Theater: Kratzen am Mythos der romantischen Liebe
Gastspiel des Landestheater St. Pölten in Baden: "Romeo und Julia" grausam ehrlich inszeniert.
BADEN/ST. PÖLTEN. Eine Bereicherung für den Spielplan der Bühne Baden stellen die regelmäßigen Schauspiel-Gastspiele des St. Pöltner Landestheaters dar. Am 19. und 20. Dezember wurde dem Publikum eine moderne Version des Liebes-Klassikers "Romeo und Julia" von William Shakespeare dargeboten.
Der Klassiker neu inszeniert
Regisseur Sebastian Schug rüttelt in seiner Inszenierung gewaltig am Mythos des romantischen Liebestodes. Romeo (Tim Breyvogel) spielt einen vom ersten Blick an von Julia (Seyneb Saleh) hingerissenen jungen Mann, der nur das Pech hat, einer mit Julias Clan verfeindeten Gruppe anzugehören. Seine Liebe wird von Julia erwidert - und man weiß, dass das fatal endet.
Bewusst vermischt der Regisseur Kleidungs- und Musikstile und Waffenarten, um dem Publikum Interpretationsmöglichkeiten offen zu halten. Ist "Romeo und Julia" die Geschichte einer "Amour fou"? Eines Bandenkrieges? Eines nachrichtentechnischen Pechs? Eines gewaltigen Missverständnisses? Eines aber ist Schugs "Romeo und Julia" nicht: die Geschichte eines romantischen Liebestodes. Sowohl der Selbstmord von Romeo durch Gift als auch der Herzstich von Julia haben mit "sanftem Entschlafen" nichts zu tun.
"Grausame Romantik" am Landestheater St. Pölten
Indem er diesen Liebestod auch in seiner körperlichen Grausamkeit darstellt, kratzt Schug gewaltig am Mythos der romantischen Liebe. Im Programmheft darf man dazu ein interessantes Interview nachlesen, das dem Phänomen der so genannten "großen Liebe" durchaus kritisch begegnet.
Das Stück ist noch bis 31. Jänner im St. Pöltner Landestheater zu sehen.
Das nächste Schauspiel am Stadttheater Baden ist am 23. und 24. Jänner 2018 zu erleben. Da steht Árpád Schillings, bei der Premiere in St. Pölten gefeiertes Theaterprojekt, "Die Erleichterung" am Programm. www.buehnebaden.at
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