"Sind keine Maschinen": Hospizteam will Amstettner für Tabuthema sensibilisieren
BEZIRK AMSTETTEN. "Viele glauben, dass wir traurige Menschen sind", meint Viktoria Scheuch vom Mobilen Hospizdienst der Caritas in Amstetten. Das wäre aber so gar nicht der Fall. "Der Humor muss seinen Platz haben", sagt sie. Denn aus dem Lachen schöpft man neue Kraft und Energie.
Neue Koordinatorin
Nach neun Jahren übergibt sie ihre Funktionen als hauptamtliche Koordinatorin aus Altersgründen in die Hände von Manuela Schwabe. Neben zwei hauptamtlichen Koordinatorinnen unterstützen im Bezirk 38 ehrenamtliche Hospiz- und Trauerbegleiter die Betroffenen – derzeit 70 Personen. 2018 waren es insgesamt 114 direkt Betroffene oder Angehörige. Der Altersdurchschnitt liegt bei Männern bei 80 Jahren, bei Frauen bei 73 Jahren.
"Wir sind keine Maschinen"
"Man braucht eine ganz spezielle Sensibilität", sagt Manuela Schwabe, die zuvor im Palliativteam in Amstetten tätig war, über das Begleiten der Betroffenen. "Und eine gewisse Offenheit", ergänzt Viktoria Scheuch die für viele nicht alltägliche Jobbeschreibung.
Gleichzeitig braucht es aber auch eine bestimmte Distanz zu den Betroffenen. "Es gibt Situationen, die einen erschüttern", so Scheuch über Situationen, bei denen das nicht immer gelingt. "Wir sind keine Maschinen, wir sind Menschen", meint Schwabe und verweist dabei auf den Umgang in der Gesellschaft mit diesem Thema.
Für Thema sensibilisieren
Man müsse die Menschen weiterhin auf breiter Ebene für Sterben, Tod und Trauer sensibilisieren, sagt Schwabe. Dass der Mobile Hospizdienst der Caritas hier auf einem guten Weg ist, belegen die Zahlen. Gab es 2010 noch 1.149 Ehrenamtsstunden, so waren es 2018 bereits 3.918 Stunden.
Sensibilisiert wird dabei bereits in jungen Jahren, etwa bei "Hospiz macht Schule". Dabei wird für Schüler das Thema auf kindgerechte Art aufbereitet. Dies sei besonders wichtig, vor allem auch im späteren Umgang mit Tod und Trauer.
"Die Endlichkeit des Lebens ist für viele ein unangenehmes Thema", sagt Scheuch. Das Thema ist tabu, wird beiseitegeschoben. Die Hemmschwelle, Hilfe zu suchen, ist demnach oft groß. "Man muss Mut haben, anzurufen", sagt Viktoria Scheuch. "Es passiert nichts", ergänzt sie.
Den Tod akzeptieren
Egal, welchen Umgang jeder für sich mit diesem Thema wählt, eines steht fest: "Es ist der Kreislauf des Lebens", sagt Scheuch, "es trifft uns alle." So müsse man akzeptieren, dass der Tod zum Leben dazugehört. Man würde sich nicht nur bewusst, "welch ein Schatz das Leben ist", sagt sie, manches würde dadurch vielleicht leichter werden. "Wenn man die Trauer ins Leben lässt, ist auch wieder ganz viel Leben möglich", so Schwabe.
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