Das twitterten die Leute vor 100 Jahren
Was sich die Leute vor SMS, WhatsApp, Twitter und Instagram schrieben und schickten.
SEITENSTETTEN. "Drei Mäderl, drei Buam und Kraut is' ka Ruam, und Ruam is' ka Kraut. Warum habts heut so g'schaut. Drum meine lieb'n Mäderl jetzt packts euch beim Schäderl, denkts nach wer dies is', die in Fern' heut g'fahrn sind", schrieb eine Unbekannte 1933 auf eine Postkarte. Adressiert nach Aschbach, gestempelt in Seitenstetten.
Eine Karte aus Seitenstetten
Es ist eine von über 500 Postkarten allein mit Motiven von Seitenstetten, die Hermann Sonnleitner über die Jahre gesammelt hat. Tatsächlich gezählt habe er sie nie – vermutlich sind es noch einige mehr. Das Stift, das häufigste Motiv, kenne ein jeder, viel interessanter seien die alten Markthäuser, die heute nicht mehr stehen oder verändert wurden, erzählt der Pensionist, der alles über Seitenstetten sammelt. So finden sich auch alte Fotos, Gläser, Dosen oder Poststempeln aus dem 19. Jahrhundert darunter.
Tiefe Einblicke in den Alltag
"Ich habe eine alte Postkarte durch Zufall entdeckt", erzählt der Pensionist. Die Neugier war geweckt und die Sammelleidenschaft wurde entfacht, so der Tischlermeister, der immer an neuen Stücken "interessiert" ist.
Aber kaum ein anderes Stück wie die alten Postkarten geben so viel über die Menschen der damaligen Zeit preis. Geben sie doch einerseits einen Ausblick auf die Gemeinde selbst und andererseits einen Einblick in die Gedanken der Leute in den letzten 150 Jahren. So schrieb etwa jemand auf seine Postkarte: "Komme wahrscheinlich nicht auf Urlaub, da ich krank bin. Habe Ischias ..."
Was sich die Leute schrieben
"Habe heute nach kurzem Marsch diesen Ort erreicht, bin wohlauf und gesund", grüßt ein gewisser Franz nach Wien. Ein Fritz schreibt nach Melk: "Ich möchte Euch doch gleich mitteilen, daß ich gut angekommen bin ... Vom Bahnhof weg bis Seitenstetten per Auto." Nach St. Pölten schreibt eine Herta: "Hoffe Ihr seid alle gesund, was bei mir nicht der Fall ist."
"Uns geht's gut. Viel Arbeit", schreibt Walter nach Zell und ein anderer Walter erzählt: "Wir haben nun bereits einen Schultag hinter uns. In den meisten Gegenständen wurde sofort begonnen." "Wenn es am Sonntag mit den Ferien nichts sein sollte, telegraphiere mir bitte ab", bittet Gretl ihre Eltern in Wien. Hier merkt man, wie viel sich doch verändert hat.
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