Jugendsprache als Karrierekiller?
Zwischen Faszination und Ablehnung
Das Jugendwort des Jahres 2022 ist also „Smash“ - ein Wort mit vielen Bedeutungen. Es lässt von der Nutzung der Dating-App Tinder ableiten. „Smash“ ist also gut, „Pass“ schlecht. Weitere Bedeutungen sind mit jemanden etwas anfangen oder Sex haben wollen. Ein Wort mit Fettnäpfchen-Potenzial, aber das haben Jugendwörter so an sich.
BEZIRK BRAUNAU. Das ist das Ergebnis des aktuellen Langenscheidt-Votings, welches am Dienstag, dem 25. Oktober, veröffentlicht wurde. Jugendsprache fasziniert seit jeher, findet aber auch viel Kritik. Goethe hat 1788 eine Sammlung an Worten aus der Studentensprache angelegt. Als Weimarer Minister musste er sich mit Unsitten in der Sprache auseinandersetzen. Einige Worte mochte er selbst auch ganz gerne. Viele Begriffe aus seiner Zeit sind heute noch üblich, wie „Pech haben“.
Über das Jugendwort des Jahres gibt es zuverlässig Streit. Warum genau dieses und kein anderes? Wer kennt das denn? So spricht doch keiner! Manches wird als diskriminierend empfunden. Hier kann sich auch „Smash“ einreihen. Viele haben das frisch gekürte Wort noch nie gehört oder setzen es nicht richtig ein. Wer es falsch einsetzt oder zu alt für Jugendsprache ist, ist "cringe", also zum Fremdschämen. Bei manchen Kreationen stellt sich die Frage, ist das überhaupt ein Wort? Akademisch betrachtet ist YOLO eine Abkürzung für ein Lebensmotto.
Für Kritik sorgt vor allem die Verkümmerung der Sprache und mangelnde Differenziertheit.
So haben einige Lehrer und andere kritische Geister ein Problem mit dem Wort „Oida“ - als universelle Anrede oder Ausdruck des Erstaunens. Auch eine Nivellierung nach unten findet hier angeblich gerade statt.
Chef mit "Oida" ansprechen?
Eine Chefin oder einen Chef mit „Oida“ ansprechen, wäre keine gute Idee, meint Marianne Hagenhofer aus Mining, ehemalige Leiterin des AMS Braunau und NRabg. a. D. Auch die Vermischung der Sprache aus deutschen und englischen Wortteilen findet sie nicht gut. Sie hat sich an die Redaktion gewendet, weil sie die Wortwahl in der Werbewirtschaft kritisieren möchte. „Wie soll eine Lesepatenschaft funktionieren, wenn Kinder und Jugendliche sich auf das beziehen, was an jeder Plakatwand zu sehen ist?“ Für die Wirtschaft wäre das schlecht, wenn Jugendliche nicht mehr richtig sprechen können, so Hagenhofer weiter. In den Ergebnissen der PISA-Studie sieht sie sich bestätigt. Grundsätzlich sei gegen Dialekt nichts einzuwenden. Was Hagenhofer stört ist das Sprach-Wirrwarr - und der damit verbundene Eindruck, den Mitarbeiter oder Bewerber hinterlassen.
Eine endgültige Klärung, ob diese Entwicklung gut oder schlecht ist, gibt es nicht. Es hängt von den jeweiligen Standpunkten ab. Während einige Pädagogen kein Problem damit haben und es als soziologisches Bedürfnis in einem gewissen Alter einstufen, sehen das andere als Verkümmerung der deutschen Sprache oder gar als Hindernis für die Karriere.
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