Die Flucht in ein 'zweites' Leben

- <b>Christa, George und Mona F. </b>fanden in Amstetten ein neues Leben.
- hochgeladen von Thomas Leitsberger
"Es ist schwierig, alles in einer Sekunde zu verlieren", erzählt Mona F. von ihrem alten und neuen Leben.
Vor sechs Jahren war George F. in Österreich auf Urlaub. Vor gut zehn Monaten kehrte er mit seiner Familie von Damaskus wieder hierher zurück – als Flüchtling.
Bereits ein Jahr vor ihrer Flucht hatten sie mit Erfolg ein Visum beantragt. Doch in der Hoffnung auf Besserung blieb die Familie in Syrien.
Während Ziviltechniker George ein eigenes Unternehmen leitete, unterrichtete seine Frau Mona Englisch. Die katholische Privatschule, die Tochter Mona besuchte, wurde inzwischen von Bomben zerstört, Lehrer und Mitschüler getötet, berichtet George sichtlich gezeichnet.
Den Tod hinter sich gelassen
"Es hat sich etwas in ihrem Denken verändert", erzählt Mona von ehemaligen muslimischen Freunden, von Bespitzelung und Drohungen.
In letzter Minute retteten sie sich über die Grenze in den Libanon, von wo es mit dem Flugzeug nach Wien ging.
Der Fluchthelfer wurde später tot aufgefunden. "Er war so mutig", sagt Mona, "er hat gesagt, wir haben eine Familie, wir sollen zuerst gehen."
Erster Halt in Traiskirchen
"Wir waren geschockt", es sei "ganz schlimm" gewesen, berichtet Mona von den ersten Tagen nach ihrer Flucht und den ersten Eindrücken von Traiskirchen. Doch sie hatten Glück, denn durch Kontakte kamen sie schnell nach Ulmerfeld. "Wir wussten nicht, wo Amstetten ist", erzählt George, der inzwischen einen positiven Asylbescheid in Händen hält.
Ihr katholischer Glaube erleichterte die Kontaktaufnahme, etwa nach Kirchenbesuchen, und so wurden sie rasch und freundlich von den Ulmerfeldern aufgenommen. Diese halfen ihnen schließlich nicht nur beim Einrichten ihrer damaligen Einzimmerwohnung, sondern auch bei der Suche nach einer neuen, größeren Wohnung.
Das Wichtigste ist "Deutsch"
Das Wichtigste sei Deutsch zu können, ist George überzeugt, damit er eine Arbeit findet. "Ich muss, muss, muss", sagt er und meint, dass die technischen Begriffe, die er als Zivilingenieur benötigt, derzeit noch schwierig wären. Bevor sie nach Österreich kamen, sprachen sie arabisch und englisch, inzwischen sind Unterhaltungen in Deutsch kein Problem mehr für die beiden.
Suche nach dem Leben
"Der Dialekt ist manchmal schwierig", meint Mona dann doch, aber ihre Tochter Christa würde mittlerweile auch diesen verstehen und würde so manchmal als "Dolmetscher" aushelfen. Christa hat mittlerweile Freunde gefunden, erst vor wenigen Tagen war sie auf einer Geburtstagsfeier. Sie ist glücklich und froh hier zu sein, so wie die ganze Famile.
"Es ist eine neue Chance, zu leben", sagt sie. Und doch hoffen alle, dass der Krieg in Syrien bald ein Ende findet und sie ihre Familien wieder sehen und sie vielleicht doch noch in ihr altes Leben zurückfinden können.
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