Erfahrungsbericht: "Mein Weg zum Nichtraucher" - Teil 2

Foto: privat

Jürgen Offenberger berichtet über seine Erfahrungen:

Lesen Sie hier Teil 1.

Tag 1 als Nichtraucher

7:00 Uhr
Der Wecker läutet und mein erster Gedanke: "ist ja gar nicht so schlimm ohne Zigaretten"

7:30 Uhr
Gewichtscheck auf der Badezimmerwaage: Was für eine Katastrophe! Verdammt, da muss ich jetzt aufpassen sonst platze ich noch wenn ich nun tatsächlich auch noch zum Rauchen aufhöre.

7:35 Uhr
Schnell noch eine Schokobanane gegessen die irgendwo herumgelegen ist und 2 Stück Marmorkuchen fürs Frühstück und irgendein Nudelgericht aus dem Kühlschrank, für die Mikrowelle im Büro eingepackt.
Kaffee trink ich keinen mehr zu Hause - keine Zeit und keine Lust dazu.

7:50 Uhr
Oh Mann der Innenraum meines Firmenwagens stinkt heute wieder nach kalten Rauch, denke ich und runzle die Stirn um gleich wieder zu schmunzeln, da mir so mancher Mitfahrer einfällt, dem ich in Zukunft das Rauchen in meinem Wagen verbieten werde. Schrecke kurz zusammen, als ich mein eigenes satanisches Grinsen im Rückspiegel sehe …

7:55 Uhr
Der erste wirkliche Moment wo so etwas wie Entzugserscheinung in mir aufkommt, denn spätestens jetzt würde ich bereits meine erste Zigarette paffen. So richtig entspannt, auf dem Weg zur Arbeit.
"Scheiß Traktor! Kauf dir einen Hubschrauber du beschissenes Verkehrshindernis!" höre ich mich plötzlich laut sagen. Hmm...Was war das jetzt?

8:17 Uhr
Ich betrete das Firmengebäude und meine Kollegin vom Empfang ruft mir ein freundliches "Guten Morgen!" entgegen. Bedanke mich mit den gleichen Worten, nur um einige Dezibel leiser und wahrscheinlich auch kaum hörbar, während ich in Richtung Büro schlurfe. Tut mir im selben Moment aber schon leid und denke kurz daran den Gruß noch einmal zu wiederholen, lasse es dann aber bleiben. Schließlich bin ich ja der, der leidet...

8:40 Uhr
Ich beginne dieses Zeilen in meinen Outlook Kalender zu schreiben. In 20 Minuten ist die erste (Rauch-)Pause - denke ich arbeite heute mal durch

9:00 Uhr
Ja, klar vermisse ich die zwei Zigaretten die ich jetzt normalerweise bis um Viertel nach Neun in mich reingesaugt hätte, aber die "Mörderentzugserscheinungen" habe ich noch nicht wirklich. Wälze mich auch noch nicht am Boden vor lauter Entzugsschmerzen und habe auch noch keinen Kollegen geschlagen.
Bis auf Max, aber der zählt nicht wirklich …
Max ist eine Puppe, auf der steht "Wenn du Stress hast - BOX MICH". Wenn man dieser Aufforderung nachkommt, stößt die Puppe unterschiedliche Schmerzensgeräusche aus. Auf manche Menschen - z.B. solche wie mich - wirkt das entspannend. Ich habe diese Puppe vor kurzem in einer Autobahnraststation erworben, nachdem Sie mich an einen Kollegen im Büro erinnert hatte ...

9:15 Uhr
Na wer sagt‘s denn, die Pause ist vorüber und ich habe sie überlebt. Ganz ohne Zigaretten. Völlig relaxed. Gutes Gefühl. Werde Max noch ein paar reinhauen … nur zur Sicherheit!

10:15 Uhr
War jetzt mit einem Freund und Kollegen auf einen schnellen Kaffee in unserer Kantine (Raucherraum). Das war Hardcore und der Prüfstein schlechthin, am heutigen Tag für mich. Habe die Herausforderung gut gemeistert. Kann zwar nicht mehr genau sagen über was wir im Detail gesprochen haben, da ich die meiste Zeit nur seine Marlboro zwischen seinen Fingern und die davon aufsteigenden-, eleganten Rauchschwaden beobachtet hatte. Ich weiß nur noch so viel, dass sich mein Freund nach unserem Gespräch ein Nikotinpflaster kaufen möchte und nun auch versucht aufzuhören.
(Nachtrag 2015: Er raucht noch immer)

10:18 Uhr
Erster Schweißausbruch und Panikattacken. Tausend Gedanken im Kopf und Stimmen die ich bisher noch nie gehört habe. "Manipulatives Arschloch!!" und Ansätze von Arroganz wie: "Ich habe es geschafft und du Lusche noch nicht" fliegen als Schriftzug vor meinem geistigen Auge vorbei, aber auch die Angst, einer von DENEN zu werden, lässt mich nicht mehr los. Also von Jenen, die alle anderen Raucher in ihrem Umfeld bekehren wollen, militant bei jeder Gelegenheit gegen stinkende Luft-Verpester wettern und jeden Tschick-Stummel aus dem Stadtpark für eine DNA-Analyse zur nächsten Polizeidienststelle tragen ...

11:00 Uhr
Ich habe heute bereits einiges an Arbeit weiter gebracht und schon lang hinausgeschobene Dinge erledigt. Bilde mir auch ein, effizienter als normal gewesen zu sein. So ganz nebenbei schreibe ich auch noch diese Zeilen und rechnete mir neben dem durchschnittlichen Zigarettenverbrauch der Mitarbeiter unserer Firma, auch die wahrscheinliche Lebenserwartung meiner rauchenden Kollegen aus.
Natürlich nur oberflächlich, obwohl bei einer mutigen Veranlagung, zum richtigen Zeitpunkt, könnten die Hinterbliebenen der verstorbenen Kollegen, deren Pensionszahlungen … ich schweife ab ...

11:10 Uhr
Der obligatorische vormittägliche Gang aufs stille Örtchen. Die Natur verlangt wie annähernd jeden Tag um diese Zeit Ihr Recht (als ob wir jemals einen Pakt geschlossen hätten). Auch an diesem Platz der Entspannung konnte ich an manchen Tagen dem Tabakkonsum nicht widerstehen. Wie es der Teufel der Versuchung wollte, habe ich mir beim Abäschern auch schon mal mein bestes Stück dabei verbrannt, was ich mir nun gottlob zukünftig auch ersparen werde. Außerdem sieht ein Brandpflaster an dieser Stelle Scheiße aus.

11:30 Uhr
Mittlerweile wurde mir, ob meiner schlechten Laune, von meinen Kollegen angedroht, dass ich dann in der großen Pause am Schulhof vermöbelt werde und traue mich jetzt bestimmt nicht mehr das Büro zu verlassen ...

12:16 Uhr
Ich habe jetzt in der Mittagspause mal alle Vorteile und Nachteile des Rauchens aufgelistet. Irgendwie möchten mir keine wirklichen Vorteile einfallen. Nachteile hingegen jede Menge. Frage mich, warum mir das früher nicht so richtig bewusst geworden ist. Schreibe ein paar Wortwiederholungen auf die Seite der Vorteile, damit ich mir heute auf Grund meiner doch ansteigenden Entzugserscheinungen nicht vollkommen bescheuert vorkomme.

12:20 Uhr
Ich habe mir jetzt ausgerechnet, dass ich im Monat mindestens 250,- € in die Luft geblasen habe.
Das sind 8,40 € pro Tag. Werde als zusätzliche Motivation heute versuchen jeden Tag 5,- € auf die Seite zu legen. Mal sehen wie lange ich das jetzt schaffe. Ist sich früher ja auch leicht ausgegangen, wenn ich mir Zigaretten gekauft habe, also warum nicht auch weiterhin, nur eben jetzt ohne Glimmstängel. Habe somit voller Stolz den ersten Fünfer in dem Geheimfach meiner Geldbörse verstaut und träume schon von einem eigenen Geldspeicher...

12:30 Uhr
Ich mache heute zur Abwechslung mal nur eine halbe Stunde Mittagspause, was sollte ich nach dem Essen auch sonst machen? Max schlagen, war auf die Dauer dann doch wieder zu langweilig...

13:03 Uhr

Ich ertappe mich wiederholt dabei, dass ich mich mit einer Zigarette belohnen möchte, sobald ich wieder was erledigt habe. Erledige immer schneller meine Aufgaben, um belohnt zu werden. Wie die Robbe im Zoo, die nach einem Ballkunststück auf Ihren Hering vom Tierpfleger wartet. Bin gespannt wann ich es endlich kapiere, dass es keine Belohnung geben wird …

13:07 Uhr
Ich durchsuche meine Schreibtischladen nach etwas Süßem. Könnte schwören da war doch noch irgendwo … irgendwas … von dem Weihnachtsgeschenk eines Kunden … vor drei Jahren …

13:10 Uhr
Ich kaue jetzt eher lustlos auf einem Zitronen-Zuckerl, einem "give away" eines Lieferanten, von der Hannover Messe 2011 herum.

14:13 Uhr
Ich dachte jetzt kurzfristig der erste spürbare Erfolg stellt sich endlich ein. Ich atme plötzlich viel freier. Ein Kollege hatte jedoch - trotz Wohnraumlüftung - nur ein Fenster geöffnet.

15:22 Uhr
Ich war im Büro eines Kollegen und habe ihm Unterlagen vorbei gebracht. Er war gerade nicht da, aber auf dessen Tisch lag ein Päckchen Zigartetten. Ich hasste diese Marke als ich noch starker Raucher war, aber dennoch konnte ich nicht anders. Ich nahm das Päckchen in die Hand, öffnete es und inhalierte voller Genuss den Geruch dieses frischen-, unverbrauchten und kalten Tabaks. Von mir unbemerkt betrat irgendwann auch mein Kollege wieder sein Büro. Als ich ihn bemerkte bin ich leicht erschrocken und füllte mich beinahe wie ein kleiner Junge der eben von einem Elternteil beim Masturbieren erwischt wurde.

17:12 Uhr
"witziger Weise" fragt mich heute bereits der dritte Kollege, ob ich mit ihm eine Rauchen gehe. Zufall, oder bin ich von organisierten Arschlöchern umgeben? Wieder steigt Panik in mir auf. Eine ausgeprägte Paranoia fehlte mir jetzt noch …

18:15 Uhr
Ein Freund ruft an, ob wir uns schnell in einem Lokal auf ein Seidel treffen können? Sage zu und mache im Büro Schluss…

18:30 Uhr
Ich sitze mit Kumpel im Gastgarten. Er erzählt mir von seinem Problem und witzelt dazwischen immer wieder über belangloses. Ich hingegen bemerke erst heute wie wenige, vor allem von den jungen Leuten, heute eigentlich rauchen, dass dennoch sieben der insgesamt 13 Aschenbecher in dem Gastgarten eigentlich dringend ausgelehrt gehörten und mein Kumpel seine Zigarette für mich um eine Spur zu extravagant zwischen seinen Fingern hält.

18:55 Uhr
Ich fahre nach dem sehr kurzen Treffen mit meinem Ex-Kumpel, voller Vorfreude nach Hause zu meiner Nichtraucherfamilie.

23:15 Uhr
Ich gehe zu Bett und bin schon ein kleinwenig stolz auf mich ...

Tag 5 als Nichtraucher
Unglaublicher "Tag 5" ohne Zigaretten!
Es soll mir ja keiner mehr kommen und behaupten der Weg zum Nichtraucher sei leicht.
Das weiß ich nun selber … ganz easy!
Wer braucht schon Nikotinpflaster, Kaugummi oder den ganzen anderen Dreck …
Nur der eiserne Wille zählt … maaaaaaahhhh ... ich will jetzt einen Tschick!!!! *Heul*

Tag 7 als Nichtraucher
Leichte Kreislaufprobleme, die ich bisher nicht kannte und gereizte Stimmung, aber alle aus meinem Umfeld leben noch.

Tag 10 als Nichtraucher
Die Anzahl meiner Freunde hat sich weiter drastisch verringert.
Meine Nachbarn grüßen mich nur mehr aus der Ferne (wenn überhaupt). Sogar der Hund meines Nachbarn geht mir in letzter Zeit aus dem Weg ...

Die Kollegen in der Firma haben eine Unterschriftenliste aufgelegt in der angeraten wird, dass ich trotz guter Auftragslage meine Außendiensttätigkeit intensivieren soll.
Meine Kunden bestellen derzeit mehr als sonst, nur damit ich nicht mehr bei Ihnen anrufe.

Wegen einem Service an meinem Dienstwagen musste ich auch nicht mehr selber in die Werkstatt fahren, sondern der Wagen wurde abgeholt und wieder gebracht, ohne mich im Büro zu behelligen.

Seit Kurzem liefert auch der Bäcker exklusive für mich per Botendienst die Nusskipferl und ich muss nicht mehr in den Laden.

Die Kinder schlafen freiwillig immer öfter auswärts bei Freunden und Besuch von Freunden und Familie bekommen "wir" nur mehr, wenn ich mal länger im Büro arbeiten muss ...

Ich weiß jetzt jedenfalls mit ziemlicher Sicherheit, dass meine Lebensgefährtin die Richtige für mich ist und mich trotz meiner derzeitigen Launenhaftigkeit wirklich liebt (auch wenn mich die gepackten Koffer im Schlafzimmer ein kleinwenig verunsichern).

Alles in allem bin ich aber auf einem guten Weg und werde mein Leben aller Wahrscheinlichkeit nach noch etwas länger als Nichtraucher aushalten. Dennoch befürchte ich, dass ich schön langsam meine Launen etwas besser in den Griff bekommen muss, damit ich nicht doch noch an Rauch und Feuer auf einem Scheiterhaufen sterbe …

Tag 13 als Nichtraucher

Ich fragt mich, wie so eine kleine-, unscheinbare-, beschissene-, stinkend-rauchende Arschlochtschick, derart das Leben eines ausgewachsenen Mannes beeinflussen kann? Irgendwo sitzt wahrscheinlich so ein elendiger kleiner nachtragender Wicht, dem ich in einem vorigen Leben einmal in die Weichteile getreten habe. Dafür hält er heute als Rache eine Voodoo Puppe von mir über den Zigarettendunst!

Tag 18 als Nichtraucher
... AAAAHHH ... die Transformation beginnt!!!
Ich hatte eben zustimmend genickt, als ich im Cafehaus ein Gespräch zweier (offensichtlicher Nichtraucher-) Damen am Nebentisch belauschte, welche sich ausgiebig über Raucher beschwerten, die bei dieser Hitze achtlos Zigarettenstummel aus dem Autofenster werfen ...

Heute - Tag 632 als Nichtraucher

Ich habe in den zwei Jahren als bekennender Nichtraucher bisher genau drei Zigaretten geraucht. Immer in einer geselligen Rund und mit erheblich zeitlichen Abstand zueinander. Vorrangig nur um abzuchecken, ob ich wieder anfangen könnte.
Das Ergebnis war leider immer positiv. Der Gusto war sofort wieder da und nach den ersten paar Räusperer ging der Rauch auch schon wieder voll auf Lungenzug. Ich könnte also auch nach knapp zwei Jahren jederzeit wieder in die nächste Trafik fahren, um mir dort ein Päckchen zu kaufen und würde sofort wieder weiter rauchen. So als ob ich nie damit aufgehört hätte.

Es trifft also, ebenso wie angeblich beim Alkoholiker, leider auch auf den Raucher der Spruch zu:

"Einmal Raucher, immer Raucher!"

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