Laufbericht Harzbergsprint 2014

Liebe LauffreundInnen,

der Harzbergsprint ist eigentlich ein Lauf der überhaupt nicht in mein Laufprogramm passt. Für einen Winzling mit nur 1400m Länge und 200m Höhendifferenz ziehe ich normalerweise mein Laufgewand garnicht erst an. Dennoch habe ich mich letztes Jahr zum Start "überreden" lassen - einerseits kenne ich einige Leute vom Veranstalter, den Naturfreunden Bad Vöslau, andererseits habe ich mir gedacht "OK, der Lauf selbst bringt´s zwar nicht aber wenn ich mit ein paar netten Leuten plaudere, die Aussicht vom Turm genieße, hübsche Fotos mache und mir einen gemütlichen Kaffee im Gasthof genehmige dann zahlt sich die Sache doch aus". Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht - im Gegenteil: Strahlendes Wetter, leuchtende Herbstfarben, gemütliche Atmosphäre und die Erkenntnis, daß auch so ein 10-Minuten-Lauf ganz schön anstrengend sein kann haben mich überzeugt - und als erfreuliche Draufgabe auch noch der 2. Platz in meiner Klasse mit einem hübschen Pokal.

Daher war heuer die Entscheidung leicht: Harzbergsprint? Na klar mach ich da mit! Auch wenn am Tag vorher der Badener Meilenlauf war - das soll mich nicht stören, der war ja nicht einmal 5Km lang. Und weil das Wetter wieder traumhaft ist fahre ich nicht mit dem Auto nach Bad Vöslau sondern laufe die paar Kilometer durch die Weingärten - dann bin ich wenigstens schon gut aufgewärmt beim Start. Und wenn ich schon einen Laufausflug mit "Sonderprüfung" mache dann kann ich meinen Hund auch gleich mitnehmen, dann hat Kira auch was davon - die freut sich riesig darüber ;-) Also pack ich meinen Rucksack und um 8:30 starten wir hinaus in den herrlichen Sonntagmorgen. Vorbei am Strandbad, die Erzherzogin-Isabella-Straße hinauf und dann rechts ab Richtung Römerberg in die Weingärten. Kitschig schön ist das, die Stille, der Geruch der Weinreben, die Braun- und Grüntöne der Blätter und wir traben da gemütlich durch - vor lauter Schauen, Genießen und Fotografieren vergesse ich fast daß ich rechtzeitig zum Start kommen sollte. Also Kamera wieder in den Rucksack und vorwärts, den Wanderweg 448 entlang, vorbei an Sooß und am Weingut Kaiserstein zur Waldandacht, dort ganz in der Nähe ist der Start.

Wie erwartet ist das Starterfeld zwar nicht sehr groß aber ein paar verdammt gute Leute sind da. Zum Beispiel Mario, der sich letztes Jahr mit Gerhard Schiemer um den Gesamtsieg duelliert hat - damit ist auch der 1. Platz in der 50er Klasse vergeben. Und Günter, der mich am Vortag beim Badener Meilenlauf abgehängt hat ist auch da - somit bleibt mir bestenfalls noch der dritte Platz in meiner Klasse ;-) Natürlich auch Andreas, mein langjähriger "Kollege" aus der Thermentrophy und bei den Damen Claudia, die Vorjahressiegerin und Manuela, auch nicht gerade unbekannt in unserer Gegend ;-) Weil die Strecke so kurz ist und damit es im Turm kein Gedränge gibt wird in 10er Gruppen gestartet - alle 5 Minuten eine Gruppe. Ich starte in der letzten Gruppe also verbringe ich die Zeit mit Plaudern mit Patrick der wieder das Fotografieren übernimmt und Claudia die sich freut Kira wieder zu sehen. Die vorletzte Gruppe mit Claudia ist weg und es wird ernst - wer ist denn da noch über, an wem kann ich mich orientieren? Aha, der Thomas - na der ist zu schnell für mich, beim Rest weiß ich es nicht genau. Also werde ich mein eigenes Tempo laufen - nicht zu schnell beginnen und ab dem flachen Mittelstück auf der Waldstraße zulegen, schauen daß noch genug Saft für die Stufen auf der zweiten Streckenhälfte und natürlich für den Turm überbleibt. Besonders da es heuer eine eigene Turmsprint-Wertung gibt und da will ich gut abschneiden!

Also Schuhe fest zugeknüpft und dann heißt es 3 - 2 - 1 - LOS! Thomas zischt wie erwartet davon, ich probiere garnicht erst zu folgen. Locker gehe ich die Steigung an - ich weiß daß es da noch steiler wird, also keine Hektik! Dennoch bin ich überrascht daß sich Manuela an mich anhängt - wau, die ist gut drauf! Nach kurzer Zeit überholt mich Harald und zieht davon - Hut ab, wenn der das Tempo durchhält aber warten wir mal. Der Hohlweg führt mittelsteil durch den Wald bergauf. Zwar etwas holprig durch Wurzeln und Steine, manchmal ausgewaschen oder laubbedeckt aber ich mag solche Verhältnisse. Mein Puls pendelt sich auf hohem Niveau ein, Atmung passt auch, ich bin auf Betriebstemperatur und laufe mit Druck aber noch immer recht locker und genüßlich bergauf. Manuela ist inzwischen abgerissen doch jemand anderer arbeitet sich an mich heran, scheint dabei aber ordentlich zu kämpfen - jedenfalls mehr als ich. Knapp bevor wir links auf die Forststraße einbiegen schiebt sich Alexander an einer steilen Stelle an mir vorbei - das kostet Kraft! Die habe ich mir bisher aufgespart und kaum auf der Straße angekommen gebe ich auf dem Flachstück kräftig Gas. Schwupp und vorbei an Alexander, wo steckt Harald? Uiuiui, der hat sich weit abgesetzt, ist gut 100m vor mir, das wird schwierig ... aber mal sehen. Bis zur Abzweigung rechts hinauf in den Wald hab ich schon ein wenig aufgeholt und jetzt kommt der anstrengende Teil mit den Steinstufen hinauf zum Harzbergturm. Zähne zusammenbeißen und draufbleiben, immer 2 Stufen auf einmal - die kürzeren Treppenstücke laufe ich, die längeren muß ich gehen, auf den Wegstücken dazwischen versuche ich wieder Kräfte zu sammeln ... rum um die Serpentine ... wieder Treppen ... pffff ist das anstrengend! Jetzt rast der Puls wirklich, lange halte ich das nicht durch aber ich komme Harald näher! Noch ein letztes langes Treppenstück, an ein paar Wanderern vorbei dann führt der Weg flacher werdend zum Turm und Harald ist nur mehr gut 20m vor mir! Wenn ich jetzt Vollgas gebe dann könnte ich ihn bis zum Turm erwischen - aber dann käme ich die Stufen nicht mehr rauf ;-) Ich nehme im Gegenteil ein wenig Tempo raus, spare alle Kräfte die ich noch habe für den Turmsprint. Und los geht´s, begleitet von der Lautsprecherdurchsage rein in den Turm, immer 2 Stufen auf einmal im Laufschritt, dann um´s Eck und das nächste Stockwerk rauf. Vor mir höre ich Harald und merke, daß ich ihm näher und näher komme. Verflixt, wo steckt der Kerl, das hört sich an als ob er unmittelbar vor mir läuft - aber in dem kahlen Turm-Treppenhaus täuscht das wohl ein wenig. Stockwerk um Stockwerk sause ich hinauf und endlich - DA IST ER! Aber es ist zu spät, das ist das letzte Stockwerk. Ein paar Stufen vor dem Ziel bin ich zwar unmittelbar an ihm dran aber ich komme nicht mehr vorbei, taumle direkt hinter ihm keuchend auf die Aussichtsplattform. Wahnsinn, war das anstrengend! So außer Atem war ich schon lange nicht mehr, auch nicht gestern nach dem Meilenlauf.

Ich muß ein wenig durchatmen, bin aber nicht der einzige - auf der Aussichtsplattform stehen und sitzen einige schnaufende und erschöpfte LäuferInnen ;-) Dann der Blick auf die Uhr - 10:06. Naja, ich wollte unter 10:00 bleiben, dafür hat es knapp nicht gereicht aber übel ist das trotzdem nicht. Bin neugierig welche Platzierung ich erreicht habe. Bis zur Siegerehrung stärke ich mich am Zielbuffet mit Kuchen und Kaffee, beschäftige Kira und plaudere mit meinen zahlreichen Bekannten, dann wird es spannend: Bei den Damen gewinnt Manuela in 11:20 vor Claudia in 11:40 und Julia in 12:49, bei den Herren in der 50er Klasse wie erwartet Mario in 8:31 (der damit auch die Gesamtwertung gewinnt!) vor Günter in 8:59,5 und der dritte Platz bleibt wie erhofft mir in 10:06 vor Andreas in 10:39. In der Turm-Wertung werde ich in 36,9 Sekunden Gesamt-Siebenter, nur 3,9 Sek. hinter Mario - auch nicht übel! Und als Draufgabe gibt es wieder einen sehr schönen Pokal in Form des Harzberg-Turmes! Also dafür lohnt sich so ein 1400m - Lauf allemal ;-)

Noch einmal geht es hinauf auf den Turm für ein paar Fotos und um die Aussicht in Ruhe zu genießen, dann mache ich mich mit Patrick und Kira an den Abstieg, die Rennstrecke retour und zum Parkplatz beim Weingut Schlossberg wo Kira erst in Claudia´s und dann in Patrick´s Auto mitfahren möchte. Ich habe aber andere Pläne - wir sind hergelaufen, wir laufen auch wieder zurück nach Baden! Also Kira, weiter geht´s! Das lässt sie sich dann doch nicht zweimal sagen und wir ziehen los durch die leuchtende Herbstlandschaft, vorbei am idyllischen "Lausturm" zum Weingut Kaiserstein, hinauf in den Wald zum WW448 und weiter zum Sieghartstalgraben. Eigentlich will ich von dort den kürzesten Weg zurück nach Baden nehmen aber Kira macht mir klar daß sie jetzt doch Lust hat noch ein Stück weiter zu laufen - ich soll doch einfach ihrer Nase folgen. Warum nicht? Mir geht´s ausgezeichnet, das Wetter ist traumhaft, mal sehen über welche unbekannten Wege uns Kira´s Nase führt ;-) Erstmal rauf und runter durch die Weingärten und dann bergauf in den Wald - na gut, mach ich halt noch ein paar extra Höhenmeter. Siehe da, da ist eine Art kleiner Steinbruch - den kenne ich garnicht! Weiter geht es über einen schönen Waldweg auf dem es eine Menge zu schnuppern gibt und schließlich kommt mir die Gegend wieder bekannt vor - aha, das ist die Steinbruchgasse zum Jägerhaus, alles klar! Flott sausen wir die hinunter Richtung Stadt. Kira interessiert sich für ein paar Hühner die in einem Garten herumlaufen und ich genieße nochmal den schönen Blick von dort oben bevor wir endgültig in die "Zivilisation" eintauchen und am Strandbad vorbei und durch den Doblhoffpark nach Hause traben. Und wenn ich nächstes Jahr "Harzbergsprint" höre dann denke ich an einen wunderschönen Laufausflug mit Kira inklusive einer knackigen "Berg-Sonderprüfung" mit Freunden und bin sicher wieder mit dabei!

Viele Grüße bis zum nächsten Bericht,

Hans

P.S.: Ergebnisse und Fotos zum Lauf gibt es auf http://www.kurstadtlauf.at/harzbergsprint/
P.P.S.: Danke Gerhard und Andreas daß ihr meinen Pokal "gerettet" bzw. "nachgeliefert" habt :-)