Thomas Stottan im Interview
"Hochkomplexe Technologien für Endverbraucher intuitiv und simpel nutzbar machen"

Thomas Stottan | Foto: Audio Mobil
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Wie kriegt man die Technik von Autos menschlicher, wer übernimmt die Haftung bei selbstfahrenden Autos und was erwartet Interessierte bei der Langen Nacht der Forschung? Darüber haben wir mit Thomas Stottan von der Firma Audio Mobil in Ranshofen gesprochen. Außerdem hat er ein bisschen verraten, woran er gerade forscht und wie lange es dauert, bis die Forschungsarbeit im Alltag zu finden ist. 

Thomas Stottan | Foto: Audio Mobil



Ihre Firma Audio Mobil investiert seit mehr als 30 Jahren in Forschungskooperationen und Patente: Können Sie kurz für den Laien verständlich machen, worum es in Ihrer Arbeit geht

Stottan: Usability, also die Benutzerfreundlichkeit und intuitive Funktionen von Elektronik, sind jene Leitlinien, die als Motivator hinter diesen Kooperationen und Zusammenarbeiten mit Universitäten sowie Forschungseinrichtungen zu finden sind. Wie ich immer propagiere: „Die Technik zu humanisieren und nicht den Menschen technisieren!“: Das ist der Grundgedanke hinter diesen Kooperationen.

Und diese Form der angewandten Forschung gibt uns mit innovativen Ergebnissen und daraus ableitbaren Serien-Produkten stets recht. Seit Unternehmensgründung gestalten wir den automotiven Markt aktiv mit. Das macht es spannend und hochdynamisch zugleich – für unsere Mitarbeiter:innen ebenso wie für unsere Forschungspartner wie natürlich auch unsere Kunden.

Sie setzen sich mit der Verbindung Mensch zu Maschine + Maschine zu Umwelt auseinander: Wo liegen hierbei die besonderen Herausforderungen? 

Wie bereits erwähnt, liegt die größte Herausforderung darin zu suchen, hochkomplexe Technologien für Endverbraucher intuitiv und simpel nutzbar zu machen. Was sich in diesem Kontext einfach anhört, ist aufgrund der ansteigenden Komplexität in der Hard- und Software-Architektur moderner Fahrzeuge eine echte Challenge.

Foto: Audio Mobil

Hier gilt es, kreative und nachhaltige Lösungen zu finden, damit alle Fahrzeugnutzer:innen ein System gleich gerne und gut verwenden können und möchten. Denken Sie zudem an kulturelle Unterschiede und persönliche Befindlichkeiten – wir agieren innerhalb der automotiven Industrie, die global angesiedelt ist und deren Fahrzeuge weltweit verkauft werden. Vergessen wir auch nicht Gender-Spezifika, die für eine Nutzung ebenfalls unterschiedliche Zugänge verfolgen können – was für den Mann superpraktisch erscheinen mag, kann für die Frau fürchterlich umständlich erscheinen und umgekehrt. Technologische Schnelllebigkeit und häufige Update-Anforderungen von Fahrzeug-Systemen sind weitere Anforderungen an unsere Entwicklungen.

Man muss sich plakativ vor Augen halten, dass bei Audio Mobil an Systemen und Technologien gearbeitet wird, die zum Teil erst in zehn bis 15 Jahren in Serienfahrzeugen zu finden sind. Dafür müssen Sie im Team Verständnis schaffen – das ist es aber auch, das unsere Arbeit so reizvoll macht. Was das allseits gerne kolportierte Thema des automatisierten Fahrens betrifft: Hier habe ich eine konkrete Meinung, die sich nicht ganz mit den marketinginduzierten Aussagen deckt, wonach wir uns scheinbar bald hochautomatisiert chauffieren lassen können.

Aus meiner persönlichen Sicht wird dies noch etwas dauern. Es gilt in diesem Zusammenhang auch, rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die aktuell nicht ausjudiziert sind.

Konkret spreche ich hier die Fragestellung der „Verantwortlichkeit“ bei Unfällen an – wer zeichnet verantwortlich, wenn ein autonom bewegtes Fahrzeug einen Unfall verursacht? Viele dieser Details bedürfen einer näheren Betrachtung der jeweiligen Ländergesetzgebung und müssen das Fundament weiterer Schritte in die Hochautomatisierung sein. Bei der Langen Nacht der Forschung werde ich auf das Thema genauer eingehen und Fragen dazu beantworten.

Sie entwickeln technische Lösungen mitten im Innviertel: Was macht den Standort hier für Sie so reizvoll? 

Die Frage beinhaltet bereits eines der Hauptargumente: Das Herz des Innviertels. Und mit viel Herz agieren hier auch die Menschen und unsere Mitarbeiter:innen. Das macht eine Betriebsansiedlung im Innviertel so attraktiv. Typische Innviertler und alle, die sich hier beheimatet fühlen, verfügen neben einer ehrlichen Geradlinigkeit über Witz, Charme und vor allem Authentizität. Gerade diese Authentizität ist es immer wieder auch, die unsere internationalen Kunden schätzen und explizit ansprechen.

Dass das geografische Gebiet am Inn in Grenznähe zu Bayern eine Natur-Oase ist, neben Sport- und Kulturangeboten auch die vielzitierte Ruhe und nicht zu vergessen einzigartige Kulinarik hinzukommt, machen eine Standortfrage nur umso attraktiver. Die verkehrsgünstige Anbindung an Autobahnen und Schnellstraßen oder Bahn-Linien vereinfachen speziell den persönlichen Kontakt zu unseren Kunden. In großen Ballungszentren haben Sie meist längere Anreisezeiten zu internationalen Flughäfen, als von Ranshofen nach München, Salzburg oder Linz.

Sie kooperieren mit unterschiedlichen Partnern: Von der Kunstuni Graz, zur Asfinag bis hin zu Ministerien: Was ist Ihr gemeinsamer Ansatz? 

Audio Mobil verfolgt seit Unternehmensgründung nicht ausschließlich den Ansatz, wirtschaftlich erfolgreich zu existieren. Es ist viel mehr der Grundgedanke, die Mobilität als Gesamtheit positiv zu beeinflussen - für alle Verkehrsteilnehmer:innen sicherer und attraktiver zu gestalten. Dies kann singulär weder als börsenotierter Konzern noch als kleines oder mittelständisches Unternehmen – um uns anzusprechen – realisiert werden. Hierfür werden Netzwerke und vor allem auch Partner mit Verständnis für das große Ganze benötigt, die wir im Rahmen unserer Unternehmens-Historie für unser Handeln gewinnen konnten.

Neben innovations-relevanten Entwicklungsarbeiten an unseren Kunden-Aufträgen konnte in kürzerer Vergangenheit gemeinsam mit der ASFINAG das Referenz-Projekt „Testfeld Telematik“ realisiert werden. Challenge-Trophies wie aktive Lärmreduzierung entlang von Autobahn-Sektionen, die Initiative „Car Interactive Safety“, wo an Ablenkungs-Reduktionen im Fahrzeug gearbeitet wird, oder eine Partnerschaft von IT- und Automobil-Cluster, welche die Digitalisierung innerhalb der Automobilindustrie vorantreibt - diese und viele andere Handlungen gemeinsam mit Netzwerkpartnern belegen unser unternehmerisches Engagement, dem allumfassenden Thema Mobilität die Handschrift der Audio Mobil zu ergänzen.

Wahrscheinlich dürfen Sie noch nicht zu viel verraten: Aber woran forschen Sie aktuell genau? 

Um nicht allzu viel zu verraten: Es handelt sich um ein Audio-Thema, die Nutzung akustischer Signale in einer eigenen, persönlichen Hör-Zone zu ermöglichen - möglichst ohne mitreisende Passagiere zu stören. Das ist in einem abgegrenzten Umfeld wie in einem Fahrzeuginnenraum hochkomplex und zugleich höchst spannend. Erste Lösungen sind vielversprechend und die weitere Umsetzung sollte zu tollen Ergebnissen führen, die uns allen künftig die akustische Interaktion in Fahrzeugen erleichtern und verbessern.

Unser in der weltweiten Medienlandschaft kolportiertes interaktives Lenkrad, das alle Bedienelemente inklusive Display in einem Bedienelement bündelt und damit das konventionelle Dashboard bereinigt, ist eine weitere Forschungs-Richtung, die speziell für den Einsatz in Klein- und Kleinstfahrzeugen weiterverfolgt wird. Kurzum fühlen sich speziell Tüftler und Entwickler mit großem Erfindungsreichtum sehr wohl bei Audio Mobil.

Am 20. Mai ist die Lange Nacht der Forschung: Was haben Sie  vorbereitet?
 

Die Lange Nacht der Forschung nutzen wir einerseits dazu, alle Besucher:innen über die Tätigkeiten von Audio Mobil zu informieren – speziell im Forschungsbereich. Wir wollen zeigen, dass sich Forschung nicht nur auf große Städte mit namhaften Universitäten oder das kalifornische Silicon Valley konzentriert, sondern auch im Innviertel möglich ist.

Die Besucher dürfen auch an diversen Studien aktiv teilnehmen und so zur Verbesserung der Bediensicherheit eines Autos beitragen. Nichtsdestotrotz freuen wir uns, auch unsere kürzlich ergänzten baulichen Einrichtungen präsentieren zu dürfen. Modernste Produktionseinrichtungen mit immens viel Licht und Ausblick auf ein Naturschutzgebiet, topmodernes Equipment in der Qualitätssicherung für Bauteilsicherungen und eine Erweiterung der Entwicklungsabteilung sollten für Besucher:innen einen spannenden Einblick in das tägliche Arbeiten der Audio Mobil realisieren.

Was den Forschungskontext anbelangt, haben wir fünf Stationen vorbereitet, bei denen unsere Besucher:innen aktiv (mit-)forschen können.

Wir hoffen, viele Besucher:innen für die bereitgestellten Stationen begeistern zu können. Vielleicht ist unser Tätigkeitsgebiet ja so interessant, das wir neue Mitarbeiter für unser Team gewinnen können. Ein interessantes und dynamisches Arbeitsumfeld ist es allemal, über das wir verfügen. Und dazu ein Arbeitsumfeld mit Zukunftspotenzial – Mobilität ist eines jener Grundbedürfnisse, das die Menschheit seit ihrer Evolution stetig zu optimieren verfolgt.

Wie sieht für Sie der ideale Arbeitsplatz für Mitarbeiter:innen in einem solchen Tätigkeitsfeld aus?

Das Optimum ist ein Umfeld, wo die persönliche Entwicklungsmöglichkeit von Mitarbeiter:innen an erster Stelle steht. Nur, wenn sinnstiftende Tätigkeiten verfolgt werden, ein offenes Team gegenübersteht und man sich verstanden fühlt, können diese speziellen Fähigkeiten von Kolleg:innen genutzt werden. Kurzum eine Win-Win-Situation für Mitarbeiter, das Team und letztlich das Unternehmen. Das sind die echten Benefits, die ein ideales Arbeitsumfeld ausmachen.

Foto: Audio Mobil

Ergänzt durch angenehme Licht-, Klima- und Zeitressourcenverhältnisse und zeitgemäße Arbeitsmittel, können Potenziale gehoben werden, die für unsere täglichen Aufgabenstellungen notwendig sind. Und das ohne Überorganisation und die notwendige Form der Freiheit. Dass auch wir bei Audio Mobil ein tolles Umfeld im Grünen bieten, individuell gestaltbare und ergonomische Arbeitsplätze sowie ein ausgeklügeltes Mitarbeiter:innen-Gesundheits-System, für das wir den oö. Gesundheitspreis gewinnen konnten, sind Begleiterscheinungen. Eine Summe interessanter Arbeitsumfelder schaffen, wo man sich kreativ und frei einbringen sowie verwirklichen kann, wo Ideen anerkannt und umgesetzt werden. Oder anders formuliert: Interactive Thinking!

Herzlichen Dank für das Gespräch! Wir sehen uns am 20. Mai. 

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