Berührendes Zeitzeugengespräch in der HLW Haag

Mag. Andrea Teichmann (schwarzes T-Shirt) Pädagogin für Religion, Geschichte und Politische Bildung und Ingrid Portenschlager (rosa T-Shirt) als Zeitzeugin der 2. Generation inmitten einiger SchülerInnen der HLW Haag (Foto FMZ)
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  • Mag. Andrea Teichmann (schwarzes T-Shirt) Pädagogin für Religion, Geschichte und Politische Bildung und Ingrid Portenschlager (rosa T-Shirt) als Zeitzeugin der 2. Generation inmitten einiger SchülerInnen der HLW Haag (Foto FMZ)
  • hochgeladen von Franz Michael Zagler

Stadt Haag. Es gehört seit über 20 Jahren zur Tradition der HLW Haag, einmal im Jahr ein Zeitzeugengespräch für die SchülerInnen zu ermöglichen. Die Zeitzeugin der 2. Generation, Fr. Ingrid Portenschlager erzählte diesmal die Geschichte Ihres Vaters Ernst Reiter, der als Bibelforscher (wie damals Jehovas Zeugen genannt wurden) nach viereinhalb Jahren KZ Flossenbürg schwer traumatisiert nach Hause kam.

Der berührende Vortrag der 73jährigen holte den Holocaust und seine grausamen Auswirkungen in die Jetztzeit. „Aus Fehlern lernt man“, so Fr. Portenschlager. „Aber hätten wir wirklich aus der Geschichte gelernt, hätten wir heute keinen Krieg in der Ukraine.“ Die 62 SchülerInnen verfolgten aufmerksam die Erzählungen über Portenschlagers Vater, der Einzelhaft, Folter und Hunger durchlebte, nur weil er den Dienst mit der Waffe verweigerte. Stets sagte er: „Durch meine Hand wird keine Frau zur Witwe und kein Kind zum Waisen.“ Ernst Reiter überlebte alle Torturen ohne Verbitterung und Hass. Selbst den Todesmarsch am Ende des Krieges überstand er. Die 23köpfige Gruppe der Bibelforscher mit dem Lila Winkel, der Ernst Reiter angehörte, hielt eisern zusammen und jeder opferte sich für den anderen auf. So organisierten sie sich eine Schubkarre, in die sie den jeweils schwächsten unter ihnen legten.

Dieser gelebte Zusammenhalt war eine der Lehren, die Tochter Ingrid für ihr Leben zog. Ihr Vater mahnte seine drei Töchter, mit allen Menschen gut auszukommen und das Positive zu sehen. Noch heute erinnert sie sich an das weiße Blatt Papier mit einem schwarzen Punkt in der Mitte. Auf die Frage ihres Vaters, was sie denn sehe, wies sie auf den schwarzen Punkt hin. Ihr Vater lehrte sie, alle Menschen als ein weißes Blatt Papier zu sehen, statt sich auf die Fehler, die jeder hat, zu konzentrieren. Auch lehrte er sie, mit Lebensmittel nie verschwenderisch umzugehen. Als sie sich als Kinder einmal über ein hartes Brot beschwerten, sagte er: „KEIN Brot – das ist hart.“

Die Botschaft kam an. Drei Schüler beschrieben direkt im Anschluss ihre Eindrücke.

Jonathan: „Mir gefiel die chronologische Führung anhand der beeindruckenden Bilder sehr gut. So wurde Geschichte für mich noch greifbarer. Für meinen Teil möchte ich mich immer daran erinnern, welche Folgen Gruppenzwang hat, und dass damit der Holocaust erst möglich wurde.“

Tobias: „Ich war selbst jahrelang Opfer von Mobbing. Die schlimmen Folgen konnte ich sehr gut nachvollziehen. Die Geschichte von Fr. Ingrid Portenschlager machte mir Mut, andere so zu respektieren, wie sie sind.“

Cem: „Dieser Vortrag war sehr informativ. Das war kein klassischer Unterricht, sondern lebendige Geschichte. Ich konnte mich so richtig in die Geschichte hineinversetzen und habe als persönlichen Lehrpunkt die Folgen der Ausgrenzung mitgenommen.“

Der Nachmittag endete mit dem Satz: „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin.“ Diese Perspektive machte Mut. Man spürte die Entschlossenheit der SchülerInnen, die Geschichte nicht wiederholen zu wollen und – so schloss sich der Kreis – aus Fehlern doch zu lernen.

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