Zurück ins Leben: Ulmerfelderin erhielt „Back to Life Award"
Gabriele Brandstetter aus Ulmerfeld wurde mit dem „Back to Life Award“ ausgezeichnet.
ULMERFELD. Franz Brandstetter erlitt 1984 einen Arbeitsunfall und ist seitdem auf Hilfe angewiesen. Seine Tochter, Gabriele Brandstetter, pflegt ihn seit neun Jahren mit großem Engagement. Dafür wurde sie nun mit dem "AUVA-Back to Life Award“ ausgezeichnet.
Geschenk: Erholungsurlaub
Bei einem Festakt in St. Pölten überreichte Landesrätin Barbara Schwarz die Ehrenurkunde. Brigitte Adler, Arbeiterkammer-Vizepräsidentin, und Franz Wiedersich, Direktor der Wirtschaftskammer NÖ, gratulierten mit einem Erholungsurlaub sowie einem Warengutschein. Der "AUVA-Back to Life Award“ (vormals „Pflegepreis“) zeichnet einerseits Menschen aus, die Angehörige nach einem schweren Arbeitsunfall pflegen, andererseits Betroffene, die sich nach einem schweren Arbeitsunfall selbst ins Leben zurückgekämpft haben.
Pflege seit neun Jahren
Was ihnen gemeinsam ist, ist die Fähigkeit, sich immer wieder auf geänderte Anforderungen, die das Leben mit sich bringt, einzustellen. Eine solche Anpassungskünstlerin ist die 61-jährige Gabriele Brandstetter. Als die ehemalige Staatsliga-Tennisspielerin vor rund neun Jahren von ihrer Mutter um Hilfe bei der Betreuung ihres Vaters und der kranken Schwester gebeten wurde, gab sie ihr Leben in Wien auf und zog wieder ins elterliche Haus.
Leben im Dienst der Familie
„Es war für mich nie eine Frage, dass ich meine Familie bei der Pflege unterstütze. Ich hatte so ein schönes Leben, das wollte ich meiner Familie zurückgeben“, so Brandstetter. Vor allem ihrer Schwester, die unter Schizophrenie litt, wollte sie glückliche Momente bereiten.
Zuhause statt ins Heim
Durch ihre Betreuung konnte die Schwester zu Hause in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. „Ich war überglücklich, dass meine Schwester nicht in ein Heim musste, das hätte mir das Herz gebrochen. Meine Schwester hat ihr Leben gewissermaßen absitzen müssen. Ich habe zu ihr gesagt: Ich schau auf dich!“ Auch um ihren Vater kümmerte sie sich liebevoll, kochte ihm seine Lieblingsspeisen wie Eiernockerl, Palatschinken oder Grießkoch.
Zahlreiche Schicksalsschläge
Gabriele Brandstetter ist durch viele schwierige Phasen in ihrem Leben gegangen. Im August 2012 verunglückte ihr Bruder mit seiner Ehefrau bei einem Autounfall tödlich, im Sommer darauf verstarb die Schwester im Alter von 50 Jahren, sechs Tage darauf ihre Mutter 91-jährig. 2013 erlitt ihr Vater in Folge eines Sturzes eine Kontraktion, die ihn in den Rollstuhl brachte.
Um sich von den Schicksalsschlägen zu fangen, gab sie den Vater vorübergehend in ein Pflegeheim, holte ihn aber bereits nach zwei Wochen wieder zu sich nach Hause und pflegt den mittlerweile 85-Jährigen seitdem weitgehend alleine.
Der Alltag der Pflege
Unterstützt wird sie vom Hilfswerk, etwa wenn sie unterwegs ist, um Besorgungen zu machen. Der Pflegealltag beginnt um 5 Uhr morgens und endet um 20 Uhr, wenn der Vater schlafen geht.
Dabei kümmert sie sich um alles, von der täglichen Hygiene und Nahrungsversorgung bis zur Wundpflege. Seit der Vater nicht mehr gehen kann, hat die körperliche Belastung bei der Pflege zugenommen. Dennoch: „Wenn mein Vater in der Früh wieder aufwacht und gut gelaunt ist, gibt mir das die nötige Energie für den Tag“, sagt sie.
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