Kampf gegen Verschwendung
Lebensmittel retten mit der „too good to go“ App

- Claudia Groß im Cafe Exel
- Foto: Weinfranz
- hochgeladen von Sabine Weigl
AMSTETTEN. Manch einer nutzt sie schon fleißig, andere haben vielleicht noch nie davon gehört: Die „too good to go“ App hilft Lebensmittel zu retten und Geld zu sparen.
Mindesthaltbarkeitsdatum
Rund 1 Tonne Lebensmittel im Jahr landen allein in Österreich auf dem Müll. Rund 58% davon aus privaten Haushalten. 19% aus Supermärkten oder von Großhändlern.
Zumeist sind es eigentlich noch einwandfreie Produkte, die nur deswegen im Müll landen, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Was allerdings nicht aussagt, das die Lebensmittel schlecht geworden sind.
Doch das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Verbrauchsdatum. Es besagt nur, dass der Hersteller des Produktes bis zu diesem Datum – sofern man das Produkt richtig lagert – garantiert, das die Lebensmittel ihre Eigenschaften wie Aussehen, Geruch, Konsistenz und auch den Nährwert beibehalten.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist am Aufdruck: Mindestens haltbar bis leicht zu erkennen. Wenn man also Nase, Augen und Geschmacksnerven einmal testen lässt, wird man merken das die meisten Lebensmittel weit über das MHD hinaus haltbar sind.
Um die 19% der Lebensmittel, die in der Tonne landen zu reduzieren, lassen sich Supermärkte und kleine Betriebe immer wieder etwas einfallen. Sei es das -25% Pickerl auf Waren oder die too good to go App.
Herunterladen aufs Handy
Und das Prinzip ist einfach: Man lädt sich die too good to go App aus dem Playstore aufs Handy, registriert sich und sucht sich Anbieter aus seiner Nähe aus. Hat man das Überraschungssackerl seiner Wahl gefunden kann man es über die App bezahlen und holt es sich zum angegebenen Zeitpunkt einfach ab.
Auch im Bezirk Amstetten gibt es einige Betriebe, die ihre Überraschungssackerl in der App anbieten. Eines davon ist Interspar. Hier kann man zwischen Überraschungssackerl aus der Obst- und Gemüseabteilung oder aber aus der Backwelt aussuchen.
Ganz neu seit Mitte April ist, dass man sich nun auch fertige Gerichte aus der Restaurantküche abholen kann. Hier zahlt man statt 15,- für das Gericht nur noch 4,99. Man rettet also Lebensmittel und spart auch noch Geld.
Die erfahrenen Teams in den Restaurants wissen genau, wie viele Portionen täglich bestellt werden und bereiten die Gerichte dementsprechend präzise vor. „Weil wir aber großen Wert darauf legen, dass auch die letzten Gäste noch genügend Auswahl haben, werden am Ende des Tages ein paar Portionen nicht verkauft“, erklärt Mag. Johannes Holzleitner, INTERSPAR Österreich Geschäftsführer.
Die Mengen sind gut abschätzbar, was genau übrigbleibt, zeigt sich aber erst im Laufe des Tages. Daher können die Sackerl des jeweiligen Restaurants über die App bereits am Vorabend reserviert werden. Dabei gibt es auch die Möglichkeit, ein vegetarisches Sackerl auszuwählen. In jedem Überraschungssackerl befindet sich ein vollwertiges Gericht. „Je nachdem, was übrig ist ergänzen wir die Mahlzeit noch um Salat, Suppe oder eine Mehlspeise. Die erfolgreichen Tests an ausgewählten Standorten haben gezeigt, wie beliebt das neue Angebot jetzt schon bei den Gästen ist!“, so Johannes Holzleitner. Auf diese Weise konnten bei INTERSPAR seit Start der Kooperation im vergangenen Jahr bereits über 240.000-Mal Lebensmittel gerettet werden.
Wertschätzung des Produktes
Doch nicht nur große Konzerne machen mit bei „too good to go“. Auch das Café Exel am Hauptplatz in Amstetten bietet Überraschungssackerl über die App an.
Seit ungefähr 2 Jahren macht das Café fleißig dabei mit Lebensmittel zu retten. Bertl Reinhard der Inhaber des Cafés erzählt: “Wir haben öfter Überraschungssackerl anzubieten und schon einige Stammkunden, die regelmäßig über die App dabei helfen Lebensmittel zu retten.“
Durchwegs positiv ist das Feedback der Kunden auf die Sackerl. „Bei den meisten kommen die Sackerl gut an. Bei dem süßen Sackerl gibt es manchmal aber auch negatives Feedback. Weil sich die Kunden darunter leider etwas anderes vorstellen. Und in der App kann man leider keinen Text angeben, um zu erzählen, was in den jeweiligen Sackerl drinnen ist“ berichtet Bertl Reinhard.
Auch das Reformhaus „Reformstark Martin“ macht mit beim Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung.
„Reformstark Martin wirft so gut wie keine Produkte weg. Durch unser ausgeklügeltes System identifizieren wir ablaufgefährdete Ware rechtzeitig und geben sie vergünstigt an Konsument*innen und Mitarbeiter*innen ab. Dadurch sind wir in der Lage, die Vernichtungsquote bei nahezu Null zu halten. Dennoch sind wir sehr gerne Partner von „too good to go“ um auch noch zum Beispiel bei Frischeware eine Lösung für seltene Restbestände zu finden. Seitdem wir in Amstetten mit unserem „Überraschungssackerl“ dabei sind, konnten an diesem Standort alleine bereits über 700 Sackerl mit wertvollen Lebensmitteln gerettet werden“ erzählt Mag. Alexander Martin der geschäftsführender Gesellschafter.
Und Bertl Reinhard hat auch noch einen Appel an uns als Konsumenten: „Uns geht es in erster Linie darum, Lebensmittel vor der Tonne zu retten. Denn im Endeffekt haben wir als Betrieb von der Nutzung der App keine Vorteile. Nach Abzug der Gebühr für die App und der Steuer, die wir ja trotzdem zahlen müssen, bleibt nichts mehr übrig. Es wäre toll, wenn die Menschen das Produkt einfach mehr wertschätzen würden.“
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