Ein Tribuswinkler berichtet aus Kalifornien:
Zwischen Corona und Mega-Feuer

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TRIBUSWINKEL/SAN FRANCISCO. Earl Schaffer ist in Tribuswinkel aufgewachsen und vor einigen Jahren nach Amerika gezogen. Der Absolvent der FH Wr. Neustadt arbeitet dort im Silicon Valley als stellvertretender Direktor von Open Austria, der offiziellen österreichischen Präsenz im Silicon Valley. Er ist für Österreichs erfolgreichste internationale Startup-Initiative „GoSiliconValley“, sowie dem Partnerschaftsabkommen mit der Stanford University verantwortlich.

Home Office zu zweit

Seit März gilt für ihn Home Office. Die kleine Wohnung in San Francisco teilt er sich mit seiner Frau, die ebenfalls im Homeoffice arbeitet. Die Hochzeit war Ende Juli, corona bedingt im kleinen Rahmen. "Wir leben in einem One Bedroom-Appartement. Das bedeutet wir haben nur einen richtigen Arbeitsplatz. Arbeitet sie am Tisch, arbeite ich auf der Couch und umgekehrt. Ich stehe früh auf, um zu arbeiten, sie arbeitet lieber in den Abend hinein. Wenn ich telefoniere, gehe ich nach draußen, und nehm auch gleich unseren Hund mit. Corona-Alltag in San Francisco."
Corona hat in der kalifornischen Metropole das Leben verändert. Da Restaurantbesuche in geschlossenen Räumen nicht erlaubt sind, haben viele Wirte ihre Gastgärten ausgebaut, viele Straßen wurden für den Autoverkehr gesperrt, das Radfahren boomt wie bei uns. Mehr oder weniger hat sich viel vom Leben nach draußen verlagert.

Und dann kam das Feuer

Und dann kam das Feuer, die Medien hierzulande sprachen vom größten Waldbrand seit Menschengedenken. Tagelang war San Francisco quasi von den Flammen eingekesselt, die Luft orange und manchmal rot, die aufgehende Sonne war nicht mehr zu sehen. "Wir haben hier ein Luftgütemess-System, es heißt "Purple Air". Tagelang zeigte es höchste gesundheitsschädliche Werte. Da ja coronabedingt die Fitnessstudios seit März geschlossen haben, und seither die Preise für Hometrainer intergalaktisch teuer wurden, trainiere ich normalerweise im Freien, das ist für mich absolut wichtig. Aber ich stand vor einem Dilemma: Will ich schädliche Luft einatmen oder auf Bewegung verzichten?"

Schädliche Luft

Ins Freie, etwa zum Einkaufen, geht Earl Schaffer sowieso nur mit stark filternden Masken, das Atmen darunter fällt denkbar schwer. "Man muss schon sehr heftig atmen." Das noch größere Problem: "Wenn im Home Office ständig der Computer läuft, wird auch in der Wohnung die Luft sehr schnell schlecht, und man kann nicht lüften, wenn draußen alles giftig ist. Wir haben ein Luftfilter System auf unserer Hochzeits-Registry und hoffen, dass uns die bald jemand schenkt, damit wir für den nächsten Brand gerüstet sind. Da San Francisco von Wasser umgeben ist, waren wir im Vergleich zu angrenzenden Regionen mit unserem Hab und Gut geschützt. Aber ich habe Freunde, die mussten wegen der Brände ihr Zuhause evakuieren oder es ist gar abgebrannt."
San Francisco ist nicht nur von Wasser umgeben, sondern auch von Wäldern. Und die jährliche Waldbrandsaison beginnt in Kalifornien sogar erst.

Debatte um die Waldbrände

Earl Schaffer berichtet von einer emotional geführten Debatte in den sozialen Medien: Vor zehn Jahren wurde der indigenen Bevölkerung in Amerika verboten, kontrollierte Waldbrände durchzuführen, mit denen für eine Säuberung der Wälder gesorgt war, quasi eine Art Vorsorge-Maßnahme, um Mega-Brände zu verhindern. Es haben sich zwei Lager gebildet: Die einen, die das indigene Volk für nicht fähig zum kontrollierten Waldbrand halten. Und die anderen - zu denen sich auch Earl Schaffer zählt -, die sagen: "Wer, wenn nicht die Völker, die hier seit Jahrhunderten heimisch sind, soll zu einer kontrollierten Prävention fähig sein. Sie kennen die Wälder besser als wir alle." Tatsache ist, dass Knallkörper bei einer so genannten "Gender Reveal Party", einer Party, bei der das Geschlecht eines erwarteten Kindes "enthüllt" wird, die letzte Brandkatastrophe ausgelöst hat. Verschärfend dazu kamen heiße Temperaturen und Gewitter mit vielen Blitzen (Lightning Complexes). Inzwischen ist das Feuer unter Kontrolle, auch weil sich der starke Wind gelegt hat. Was Earl Schaffer wundert: „Die Nachrichten über die Brandkatastrophe haben Österreich erst drei oder vier Tage später erreicht. Viele Österreicher, die hier leben, haben sich gewundert, warum besorgte Anrufe von Angehörigen aus der Heimat erst so spät kamen. Normalerweise brauchen die Nachrichten höchstens eine Nacht nach Europa.“

Heimweh ins selige Österreich?

Plagt Earl Schaffer manchmal das Heimweh nach Österreich, nach Tribuswinkel? Hierzulande debattiert man um die Corona-Ampel und geht ins Schwimmbad. Und die Maske hat wohl noch nie jemand wegen schlechter Luft getragen...
"Österreich hat es unfassbar gut. Das Corona-Management funktioniert, die Umwelt ist völlig intakt. Ich pflege alle meine Kontakte in die alte Heimat. Aber wegen meiner Frau bleibe ich erstmal gerne hier in Kalifornien. Besonders wichtig ist mir die Erfahrungen die ich hier machen kann an Österreicher weiter zu geben - und vielleicht geht es ja irgendwann mal zurück in eine Wald-Stadt (Anm. in Anspielung auf Trump’s Aussage zu Österreich) in Österreich (lacht)" Der nächste reguläre Österreich-Aufenthalt ist im Juli 2021 geplant. Post-Corona?

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Zur Person Earl Schaffer:

Earl Schaffer ist Projektmanager für die Außenwirtschaft Austria und stellvertretender Direktor von Open Austria, der offiziellen österreichischen Präsenz im Silicon Valley. Er hat am Gymnasium Frauengasse in Baden maturiert und ist Alumnus der Fachhochschule Wiener Neustadt, wo er sein Bachelor- und Masterstudium absolviert hat. Danach folgte ein MBA Studium in den USA. Im Anschluss daran übernahm er eine Position im Softwarevertrieb was ihn ins Silicon Valley brachte und wo er für die Geschäftsanbahnung im Westen der Vereinigten Staaten verantwortlich war. Er ist nun für Österreichs erfolgreichste internationale Startup-Initiative „GoSiliconValley“ verantwortlich.
Earl Schaffer betreibt einen eigenen Podcast, den man unter "Where To Start Up with Earl Schaffer" auf allen gängigen Plattformen wie etwa Spotify finden kann. Demnächst wird er dort einen jungen Mann interviewen, der sich selbst zum Softwareentwickler gemacht hat und Café-Aficionado ist, also auch über seine Leidenschaft für Kaffee berichten kann.

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