Landesgericht St. Pölten
Mit brutaler Gewalt gegen 15-Jährigen in Amstetten
„Früher habe ich nicht so gedacht, wie heute“, begründete ein 15-jähriger Libyer seine Wandlung vom sprichwörtlichen Saulus zum Paulus, nachdem er wegen versuchter schwerer Körperverletzung und zwei Diebstählen vor dem St. Pöltner Richter Markus Grünberger gelandet war.
AMSTETTEN/ST. PÖLTEN. „Ich habe jetzt ein Einkommen und möchte mir eine Zukunft aufbauen“, ergänzte er und betonte, dass er zuerst seinen Pflichtschulabschluss nachholen werde. Ähnlich geläutert klangen auch die Aussagen der beiden mitangeklagten Syrer, ebenfalls 15 Jahre alt. Einer von ihnen, ein Schüler, musste zuletzt 2.000 Euro Schmerzensgeld für ein Opfer seiner Gewaltbereitschaft aufbringen, sein Landsmann hantierte in einem Amstettner Jugendzentrum mit einem als Taschenlampe getarnten Elektroschocker, der ihm seiner Aussage nach aber nicht gehörte.
Beleidigungen und Brutalitäten
Alle drei Angeklagten mussten sich vor allem wegen des Vorwurfs von Staatsanwalt Patrick Hinterleitner verantworten, wonach sie am 13. Mai 2021 in einer Amstettner Parkgarage einen Gleichaltrigen zu Boden rissen und gegen Kopf und Rücken ihres Opfers traten.
Der Bursche habe ihn zuerst im Bahnhofsbereich beleidigt, indem er sich abfällig über den moslemischen Ramadan (Fastenmonat) geäußert habe, erklärte der syrische Schüler seine Motivation, den Burschen niederzuschlagen. Ohne Vorwarnung gingen die drei Beschuldigten in der Parkgarage danach wortlos auf den vermeintlichen Frevler zu, rissen ihn zu Boden und traten auf den seitlich Liegenden brutal ein.
„War Ihnen bewusst, dass sie ihn dabei auch schwer verletzen können?“, wollte Grünberger wissen. „Nicht gleich“, so die Jugendlichen und man habe auch nur normale Markenschuhe getragen.
Opfer hatte Glück
Das Opfer hatte Glück im Unglück, es kam mit Prellungen im Gesicht und am Oberkörper davon, leide jedoch laut Opfervertreter noch immer an Angstzuständen und Schlafproblemen. Die Forderung von 3.000 Euro Schmerzensgeld anerkannten die Beschuldigten nur zum Teil. Grünberger setzte vorerst den Betrag von je 500 Euro fest.
Zu den beiden Diebstählen, unter anderem Parfum in einem Drogeriemarkt, bekannte sich der Libyer schuldig. Er wollte die Beute verkaufen und seine finanzielle Lage damit aufbessern, gestand er reumütig.
Das Geständnis des Trios, das es bereits vor der Polizei ablegte, milderte das Strafmaß ebenso wie das jugendliche Alter und dass es bei der Aktion in der Parkgarage nur beim Versuch, das Opfer schwer zu verletzen, geblieben war. Während der Libyer zu sechs Monaten bedingter Haft verurteilt wurde, fassten die beiden Syrer je fünf Monate bedingt aus. Bewährungshilfe und Antigewalttraining während einer dreijährigen Probezeit sollen die Jugendlichen von weiteren Straftaten abhalten (rechtskräftig).
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