Bürgerversammlung zu den Spitalsgärten
"Wir wollen kein New York in Leesdorf" (mit Umfrage)

- Der Tisch der Initiatoren dieser Bürgerversammlung - von links: Gerlinde Brendinger, Wolfgang Pristou, Erovic Boban, Alexander Blümel, Rudolf Gehrer - kurz vor 19 Uhr. Das Mikrofon liegt schon bereit
- hochgeladen von Gabriela Stockmann
Donnerstag um 19.05 Uhr ging nichts mehr. "Wir müssen schließen", verkündete Stadtrat Jowi Trenner, der den Eingang zum größten Heurigensaal in Baden betreute, Desinfektionsmittel und Masken verteilte. Der Andrang zu einer Bürgerversammlung mit dem Betreff "Spitalsgärten" war gewaltig.
BADEN. Die "Spitalsgärten" sind ein neues Stadtviertel, das in Leesdorf beim Krankenhaus aus dem Boden gestampft werden soll. Damit noch ein bißchen mehr Wohnungen gebaut werden können, wurden in der Gemeinderatssitzung im Juni sogar noch die Bebauungsbestimmungen geändert, sodass einige Wohnblöcke bis zu 16 Meter hoch werden könnten.
Widerstand in der ÖVP
Dagegen regte sich Widerstand, sogar innerhalb der regierenden ÖVP. Gemeinderat Rudolf Gehrer stimmt gegen diese Veränderung, sein Parteikollege Forsthuber enthielt sich der Stimme. Dagegen waren auch die SPÖ und die Bürgerliste "wir badener". In nie dagewesener Einigkeit luden nun Rudolf Gehrer, Gerlinde Brendinger (SPÖ) und Jowi Trenner (wir badener) zu einer überparteilichen Bürgerversammlung beim Märzweiler. Gehrer: "Wir hatten alle so viele Anrufe, nachdem die Berichte in den Zeitungen erschienen waren, da sahen wir Informationsbedarf." Der war tatsächlich gewaltig.
"Wir brauchen kein New York in Baden"
Über 100 Menschen füllten den Saal, nicht für alle gab es Sitzplätze und manche durften gar nicht mehr rein. Wolfgang Pristou, Baufachmann und parteifreier Gemeinderat, unterstützte das Trio. Er erläuterte, wie es zu einer Bauhöhe von 16 Metern mit fünf Stockwerken kommen kann, obwohl die höchste Bauklasse III maximal vier Stockwerke ermöglicht. Pristou: "Man kann mittels Berechnungen die Geschoßfläche erhöhen, sodass mehr Quadratmeter für Wohnfläche zur Verfügung stehen. Genau das ist passiert und wurde vom Gemeinderat bewilligt." "Wir brauchen kein New York in Leesdorf!" sagte Gerlinde Brendinger, die seit 28 Jahren begeisterte Melkergründlerin ist. Jowi Trenner kritisierte, dass es keine Infos seitens des Bürgermeisters gab. "Ich habe Fragen an den Bürgermeister gestellt, auch an die Genossenschaft Alpenland, aber keine Antwort bekommen."
Außer der geplanten Höhe einiger Blöcke ist auch der weitgehende Verzicht auf Parkplätze in dem ökologisch konzipierten Stadtviertel ein massives Thema. Pro Wohnung sind nur 0,8 Stellplätze konzipiert. Einen solchen Wohnbau hat selbst die Alpenland noch nirgends realisiert. "Außer bei betreutem Wohnen!", sagte Alpenland-Vertreter Norbert Steiner. Die Alpenland fokussiere nun mit den "Spitalsgärten" auf ein jüngeres Publikum, und das sei nicht so autofixiert. "Der Bau wird dadurch für uns und für den Mieter billiger!" "Und wie schaut das mit dem öffentlichen Verkehr aus? Baden ist doch nicht Wien!", hieß es aus dem Publikum. "Und was ist mit Radwegen? Immerhin sind dort 700 überdachte Radabstellplätze geplant.", so ein anderer Ruf. "Und wer entlastet endlich die Waltersdorferstraße, die durch den Zubringerverkehr zum Spital um 50% mehr Verkehr hat?" Rund 250 Wohnungen sollen es nach dem derzeitigen Stand der Dinge werden. "Es wäre nicht so ein Aufstand, wenn man beim ursprünglichen Plan von rund 160 Wohnungen geblieben wäre", so Jowi Trenner.
Staska: "Wie wird's wirklich ausschauen?"
Zu Wort meldete sich als Privatperson und Anrainer auch Altbürgermeister Kurt Staska, der mit Familie anwesend war. "Mit dem Gemeinderatsbeschluss im Juni hat die Gemeinde eine Vorleistung erbracht ohne zu wissen, wie die Bauwerke schlussendlich ausschauen werden." Alte Leesdorfer erinnern sich noch, dass auf diesen Gründen einst Schaf-Sammelstellen waren. Rudolf Gehrer: "Wir leben im Speckgürtel und Bauland ist heiß begehrt, das ist so. Aber in Zeiten des Klimaschutzes kann man nicht alles zubetonieren!" "Die Alpenland hat sogar meinen Grund zugeplant," beschwerte sich der unmittelbarste Anrainer Dr. Boban Erovic. Die Stimmung war angeheizt, blieb aber auch dank der Moderation von Alexander Blümel und Rudolf Gehrer sachlich. "Ich war schon bei heftigeren Bürgerversammlungen", resümierte der Alpenland-Vertreter.
Drei Unterschriftenlisten
Den Gemeinderat wird das Projekt noch weiter beschäftigen. Die Veranstalter haben drei Initiativanträge aufgelegt, die gleich eifrig vor Ort unterschrieben wurden, aber nun auch weiter kursieren.
Einer verlangt die Rücknahme der neuen Bebauungsbestimmungen auf die davor geltenden, einer die Festsetzung von 1,5 Stellplätzen pro Wohnung und einer will eine Grünflächen in Leesdorf retten. Im Flächenwidmungsplan soll Bauland auf Grünland-Park und Grünland-Spielplatz rückgewidmet werden. Gehrer: "Dazu müsste die Gemeinde eine Entschädigungszahlung an die Alpenland leisten. Aber wir sollten nicht immer nur vom Klimaschutz reden, sondern auch Geld in die Hand nehmen und ein Zeichen setzen." Jeder Initiativantrag, der mehr als 300 Unterschriften erzielt, muss vom Gemeinderat behandelt werden. Listen sind bei Rudolf Gehrer, Gerlinde Brendinger und Jowi Trenner erhältlich.
Interessierte Bürger werden eingeladen, sich mit den Mitgliedern der überparteilichen Plattform in Verbindung zu setzen.
GR Rudolf Gehrer GR Gerlinde Brendinger StR Jowi Trenner
0664/4635344 0664/5605811 0664/1833939
Dr. Boban Erovic Dipl.-HTL-Ing. Wolfgang Pristou
0699/13356731 0676/7922547
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