"Mich berührt die Stille Nacht"
Tisch: "Heute hat man oft den Eindruck, es geht vor allem um das große Geschäft."
BEZIRK AMSTETTEN. Die BEZIRKSBLÄTTER sprachen mit dem Seitenstettner Benediktinerpater und Dechanten des Dekanates Haag Jacobus Tisch, Pfarrer von Wolfsbach und St. Johann/Engstetten, über Weihnachten.
Was bedeutet Weihnachten?
TISCH: Weihnachten ist für mich das Fest der Menschwerdung, der Beginn unserer Erlösung, in dem Gott sich auf unsere Augenhöhe begeben hat. Was mir Weihnachten bedeutet, bringt gut das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ zum Ausdruck, das mich in der Heiligen Nacht immer sehr berührt, das ich aber Wochen vorher (noch) nicht hören kann.
Wie feiern Sie Weihnachten?
Nach der Kindermette in Wolfsbach fahre ich ins Stift Seitenstetten, wo wir den Heiligen Abend als Gemeinschaft im Refektorium mit Gebet, Gesang und einem guten Essen verbringen. Zu den Christmetten bin ich dann wieder in meinen Pfarren, ein Höhepunkt für mich ist sicher auch das feierliche Weihnachtshochamt.
Welche persönlichen Kindheitserinnerungen verbinden Sie mit dem Fest der Geburt Jesu Christi?
Von den Bescherungen abgesehen weiß ich noch gut, dass ich mich immer auf die Krippe in der Pfarrkirche gefreut habe. In Böheimkirchen ist die Krippe in eine imposante Ruinenlandschaft hineinkomponiert. Die hat mich als Kind sehr fasziniert, genauso wie damals schon die festlichen Hochämter mit Chor und Orchester.
Wie hat sich Weihnachten, die Adventzeit in den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert?
Früher, als unsere Lebenswelt noch eine weitgehend bäuerliche war, ist die Zeit um Weihnachten sicher die stillste im Jahr gewesen. Heute hat man oft den Eindruck, es geht vor allem um das große Geschäft, das nicht früh genug beginnen kann.
Wie sehen Sie die Kommerzialisierung des Festes?
Ich persönlich meide in dieser Zeit Einkaufszentren und auch Weihnachtsmärkte weitgehend, weil ich den Wirbel nicht mag. Alljährlich stimmt mich auch sehr nachdenklich, dass zwar fast alle noch Weihnachten feiern, einen Adventkranz aufstellen und zur Kindermette kommen, bei vielen das restliche Jahr aber wenig praktiziertes Christentum sichtbar ist. Das finde ich sehr schade.
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