Schloss Gainfarn: umstrittene Vision

- Herzstück des Zubaues soll dieser Konzertsaal für 300 Leute sein. Kritiker vermissen jedoch ein Parkplatzkonzept
- hochgeladen von Gabriela Stockmann
BAD VÖSLAU. Im Rahmen einer Jubiläumsveranstaltung zu 35 Jahre Liste Flammer wurden "Visionen" präsentiert - unter anderen die von Renovierung, Aus- und Umbau des jahrzehntelangen Schandfleckes "Schloss Gainfarn". Das Ausmaß der "Vision" mit dem Herzstück eines Konzertsaales war aber einigermaßen ergreifend - war doch von Kosten in der Höhe von 14 Millionen die Rede.
"Fremde Federn?"
Empörend fand Stadtrat Franz Sommer (FPÖ), dass die Liste Flammer die Vision für sich reklamierte. "Die Liste Flammer soll sich nicht mit fremden Federn schmücken, denn das Ganze ist ein Projekt der Stadtgemeinde", erinnert Sommer, der selbst seit vielen Jahren in die Entwicklung des Schlosses Gainfarns zu einem kombinierten Musikschul- und Kreativzentrum involviert war. Ebenso war er in der Jury eines Architektenwettbewerbes (2017) federführend dabei, bei der ein Projekt durch die gelungene Einbeziehung des historischen Schlosses überzeugte. Jedoch scheiterte das Projekt bislang an den Kosten und an einer Finanzierungszusage des Landes. 14 Millionen seien schließlich keine "Kleinigkeit". Sommer abschließend: "Hat der Bürgermeister überhaupt irgendwann in den letzten Jahren mit dem Land bezüglich Förderungen verhandelt?"
"Hausaufgaben machen"
Kritik kommt aber auch noch aus einem anderen politischen Eck, nämlich von SPÖ-Stadtrat Karl Wallner, zuständig für das Ressort Schulen. "Bevor wir so viele Millionen für einen neuen Konzertsaal und den Ausbau der Musikschule ausgeben, soll Bad Vöslau seine Hausaufgaben im Pflichtschulbereich machen", sagt er. Die Ausbaupläne für die Volksschule Bad Vöslau seien in einer Schublade verschwunden, und das obwohl die Schule heuer mit 210 Kindern schon ganz voll ist, und nächstes Jahr bereits 251 Kinder angemeldet sind. Der Bedarf, den Karl Wallner ortet: Es braucht alleine in der Volksschule Bad Vöslau zwei neue Klassen und drei neue Gruppenräume für den Hort und einen zusätzlichen Turnsaal. "Warum verschwindet das Projekt jetzt?" fragt sich Wallner, der außerdem auch fehlende Kapazitäten im Krabbelstuben- und Kindergartenbereich ortet. "Seit zehn Jahren müssen die Kinder im Kindergarten Brunngasse im Container betreut werden."
Fahrt ins Land
Trotz aller Kritik arbeiten Bürgermeister Christoph Prinz und Finanzstadtrat Thomas Mehlstaub weiter an der Schloss Gainfarn-Vision. Gemeinsam mit Musikschuldirektor Christian Sauer waren sie nun im elektrobetriebenen Dienstauto Ende November doch in der NÖ Landesregierung. Ergebnis: "Ein Teil der Kosten (diesmal war von 12 Millionen die Rede, Anm.) wurde vom Land für die Sanierung des Schloss Gainfarn und die Musikschule in Aussicht gestellt, alle Beteiligten des Landes stehen unserem gemeinsamen Projekt absolut positiv gegenüber. Als nächstes geht es zielstrebig in die Projektplanung."
Übrigens: Mit der Renovierung von Schloss Gainfarn befasste sich auch eine Masterarbeit von Ulrike Biermayer (heute Emminger). Sie spielte in ihrer Kindheit oft am Schlossareal und war nach eigenen Angaben von den alten Mauern fasziniert. Heute ist sie Mitglied im BBV-Orchester und bei der Firma Kosaplaner beschäftigt. Sie war zuletzt federführend in die Gestaltung der neuen Musikschule im Kottingbrunner Wasserschloss involviert.
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