"Alles rund um's Tier"
Amtstierarzt Josef Stöger gewährt uns einen Einblick in seinen – äußerst vielfältig und sehr spannenden – Tätigkeitsbereich.
BRAUNAU (penz). Welche Aufgaben bewältigt ein Amtstierarzt tagaus, tagein? Josef Stöger, Amtstierarzt an der BH Braunau, hat es uns verraten: Einen großen "Brocken" machen Exporte und Importe von tierischen Lebensmitteln – sei es Milch, Joghurt, Käse, Eier oder Fleisch – und Lebendtieren aus. Stöger kontrolliert vor jedem Export, ob alle Auflagen erfüllt sind. "Jedes Land stellt andere Bedingungen, die zu überprüfen sind, bevor das Gut den Bezirk verlässt."
"Frei von Maul- und Klauenseuche" ist etwa ein Punkt auf den seitenlangen Anträgen. Hat alles seine Richtigkeit und die passende Qualität, setzt Josef Stöger seinen Stempel darunter. Welche Bewegungen hier stattfinden, notiert sich Stöger ganz genau. Fische, Schweine, Puten, Rind. Nach Deutschland, Italien, Tschechien, Schweiz. Pro Tag bearbeitet er etwa vier Verladungen.
Der Tierschutz muss gewahrt bleiben
Weiters muss der Tierschutz gewahrt bleiben. "Pro Jahr erhalten wir um die 150 Anzeigen über Tierquälerei. Sobald uns eine Meldung erreicht, mache ich mir ein Bild vor Ort", erklärt Stöger. Angestrebt wird eine sofortige Maßnahme zur Verbesserung des Tierwohls. Ist dies nicht möglich, werden Fristen gesetzt – seien es ein Umbau, ärztliche Maßnahmen etc. Werden die Anweisungen nicht umgesetzt, kommt es zu Strafen. Ist die Situation aber derart schlecht, kann es auch zu sofortigen Tierabnahmen kommen. "Binnen Minuten muss ich die Situation abschätzen. Die Auswirkungen sind für viele existenziell. Da wird es oft emotional."
Auch die Lebensmittelkontrolle fällt in den Zuständigkeitsbereich der Abteilung. Dabei werden Nahrungsmittel tierischen Ursprungs etwa auf Rückstände überprüft. Ebenso muss die Gesundheit der Tiere, von denen die Produkte stammen, passen. Das alles wird bei Schwerpunktkontrollen überprüft. Als Anhaltepunkt gibt es ein Verzeichnis über die landwirtschaftlichen Betriebe im Bezirk. Nach Zufallsprinzip wird ausgewählt, welcher Betrieb wann inspiziert wird. "Unangemeldet, versteht sich."
Auf die Checkliste beim Kontrollbesuch fällt auch die Hygiene am 'Arbeitsplatz', wenn es um Lebensmittel geht. Und: "Tierschutz muss auch bei der Schlachtung eingehalten werden."
"Afrikanische Schweinepest" droht sich auszubreiten
Ein Auge hat der Amtstierarzt immer auf Tierseuchen. Derzeit sind alle Blicke auf die tschechische Grenze gerichtet, an der sich die afrikanische Schweinepest nach Österreich auszubreiten droht. Die Schweinepest betrifft Haus- und Wildschweine, ist für den Menschen aber nicht ansteckend. Die Afrikanische Schweinepest wird vor allem durch infizierte Schweine und das Verfüttern kontaminierter Speiseabfälle übertragen. Das Virus kann aber auch über nicht gereinigte Transportfahrzeuge oder über Ungeziefer weiterverbreitet werden.
Der Erreger kann Wochen bis Monate in Fleisch und Fleischwaren überleben. Während in der akuten Form deutliche Krankheitssymptome gezeigt werden und zahlreiche Tiere verenden, kann die chronische Verlaufsform unter Umständen auch symptomlos verlaufen. Dies birgt die Gefahr der unbemerkten Weiterverbreitung des Erregers in sich.
Einer der agrarstärksten Bezirke
Unterstützt wird Stöger von Amtstierärztin Verena Holl (Teilzeit angestellt), Chefsekretärin Andrea Bernroitner und Sandra Pieringer. "Andrea schaut, dass alles läuft", ist Stöger für die tatkräftige Unterstützung dankbar.
Der Bezirk Braunau ist einer der agrarstärksten in ganz Österreich. "Wir haben mehr Rinder als Vorarlberg und mehr Schweine als das Burgenland. Braunau hat die größte Molkerei und den größten Schlachthof Österreichs", sagt Stöger und Bezirkshauptmann Georg Wojak ergänzt: „Unser kompetentes Team um die Amtstierärzte Josef Stöger und Verena Holl hat ein sehr wichtiges Aufgabengebiet, denn wir sind dank vieler tüchtiger Landwirte ein sehr agrarintensiver Bezirk mit rund einer Millionen Hühnern, 100.000 Schweinen und 70.000 Rindern. Neben der artgerechten Haltung exotischer Tiere ist mir auch der Tierschutz sehr wichtig. Denn Tierschutz ist Erziehung zur Menschlichkeit, wie wir seit Albert Schweitzer wissen! Und auch dieser Bereich wird von den Experten der BH abgedeckt.“
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