Lehrerstreik: Was die Jungen denken
Heiße Zeiten im heimischen Bildungswesen. Über das Schulsystem wird heftig gestritten, und die Lehrer gehen gegen das neue Dienstrecht auf die Straße. Ein Thema, das auch angehende Lehrerinnen bewegt. Im Eulenstüberl, der Kantine der Pädagogischen Hochschule Baden, ist an diesem Donnerstagvormittag nicht viel los. Drei junge Frauen sitzen über ihren Skripten. Ob sie die aktuelle Aufregung verstehen, frage ich Samra Sarajlic aus Neudörfl und Bernadette Jessica Stockreiter aus Weißenbach. Und schon sind wir mittendrin in der Debatte.
Alle finden es gut, dass die Einstiegsgehälter – derzeit bei ca. 1.400 Euro netto – erhöht werden sollen. „Aber“, sagt Samra, „wenn die Gehälter dann kaum weiter steigen, ist das unfair. Es kommen ja immer neue Aufgaben dazu.“
Bernadette ergänzt: „Das System ist im Wandel. Wir Lehrer unterstützen Eltern stärker als früher. Zusätzlich machen wir Verkehrserziehung, Medienerziehung, Förderung der sozialen/mentalen Kompetenz. Viele unserer Arbeiten sieht man nicht - etwa Vorbereitungen, dokumentierte Beobachtungen und mehr. Dennoch macht diese Arbeit viel Freude."
"Würdet ihr denn auch auf die Straße gehen?", frage ich. Samra: „Ich finde die Lehrer aktuell sehr rücksichtsvoll. Sie schauen, dass die Schüler durch Streiks nicht zu Schaden kommen. Aber ich verstehe, dass sie auch gesellschaftlichen Respekt wollen – Lehrer sind eine tragende Säule der Gesellschaft.“ „Ja, und zu diesem Respekt gehören neben einem guten Gehalt auch würdige Arbeitsbedingungen“, ergänzt Bernadette. „Ich würde schon dafür kämpfen, einen ordentlichen Arbeitsplatz im Konferenzzimmer zu haben und nicht alle Materialkosten selbst tragen zu müssen.“ Tatsächlich sind Arbeitsplätze im Konferenzzimmer oft grad mal einen halben Meter breit.
Im Hintergrund steht die ideologisch heikle Frage der Gesamtschule bis 14. Samra würde dieses System gut finden. „Meine Mutter ist Kroatin, dort gab es immer nur die Gesamtschule – ihr ist es dort immer gut gegangen, die Kinder wissen mit 14 eher, was sie wollen als mit 10.“ „Die Gesamtschule würde die Streitigkeiten der Schultypen untereinander mildern“, ist auch Bernadette überzeugt. „Allerdings müsste es sehr gut organisiert sein. Alles in einem Haus ist schon schwierig.“
Die nächste Vorlesung beginnt. Politik hin oder her. Die jungen Frauen sind sich einig: „Lehrerin zu werden ist etwas Schönes. Wenn man es wirklich will, sollte man sich von der aktuellen Debatte nicht beirren lassen.“
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