"Sind wir nicht alle Schauspieler?"

- hochgeladen von Gabriela Stockmann
Eine Lehrerlegende geht in Pension. Im Interview mit Gabi Stockmann spricht sie über vergangene und zukünftige Schulzeiten. Am 3. Dezember wurde sie in Pottendorf feierlich verabschiedet - schauen Sie die Bilder an!
BEZIRK BADEN. Nach 44 Jahren ging Pflichtschulinspektorin Elisabeth Leopold in Pension.
BEZIRKSBLÄTTER: Wie war die spätere Pflichtschulinspektorin als Schülerin in Pottendorf?
ELISABETH LEOPOLD: Ich war nicht die Bravste, habe gerne geredet und Späßchen ausgeheckt, die nicht alle lustig fanden.
Zum Beispiel?
In der Volksschule wurden wir fürs Schönschreiben mit einer Füllfeder belohnt. Ich auch. Aber weil ich dann schlimm war, musste ich sie wieder hergeben und wurde wieder zu Federstiel und Tinte degradiert.
Wie haben Sie es als Lehrerin mit Strafen gehalten?
Ich war 18 Jahre lang Hauptschullehrerin in Ebreichsdorf. Wenn sich eine Klasse nicht an Vereinbarungen hielt, hatte das Konsequenzen. So haben wir einmal eine Faschingsfeier absagen müssen. Später versöhnten wir uns bei einem Frühlingsfest.
Als Pflichtschulinspektorin hat man dann wohl oft mit noch heikleren Fällen zu tun ...
Für mich waren immer Konsequenz und das Wohl des Kindes im Mittelpunkt. Ich kannte fast alle Kinder, die etwas anderes brauchten - ich habe mich immer bemüht, individuelle Angebote zu finden. Jedes Kind hat besondere Begabungen und Talente. Da sind wir als Lehrer "Schatzsucher".
Das Schulwesen hat sich in 44 Jahren sehr geändert ...
Ja, es ist freier, offener, es gibt Projekte und die Medien haben sich geändert. Ich bin überzeugt, dass man am besten lernt, wenn man selbst etwas tun kann.
Was tun Sie in der Pension?
Genug! Ich bin in der ARGE Heimatforschung in Pottendorf aktiv und seit vier Jahren spiele ich auch Theater, in der Hirtenberger Theatergruppe.
Wie sind Sie denn aufs Theaterspielen gekommen?
Sind wir nicht alle Schauspieler?
Zur Person
Regierungsrätin Elisabeth Leopold besuchte ab 1956 die Volks- und Hauptschule in Pottendorf, später das Gymnasium in Wr. Neustadt und dann zwei Jahre von 1969 bis 1971 die Pädagogische Akademie in Baden. (heute Pädagogische Hochschule).
1971 begann sich als Lehrerin in der Hauptschule Ebreichsdorf (Fächer: Englisch, Geschichte), ehe sie 1989 in die Schulaufsicht berufen und Bezirksschulinspektorin (heute Pflichtschulinspektorin) im Sprengel Baden 2 (Triestingtal bis Hirtenberg, Steinfeld bis Oberwaltersdorf, Pottendorf und Deutsch-Brodersdorf) wurde. Wieviele Kinder und wieviele Lehrer durch ihre Hände gingen kann sie heute nicht mehr sagen. Am 3. Dezember wurde sie im Rahmen einer großen Feier in der Volksschule Pottendorf in den Ruhestand verabschiedet. Organisiert wurde die Feier von den Direktorinnen Margit Sabary und Manuela Klenner. Höchster Ehrengast war Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek, die Elisabeth Leopold empfahl, ein Buch über ihre 44-jährige Laufbahn zu schreiben. Lehrerkolleginnen hingegen packten ihr einen humorvollen Reisekoffer und eine "To take with you"-Liste, denn eine "To do"-Liste brauche sie ja jetzt nicht mehr.
SchulleiterInnen (darunter Claudia Sax aus Bad Vöslau und der Ex-Direktor der Hauptschule Hirtenberg Franz Meixner und Poly Baden-Direktor Robert Wille) zeigten sich als Abba-Tänzerinnen und holten die fröhliche Pensionistin im weißen Udo Jürgens-Bademantel zum Tänzchen: "Mit 66 Jahren ist noch lange nicht Schluss".
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