am vergangenen Sonntag im Rahmen einer farbenprächtigen und höchst musikalischen Abschlussfeier die XV. Paralympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro für beendet.

Die 27-köpfige rot-weiß-rote Sportlerequipe ist am Dienstag-Abend mit insgesamt neun Medaillen im Gepäck am Flughafen Wien-Schwechat gelandet und ist, begrüßt von ÖPC-Präsidentin Maria Rauch-Kallat und Sportminister Hans Peter Doskozil, gesund in die Heimat zurückgekehrt.

Nummer eins der österreichischen Sportler

Die Nummer eins innerhalb der österreichischen Olympiahelden und dementsprechend begehrt bei Medien, Sponsoren, Funk-tionären, Freunden und Fans war Pepo Puch. Er wurde in Brasilien, unterstützt von seiner Gattin Michelle und seiner 9-jährigen Tochter Lou, mit Gold und Silber dekoriert.

Hat für den Rauchfangkehrermeister und gebürtigen Oberzeiringer 2012 in London auf „Fine Feeling“ Gold und Bronze herausgeschaut, legte er nun auf seinem 11-jährigen Oldenburger Wallach „Fontainenoir“ in der Nähe des Copacabana-Strandes in Rio mit seinem zweiten Olympiasieg und der ersten Silbermedaille noch was drauf.

Ein perfektes Duo

Dementsprechend glücklich, aber auch demütig war der „Olympionike“ nach seinen grandiosen Leistungen bei der Heimkehr im VIP-Terminal am Flughafen in Schwechat: „Das waren großartige Paralympische Spiele für mich. Ich bin sehr stolz, dass ich Gold und Silber gewonnen habe. Es ist nicht leicht, der Level ist sehr hoch. Und deswegen bin ich sehr froh, dass ich das so hinbekommen habe.

Nach der Kür war ich so müde, dass ich mich hätte hinlegen müssen. So ist das, wenn der Stress plötzlich nachlässt. Wir Sportler können dankbar sein, dass es das österreichische und internationale Paralympische Komitee gibt und durch das Projekt „Rio 2016“ unterstützt wurden.“

Der erfolgreichste Österreicher bei den XV. Paralympischen Sommerspielen stellte natürlich auch sein Erfolgspferd ins Scheinwerferlicht: „Eines darf man nie vergessen, mein Pferd Fontainenoir ist mindestens so erfolgreich wie ich. Eigentlich müsste es an meiner Stelle hier auf der Bühne stehen.“

Fahnenträger bei der Schlussfeier

Unvergessen bleibt für den „Gold- und Silberboy“ auch die Schlussfeier im Maracana-Stadion, wo er mit viel Stolz und voller Ehre als österreichischer Fahnenträger noch einmal in den weltweiten Fokus gerückt ist. Stolz ist Puch auch auf die Tatsache, dass in Rio erstmals eine österreichische Equipe im Teambewerb angetreten ist und mit Platz acht ein beachtliches Resultat erreicht hat.

Lebensmotto

„Was denkbar ist, ist machbar“, hat sich „Pepo“ nach seinem Unfall vor acht Jahren zum Lebensmotto auserkoren. Dadurch animiert er sich immer wieder zu neuen sportlichen Höchstleistungen und meis-tert seinen Schicksalsschlag.

Der Trainingsprozess spielt sich zum Großteil im Familienkreis ab, wobei die positive Lebenseinstellung und Einsatz total als Antrieb dienen. Zu seiner Stellung am Pferderücken meint Puch: „Nur mit meiner Stimme und Balance kann ich die Pferde lenken. Wad‘l ans Pferd legen und das Problem war gelöst, gibt`s nicht mehr.“

Tokio 2020

Fest steht für den Murtaler Olympioniken, dass er auch den Angriff in Richtung Qualifikation für die nächsten Paralympischen Spiele in Tokio 2020 starten wird. Dann werden ihn auch wieder seine engsten Reitsportfreunde Alexander Sprinz und RC Farrach Kaltenegger-Vereinsboss Max Kaltenegger kräftig die Daumen drücken.

Erfolgreiche, aber schmerzhafte Karriere

Als Österreichs bester Vielseitigkeitsreiter hat sich Pepo Puch schon in jungen Jahren seiner Sportkarriere einen Namen gemacht und nach Unstimmigkeiten mit dem Reitsportverband war er noch als gesunder Sportler bei den olympischen Spielen in Athen (2004) für Kroatien im Einsatz.

Vier Jahre später wurde er bei einem Turnier in Scheneberg (Deutschland) durch einen Materialfehler im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Sattel geworfen.

Als damaliger Weltverband-Sicherheitsbeauftragter hat er eine neu entwickelte Airbag-Weste im Wettkampf getragen und ein Materialfehler hat zur Explosion geführt. Sein Pferd hat gescheut, beim Sturz hat sich Puch eine inkomplette Querschnittlähmung zugezogen:

„Im ersten Augenglick hab‘ ich noch gedacht, dass gar nichts passiert ist. Doch das Rückenmark war durchtrennt und es folgte ein halbes Jahr Aufenthalt in einer Schweizer Klinik. Man ist gefangen in der neuen Situaiton und das Leben wurde total durcheinander geschmissen.“

Aufgeben war ein Fremdwort

Aufgeben war für den sympathischen und leistungswilligen Sportler und Unternehmer ein Fremdwort und unterstützt durch seine Gattin Michelle und Tochter Lou suchte er nach einer anderen Form der Kommunikation mit seinen Armen und Beinen:

„Bereits nach zwei Wochen konnte ich meinen linken Zeh um Millimeter bewegen. Nach vier Monaten konnte ich mich erstmals selbst wieder an der Nase kratzen. Nach einem halben Jahr in der Reha-Klinik kehrte ich dann ins normale Leben zurück."

Nur kurze Zeit später sitzt er wieder am Pferd und eilt als Para-Dressurreiter national und international von Erfolg zu Erfolg.

Sowohl als mehrfacher österreichischer Staatsmeister, als auch Europameister, WM-Medaillengewinner, Weltranglistenführender, Weltrekordler, vierfacher Para-Olympiamedaillengewinner darunter zwei Olympiasiege hat sich der Reitsportler des Reitclub Farrach-Kaltenegger auf seinen Paradepferden „Fine Feeling“ und „Fontainenoir“ weltweit einen Namen gemacht und ist Vorbild auf allen Ebenen.

Wer den demütigen, leistungsorientierten, positiv denkenden und vorbildlichen Para-Sportler kennt weiß, dass der Erfolgshunger noch lange nicht gestillt ist und er sich immer wieder neue Erfolgsziele setzt.

Alfred Taucher

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