Versteckt im hohen Gras:
So werden Rehkitze gerettet

- Jungen Kitze werden in den ersten Lebenswochen von der Geiß im hohen Gras versteckt.
- Foto: NÖ Jagdverband
- hochgeladen von Gabriela Stockmann
Jägerinnen und Jäger nutzen zur Rettung von Wildtieren vor der ersten Mahd moderne Hilfsmittel, aber auch bewährte Methoden wie Lampen und Jagdhund.
BAD VÖSLAU/NÖ. In der Nähe des Tennisplatzes in Merkenstein/Bad Vöslau hörten Spieler einige Tage lang ein klägliches Piepsen, ähnlich von dem eines Vogels. Beim Nachschauen entdeckten die Tennisspieler ein Rehkitz in der Wiese eines Weingartens und machten sich Sorgen. Es handelt sich aber tatsächlich um einen natürlichen Vorgang: Die Geiß versteckt nämlich in den ersten Lebenswochen ihr Kitz im hohen Gras. Die "Babys" sind dann oft für die Landwirte vor der ersten Mahd quasi unsichtbar - und dadurch extrem gefährdet.
Jägerschaft im Einsatz
Deshalb sind die Jägerinnen und Jäger nun wieder verstärkt im Einsatz, um die Jungtiere vor der ersten Mahd aus Feldern auszutragen oder zu vergrämen und so vor dem Mähtod zu bewahren. Wie diese Maßnahmen in der Praxis umgesetzt werden und funktionieren, zeigt der NÖ Jagdverband nun in einem Video. „Die Jägerinnen und Jäger sind jetzt beinahe täglich in den Revieren im Einsatz, um die Landwirte mit unterschiedlichen Maßnahmen bei der Kitzrettung zu unterstützen. Wir bringen dazu die notwendige Expertise mit und tragen die Tiere artgerecht und schonend aus dem Feld oder der Wiese aus. Damit leisten wir einen Beitrag zum aktiven Tierschutz“, betont Niederösterreichs Landesjägermeister Josef Pröll. „Von der Kitzrettung profitieren auch die Landwirte. Denn dadurch kann Botulismus vorgebeugt werden, der durch verderbliche Fleischreste im Futter verursacht werden kann. Die Kitzrettung ist dabei ein gutes Beispiel von vielen für die hervorragende Zusammenarbeit von Jäger- und Landwirtschaft.“
Moderne Technik wird genutzt
Zunehmend wird dabei moderne Technik wie Drohnen mit Infrarotkamera. Da Rehkitze eine höhere Temperatur als der Boden haben, werden sie auf der Infrarotkamera sichtbar. Daher muss die Kitzrettung zeitig in der Früh erfolgen, wenn der Boden noch kühler und die Tiere besser sichtbar sind. Die Helfer werden dabei vom Drohnenpiloten an die richtige Stelle geführt und können die Tiere an den Feld- und Wiesenrand austragen. Um zu verhindern, dass die Kitze menschlichen Geruch annehmen und in der Folge von der Geiß verstoßen werden, tragen die Helfer Handschuhe und nützen natürliche Materialien sowie etwas Gras beim Austragen. Nach der Mahd wird das Kitz wieder an eine Stelle nahe dem Fundort gebracht und freigelassen. Geiß und Kitz finden dann durch Fiepen einander wieder. Diese Technik ist bereits enorm fortgeschritten und verzeichnet eine Erfolgsquote von 95 Prozent.
Auch andere Methoden wirken
Zum Einsatz kommen aber auch andere Methoden: Etwa ein Jagdhund, der am Tag vor der Mahd das Areal durchschreitet und die Wildtiere mit dem Hundegeruch vergrämt. Die Geißen bringen dann in der Nacht die Kitze aus dem Gebiet. Beim Durchschreiten werden aber auch Kitze gefunden und aus der Wiese gebracht. Eine weitere effiziente Methode, die mit wenig Aufwand umgesetzt werden kann, sind Wildlampen: Am Vorabend der Mahd werden diese von Jägerschaft gemeinsam mit dem Landwirt am Rand oder in der Wiese platziert und eingeschaltet. Durch die Lichtreflexe werden die Tiere beunruhigt, weshalb die Geiß das Kitz aus dem Feld führt.
Der Wildwarner oder eine Wildsirene werden an der Landmaschine angebracht und während der Mahd eingeschaltet. Aufgrund des Hochfrequenztons verlassen Wildtiere die Fläche. Bei der Mahd ist aber auch die richtige Mähtechnik eine wichtige Maßnahme: Mähen die Landwirte von innen nach außen, können Wildtiere besser fliehen.
Wie die Kitzrettung mit Drohne, Jagdhund, Wildwarner und Lampen funktioniert, zeigt der NÖ Jagdverband in einem Video auf seinem YouTube-Kanal.


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