Inhaberin Gabriele Luksch im Interview:
"Gabis Naturkostladen" schließt mit Ende Juli
BEZIRKSBLÄTTER: Sie schließen mit Ende Juli Ihren Bio-Laden in Kottingbrunn. Gerade in einer Zeit, in der doch „bio“ und „regional“ angeblich boomen? Was sind die Ursachen für diese Entscheidung?
GABRIELE LUKSCH: Meine Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen, aber man muss wissen, wenn es nicht mehr geht. Bei einem Kundeneinbruch von fast 70 Prozent braucht man über den Umsatzverlust nicht mehr reden. Die Kunden haben entschieden und das muss ich respektieren.
Es war glaub ich auch das einzige Geschäft in der Region mit so einem Konzept - bio, regional und unverpackt, oder?
Ja, aber die Menschen haben sich leider wieder mehr und mehr zum Discounter hinbewegt, weil auch die erkannt haben, dass bio eine Produktschiene ist, die gefragt ist. Leider hatte ich nicht die Möglichkeit, in den Medien Werbung zu machen und die breite Masse anzusprechen, so wie Billa und Co. Nachhaltig einkaufen heißt auch jeden Einkauf planen und das war sicher einigen Kunden mit der Zeit zu mühsam.
Angesichts dieser Entwicklung: Hat „bio“ und „regional“ beim Einkaufen doch noch Zukunft? Was bräuchte es dafür?
Ja es hat Zukunft, nur müssen die Kunden auch bereit sein den Preis zu zahlen. Kleine Geschäfte, wie ich es bin, haben nicht die Verhandlungsspannen wie die großen Konzerne. Ich kaufte teilweise teurer ein, als es der Discounter verkauft. Wo bleibt da die Gerechtigkeit und die Sinnhaftigkeit? Man wird regelrecht ausgeblutet mit der Preispolitik. Hinzu kamen auch noch die vielen Bauernmärkte, die zu Zeiten von Corona entstanden sind. Den Kunden ist das Wort regional schon oft genug um ein gutes Gefühl zu haben Gutes eingekauft zu haben. Dass das jedoch nicht reicht, ist vielen nicht bewusst. Nur die Kombination Bio und Regional erhält uns gesund und unterstützt auch die Nachhaltigkeit.
Inwiefern beobachten Sie eine generelle Veränderung des Einkaufsverhaltens - und wie könnte man doch noch gegensteuern?
Zuerst hat Corona die Menschen zum Umdenken gebracht. Gesundheit ist wichtig und das kann ich mit einer gesunden Ernährung und nachhaltigem Einkaufen unterstützen. Diese Einstellung ist mit jedem Lockdown-Ende wieder ein stückweit verschwunden, bis hin zu der Einstellung, dass ein Einzelner ja nichts gegen die Klimakrise tun kann. Diese Einstellung bringt eben jeden wieder dazu, in den alten Trott zu verfallen und gute Ansätze mit "unverpackt, plastikfrei und nachhaltig" in den Hintergrund zu schieben. Nachsteuern kann man nur damit, dass die großen Konzerne endlich aufhören, mit ihrem Preisdumping die Kleinen kaputt zu machen. Denn das macht letztendlich auch die kleinen Bauern kaputt.
Was zeichnet ein „gesundes Lebensmittel“ oder „gesunde Kosmetik“ aus? Und soll das seinen (teureren) Preis haben oder könnte regional angebaute Nahrung nicht tatsächlich (aufgrund kurzer Lieferketten) sogar billiger sein?
Ein gesundes Lebensmittel fängt bei der Produktion an. Also ein biologischer Anbau, kurze Lieferketten und Regionalität. Der Preis ist leider das, nach dem der Kunde beurteilt, ob es für ihn zum Kaufen ist oder nicht. Es machen sich viel zu wenig darüber Gedanken, was mit dem Preis alles verbunden ist. Auch der Produzent muss angemessene Löhne zahlen können und von seiner Arbeit leben. Das blendet die Großzahl der Käufer aus. Es muss billig sein. Aber nur mit "billig" lässt sich ein gutes Produkt nicht herstellen.
Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf Ihr Geschäft zurück?
Ich bereue keinen Tag und bin froh es gemacht zu haben. Nur wer wagt gewinnt, und ich bin reich an Erfahrung geworden und weiß, dass ich dem ein oder anderen Kunden beim Einkauf ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte.
Und wie blicken Sie persönlich in die Zukunft?
Meine Zukunft liegt jetzt in einem anderen Bereich. Ich werde mich dem sozial betreuten Wohnen widmen und mein Wissen dort einbringen, um Menschen, die ihre Existenz verloren haben, wieder in ein normales Leben zurückzuhelfen. Ich brauche eine sinnerfüllte Beschäftigung und werde noch viele Jahre aktiv bleiben, solange ich gesund bin. Man gibt nur einen Brief auf, aber nicht die Hoffnung auf eine bessere Welt.
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