Drama um Mädchen
Amstettner Pflegemutter wehrt sich gegen Vorwürfe
Ein kleines Mädchen soll jahrelanges Martyrium durchlebt haben. Pflegemutter bestreitet die Anklagepunkte.
BEZIRK AMSTETTEN. Seit Juli vergangenen Jahres sitzt eine 44-Jährige aus dem Bezirk Amstetten immer wieder auf der Anklagebank am Landesgericht St. Pölten. Auch die Verhandlung im März musste wieder vertagt werden, nachdem Verteidiger Georg Thum eine Zeugin abermals beantragte, die zur Entlastung seiner Mandantin beitragen könnte.
Erschütternde Vorwürfe
Die Anklage von Staatsanwältin Barbara Kirchner enthält erschütternde Vorwürfe gegen die Beschuldigte, die als ausgebildete Tages- und Pflegemutter im Jahr 2013 die damals eineinhalbjährige Janine (Name von Redaktion geändert) in ihrer Familie aufnahm. Das Kind wog damals zwölf Kilo und brachte fünf Jahre später kaum mehr auf die Waage.
Drama um kleines Mädchen
Körperlich massiv zurückgeblieben, stark auffällig im sozialen Verhalten und Narben führten trotz Kontrollbesuchen der Jugendfürsorge erst durch die Hartnäckigkeit einer Volksschullehrerin zu Ermittlungen.
Laut Kirchner bekam das Kind jahrelang kaum zu essen, wurde geschlagen, mit Handschellen ans Bett gefesselt, gebissen und musste nicht zuletzt Kot essen. Ungewaschen und verwahrlost besuchte Janine Betreuungseinrichtungen, bis sie zuletzt häufig nicht fähig war, über die Stiegen in der Schule zu kommen.
Vorwürfe zurückgewiesen
Während die Angeklagte sämtliche Vorwürfe zurückwies, sich auf Arztbesuche, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und alle sonstigen Bemühungen berief, teilten sich die Zeugen in zwei Lager.
Gerichtspsychiater Werner Brosch attestierte, dass die Mutter von drei eigenen Kindern keine Störung im Sinne einer Erkrankung habe. Gutachter Salvatore Giacomuzzi, der sich mit Janine befasste, kam zum Schluss, dass sich die Kleine jahrelang in einem lebensbedrohlichen Zustand befunden, der u.a. durch Hunger mit täglichen Schmerzen von zwölf bis sechzehn Stunden verbunden gewesen sei. „Sie hat es nicht verstanden, sondern ertragen und Symptome entwickelt“, so der Gutachter.
Das sagen die Zeugen
Zuletzt trat ein Flüchtling in den Zeugenstand, der in einem geschwisterlichen Verhältnis zu Janine zwei Jahre in der Pflegefamilie lebte. Seinen Beobachtungen nach sei es zu keinen Gewaltübergriffen gekommen. Er habe oft den ganzen Tagesablauf miterlebt, bei dem nichts passiert sei. Auch die Aussagen jener Entlastungszeugen, die von häufigen Lügen des Mädchens sprachen, könne er bestätigen. Darüber hinaus, so Verteidiger Thum, gebe es ein Gesprächsprotokoll einer Lehrerin, in dem dieses Lügen angeführt sei und das in der Fortsetzung des Prozesses im Mai zur Entlastung beiträgt.
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