Regionale Köstlichkeit
Der Ursprung und Wandel des Faschingskrapfens
Um das fett-süße Faschingsgebäck ranken sich viele Geschichten und Mythen. In welcher Zeit und von welchem Volk dieses Fettgebäck erstmals gebacken wurde, ist nicht eindeutig nachweisbar. Unbestreitbar ist aber, dass der heutige Klassiker im Fasching nicht wegzudenken wäre und unsere Amstettner Bäcker das Sortiment um einige köstliche Varianten erweitert haben. Die Bezeichnung „Krapfen“ stammt vom althochdeutschen Wort „krapho“ für gebogene Klaue, Kralle bzw. Hacken. Es ist anzunehmen, dass der Name „Krapfen“ von seiner ursprünglich hakenförmigen Gestalt herrührt.
AMSTETTEN.
"Die Zuckerbäckerei Piaty landete beim österreichischen Falstaff Voting in NÖ wieder unter den Top 10 – und im Mostviertel sind sie überhaupt die Beliebtesten. Und so gibt es in Waidhofen/Y. auch immer etwas Besonderes zur Krapfenzeit – nicht nur die 9 verschiedenen Krapfensorten. Am Faschingssamstag und Faschingssonntag gibt es erstmals und letztmals die „Purger“ – wobei das harte „P“ eben für Piaty steht",
so Meister Thomas Piaty.
Schon beim österreichweit ersten Faschingszug nach dem Krieg (1955 noch während der russischen Besatzung) war der Piaty Krapfen einer der Höhepunkte.
Bereits die alten Ägypter bereiteten im Fett schwimmende Gebäcke zu, deren Formen auf Fruchtbarkeitssymbole zurückgingen. Eine Darstellung aus der Zeit von Pharao Ramses III. (etwa 1200 vor Christus) zeigt zwei Personen, die mit Hilfe stabförmiger Werkzeuge in einer Pfanne über offenem Feuer ein schneckenförmiges Fettgebäck zubereiten. In einem alten ägyptischen Grab hat man Krapfen ähnliche kleine Gebäcke entdeckt.
Andere vermuten, der heutige Krapfen geht auf die Römer zurück. Diese kannten ein spezielles Fettgebäck mit dem Namen „globuli“ (Kügelchen). Bei den Frühlings-Bacchanalien (Feste zu Ehren des römischen Gottes Bacchus) wurden die sogenannten „placenta bacchiae“ (runder Hohlkegel- mit Sulze gefüllt) in großen Mengen geopfert und aller Wahrscheinlichkeit auch gegessen.
Die Römer brachten Urform zu uns
Durch die römischen Kolonisten dürfte dieses Gebäck über die Alpen an den Donaulimes und nach Vindobona (heutiges Wien) gekommen, und unter den Namen „Chraphe“ zu hohen Festtagen serviert worden sein. In den Städten, vor allem auch in Wien, wurden runde, kugelförmige Krapfen im Mittelalter gewerbsmäßig in öffentlichen Schmalzkochereien hergestellt.
Um 1200 fand man auf dem Speisezettel von Klosterküchen in Europa ein Siedegebäck mit der Bezeichnung „craplum“ oder „craphun“. Es handelte sich zur damaligen Zeit noch um recht derbe Bauernkrapfen, die nicht an eine Form gebunden waren. Ordnung in der Formenvielfalt wurde erst durch die „Kochordnung“ der Stadt Wien aus dem Jahre 1486 geschaffen, in der die „Krapfenpacherinnen“ (Krapfenbäckerinnen) genaue Anweisungen fanden, wie sie ihre Arbeit zu verrichten hatten.
Der Krapfen als Luxusgüter
Der Grund warum Krapfen damals wie heute traditionell zu Fasching gereicht werden, liegt in der damaligen schlechten Nahrungssituation begründet. Mönche und Geistliche rieten dem einfachen Volk, kurz vor Beginn der Fastenzeit statt Brote die wesentlich nährstoffreicheren Krapfen zu backen, damit Arme und Kinder durch die lange Fastenzeit nicht völlig entkräftet oder gar krank wurden.
Im 19. Jahrhundert galten Krapfen als Luxusspeise, denn sie waren keineswegs billig. Der Teig wurde mit Honig gemacht, das Zuckerhäubchen bestand aus dem damals sehr teuren Rohrzucker. So kostete ein Krapfen circa 5 Kreuzer während man aber für 12 Kreuzer bereits ein mehrgängiges Mittagessen bekam.
"Ich bin ein Berliner"
Einer Legende nach wurde der Krapfen von einem Berliner Zuckerbäcker (Name unbekannt) erfunden. Dieser sollte 1750 unter Friedrich dem Großen als Kanonier dienen. Er erwies sich für den Krieg aber als nicht tauglich und so wurde ihm die Aufgabe des Feldbäckers zugeteilt. 1750 soll er Hefeteig in Form von Kanonenkugeln geformt und ihn, weil kein Ofen vorhanden, in einem Kessel mit heißem Fett über offenem Feuer gebacken haben. Aufgrund der Herkunft des Bäckers wurde das Gebäck „Berliner“ genannt.
Heute kennen wir den Faschingskrapfen in seiner klassischen Erscheinung mit Puderzuckerhaube und gefüllt mit Marillenmarmelade. Brigitta und Nina, beide Konditorinnen bei der Bäckerei Kirchdorfer in Ulmerfeld präsentieren einige Neuzugänge:
"Abgesehen vom Klassiker gibt es noch unseren Spezialkrapfen mit Puddingcreme, Powidl und Vanillecreme, den Vanillekrapfen, den Schokokrapfen und den Puddingkrapfen."
Geschäftsführerin Sigrid Hartner von der Bäckerei und Konditorei Hartner in Waidhofen/Ybbs:
"Wir haben unsere Auslage in der Fußgängerzone vom traditionellen Knusperhaus umgebaut in eine Krapfenbackstube. Diese erfreut sich großer Beliebtheit – wir kommen mit dem Glasreinigen gar nicht nach, weil sich die kleinen Kunden die Nase an der Auslagenscheibe platt drücken."
Regionales Brauchtum rund um den Krapfen
Mancherorts war es Brauch den ersten, ungeformten, noch ungebackenen Krapfen oder aber den bereits fertig gebackenen Krapfen, für die Armen Seelen ins Herdfeuer zu werfen. Aus der Beschaffenheit des Krapfenfettes schloss man auf das Wetter für das kommende Jahr. War das Fett nach dem Erkalten glatt, sagte man schöne und günstige Wetterbedingungen voraus, während eine gewellte Oberfläche auf häufige Hagelschauer hindeutete.
Im 19. Jahrhundert war es Brauch, dass junge Mädchen Krapfen auseinander brachen und diese mit einem Burschen teilten, was als Zeichen der Verlobung angesehen wurde.
Den Abfällen aus der Krapfenbereitung wurden besondere Kräfte zugesprochen. Man sagte sich, dass das für das Herausbacken der Krapfen verwendete Schmalz gegen Verhexung schützen soll.
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