Mit 6000 Volt gegen die Wildschwein-Plage
BADEN. Spaziergänger am Badner Berg sind irritiert. Seit Neuestem verschandeln weiße Elektrozäune die idyllische Weinlandschaft. "Gönnen uns die Bauern keine Kostproben von ihren Trauben?", fragen sie sich. Doch es gibt noch andere Wesen am Badner Berg, denen Merlot, St. Laurent, Zweigelt oder Grüner Veltliner zur Erntezeit gut schmecken und die weit mehr Schaden anrichten. Sie kommen nachts rudelweise aus dem Wald und saugen die süßen Trauben aus: Wildschweine.
Winzer Bernhard Ceidl zeigt einen seiner Rotweingärten. Ein gutes Drittel der Trauben ist vernichtet. Er hat noch keinen Elektrozaun, weiß sich aber bald auch nicht mehr zu helfen.
Sein Cousin Christian wurde schon vor zwei Jahren aktiv, und immer mehr Winzer gewinnen der Idee etwas ab: Elektrozäune schützen die Weingärten am wirkungsvollsten. Christian Ceidl: "Die Zäune versetzen den Tieren Elektroschläge, das schreckt sie ab. Wir wollen nicht zuschauen, wie uns die Wildschweine, die immer mehr werden, die Arbeit eines ganzen Jahres vernichten." Voriges Jahr hatte er auf 3.500 Quadratmetern einen Traubenverlust von über 1.000 Kilo. So konnte es nicht weitergehen. Bei einem Krisengipfel auf der BH Baden wurde gemeinsam mit der Jägerschaft überlegt, was man tun könnte.
Wildschweine schießen, das klingt ja gut und schön. "Aber gerade am Badner Berg sind ständig Freizeitsportler unterwegs, sogar nachts mit Stirnlampen, der Abschuss der Wildschweine ist schwierig, man darf ja niemanden gefährden", sagt Hegeringleiter Johann Gunhold. In den Zäunen fließt der Strom mit bis zu 6.000 Volt (Spannung), aber mit geringen Ampere (Stärke). Freilaufende Hunde, die das ja auch nicht dürften, erleiden an so einem Zaun einen elektrischen Schlag und merken sich die Gefahr. "Ich hätte auch lieber keinen solchen Zaun", sagt Christian Ceidl. Der Zaun in der Länge von zweimal 5.000 Metern kostet nicht nur Geld - 3.000 Euro, sondern macht auch Arbeit. Er gehört ständig gewartet, und das kostet Zeit und Arbeitskraft. Nach der Lese wird er wieder abgebaut. "Wir bitten um Verständnis für diese Maßnahme", sagen die Weinhauer und der Jäger.
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